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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Kampfstellung. »Na, wie isses, Arschloch?«, höhnte er.
    »Wollen Sie Ihr Glück mal mit nem Nigger versuchen?«
    »Trauen Sie ihm nicht«, sagte Sophie hinter ihm mit einer Stimme, die wie aufgeschürft klang. »Er ist wahnsinnig. Ich bin überzeugt, er hat seine Frau getötet. Und er wird Sie töten, wenn es geht.«
    Franek lachte leise. »Sie redet nichts als Unsinn«, sagte er. »Sie ist eine sehr dumme Frau. Bla-bla-bla – die ganze Zeit. So, und jetzt tun Sie, was Sie versprochen haben. Sorgen Sie dafür, dass Franek am Leben bleibt.«
    Jimmy richtete sich auf und ließ seine Hände friedfertig an seinen Seiten herabfallen. »In Ordnung, Baas, aber ohne Milosz geh ich hier nicht weg.« Er ging einen Schritt auf das Bündel in der Ecke zu, das sein Freund war, hörte Sophies Entsetzensschrei, als Franek sich auf ihn stürzte, und empfing den alten Mann mit einem Faustschlage an den Kopf. »Wie ich schon sagte«, brummte er, die Knöchel seiner rechten Hand massierend, »mir ist noch nie ein Irrer mit Hirn begegnet.«

24

Vor dem Haus Humbert Street 23
    Melanie fragte sich, warum Wesley und seine Freunde sie nicht einfach überrannten. Sie brauchten doch die Mauer nur zu durchbrechen und schwupp wären sie im Haus. Es war seltsam. Beinahe als wüssten sie, dass Mel und Col im Recht und sie im Unrecht waren. Erschöpft ließ sie ihre Gedanken treiben und tauchte in Filmszenen aus
Krieg der Sterne
, in denen sie sich selbst als Prinzessin Leia sah und Col als Luke Skywalker. Bruder und Schwester Jedi Ritter. Die Macht war mit ihnen.
    Colin rüttelte sie am Arm. »Hey, du kippst doch nicht um?«, fragte er ängstlich.
    »Nein, nein, alles in Ordnung.«
    Sie glaubte nicht an Gut und Böse. Nur Freundlichkeit, wenn einem danach zu Mute war; und Dummheit, wenn man nutzlos war. Vielleicht lag es also an der schwarzen Frau neben ihr, die Wesley ständig erklärte, seine Mutter würde ihn windelweich prügeln, dass er sich nicht weiter vorwagte. Oder an dem Hubschrauber, der über ihnen hing... Oder an seinen Freunden, die auch Cols Freunde waren. Wesley war total durchgeknallt, ganz gleich, wie man's drehte. Wie er sich hier aufspielte – mit Acid voll gepumpt – Schnappmesser in der Hand – dauernd die große Klappe. Er drohte ihr, er würde Jimmy die Eier abschneiden, wenn er ihn das nächste Mal sähe.
    Wen interessierte das? Was hatte Jimmy schon groß für sie getan, außer dass er in den Knast gegangen war und sie mit dem Kind, das sie von ihm im Bauch hatte, allein gelassen hatte? Auf den Marsch war er nicht mitgekommen und für die Kinder war er auch nicht da gewesen, als sie ihn gebraucht hatte. Und wo war er jetzt? »
Räumt bei den Perversen aus«
, hatte Col gesagt. »
Die haben Stereo Equipment im hinteren Zimmer, das ist der echte Wahnsinn!«
Dieser Dreckskerl. Dem war doch Geld immer wichtiger gewesen als sie.
    Colin packte sie erneut beim Arm. »Mensch, Mel! Geht's dir wirklich gut? Du schwankst echt hin und her, als würdest du gleich umfallen.«
    Die Tränen schossen ihr in die müden Augen. »Ich glaub, Jimmy liebt mich nicht mehr, Col. Wo ist er die ganze Zeit gewesen? Warum ist er kein einziges Mal ans Telefon gegangen? Glaubst du, er hat was mit ner andern?«
    »Bestimmt nicht. Er hat einfach zu tun.«
    »Ach ja? Was denn? Was ist wichtiger als ich und sein Kind?«
    »Na ja, Zeugs eben«, sagte Colin verlegen. Auch ihn plagten Zweifel. Er konnte nicht glauben, dass Jimmy Stereoanlagen mehr bedeuteten als Mel und er. Sie waren doch seine Familie, und jeder wusste, dass man die Familie nicht im Stich ließ.
Im Haus Humbert Street 23
    Mit einem Schlips aus dem Kleiderschrank band Jimmy Franek die Hände zusammen, bevor er ihm rechts und links ins Gesicht schlug, um ihn wieder zu Bewusstsein zu bringen, und ihn dann hochzog. »Wir gehen jetzt«, sagte er. »Ich nehme Milosz mit. Sie können bleiben oder mitkommen. Wenn Sie mitkommen, tun Sie, was Ihnen gesagt wird. Sonst schmeiß ich Sie den Irren da draußen zum Fraß vor. Ist das klar?«
    »Binden Sie mich los.«
    »Kommt ja nicht in Frage. Sie sind ein gottverdammter Psychopath, und ich trau Ihnen nicht über den Weg.« Er zog Milosz zur Mitte des Zimmers und kniete nieder, um den leblosen Körper über seine Schulter zu hieven. Die ganze Zeit ließ er Franek nicht aus den Augen. »Sie haben die Wahl. Entweder Sie kommen mit, oder Sie sterben. Ich warte nicht auf Sie und ich helfe Ihnen nicht. Wenn Sie einen Fehler machen – wenn jemand auf

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