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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Portisfield.«
    Butler sah Tyler an, der ihn mit einem kurzen Nicken aufforderte fortzufahren. »Können Sie das beweisen, Sir?«
    »Ich kann auf alle Fälle beweisen, dass ich zur Mittagszeit ganz woanders war.« Er zog seine Brieftasche aus dem hinter ihm hängenden Jackett und entnahm einem der Fächer eine Quittung. »Ich war auf dem M 3 unterwegs und habe an der Tankstelle bei Fleet zu Mittag gegessen.« Er sah einen Moment unschlüssig von einem Polizeibeamten zum anderen, dann hielt er Tyler den Zettel hin.
    Tyler legte ihn auf den Tisch und strich ihn glatt. »Das war ein zeitiges Mittagessen. Auf dem Beleg steht elf Uhr dreiundvierzig.«
    »Ich hatte seit dem vorhergehenden Abend nichts mehr gegessen. Ich war auf dem Weg nach Guildford zu einem Gespräch mit meinem Bauleiter.«
    »Um welche Zeit fand dieses Gespräch statt?«
    »Ungefähr um Viertel nach eins, so weit ich mich erinnere. Der Mann heißt Steve Ablett und wohnt in Millbrook. Dock Way zwölf. Seine Nummer steht im Telefonbuch.«
    Darauf hatte er hinaus gewollt. Das perfekte Alibi. Nicht einmal Michael Schumacher hätte in ein ein Viertelstunden von Fleet nach Portisfield und weiter nach Guildford fahren können.
    »Was haben Sie sich zu essen bestellt, Mr Townsend?«
    »Lasagne und Kaffee.«
    Richtig, aber auch nicht schwer, sich das zu merken. ‘Lasagne 6.25. Kaffee 0.95.’ Die Oberfläche des Papiers zeigte schwach ein Netz feiner Linien, als wäre es zerknittert und dann aufgebügelt worden. Tyler nickte Butler zu. Der zog sein Handy heraus und ging in den Korridor hinaus, um von dort aus Steve Ablett anzurufen.
    »Woher wussten Sie, dass die Mittagszeit die kritische Zeit ist?«, fragte Tyler. »Wir haben öffentlich immer nur von dem Zeitpunkt gesprochen, als Amy beim Verlassen des Hauses der Familie Logan das letzte Mal gesehen wurde, und das war gegen zehn Uhr vormittags. Hat Martin Rogerson Sie informiert?«
    Townsend schüttelte den Kopf. »Dass diese Zeit kritisch ist, habe ich eben erst erfahren, als Ihr Sergeant es erwähnte.«
    »Behalten Sie immer alle Quittungen?«
    »Alles, was ich absetzen kann.«
    »Zeigen Sie mir noch ein paar.«
    Er suchte demonstrativ in seiner Brieftasche. »Tut mir Leid. Ich habe sie vor kurzem geleert. Ich habe keine bei mir. Kann sein, dass im Wagen welche liegen.«
    »Sein Mittagessen kann man nicht von der Steuer absetzen. Mr Townsend. Essen muss jeder. Warum haben Sie diese Rechnung behalten? Haben Sie damit gerechnet, nach einem Alibi gefragt zu werden?«
    »Es war einfach meine letzte Ausgabe. Ich stecke immer alle Rechnungen ein und sortiere sie später.«
    »Sind Sie auf dem M3 in südlicher oder nördlicher Richtung gefahren?«
    »Nach Süden.«
    »Warum haben Sie dann an der Tankstelle Fleet gehalten. Der schnellste Weg nach Guildford wäre doch über die Ausfahrt Camberley gewesen – gut sechzehn Kilometer vor Fleet. Tankstellen gibt's an der Straße wie Sand am Meer, und alle haben sie Sandwiches.«
    »Ich wollte mal raus aus dem Auto.« Er machte wieder dieses amüsierte Gesicht. »Unser Projekt in Guildford ist drüben in Richtung Aldershot. Da ist man beinahe genauso schnell dort, wenn man bei Hook abfährt – und die Fahrt ist angenehmer.«
    Tyler quittierte das alles mit einem freundlichen Lächeln und sah dann wieder zu dem Netz feiner Linien auf dem Zettel hinunter. Er war eindeutig zusammengeknüllt und später wieder geglättet worden. Tyler dachte an die Abfälle, die sich auf den Parkplätzen von Tankstellen zu sammeln pflegten. Es war leicht möglich, dass Townsend auf gut Glück einen Abstecher zu der Tankstelle gemacht hatte –
nachdem
er in Guildford gewesen war –, um zu sehen, ob sich da nicht etwas finden ließ. Nicht nachzuweisen natürlich, es sei denn, es gab in Fleet Überwachungskameras. Und selbst dann war unwahrscheinlich, dass unter den Tausenden von Fahrzeugen, die jeden Tag die Tankstelle aufsuchten, ausgerechnet Townsends Kennzeichen aufgenommen worden war.
    »Na gut.« Er lehnte sich wieder vor. »Und wo haben Sie die letzte Nacht verbracht, Mr Townsend? In Ihrem Haus waren Sie nicht. Wir hatten von neun Uhr an, als Mr Rogerson uns Ihre Adresse angab, einen Wagen vor Ihrem Anwesen stehen. Wir hofften, Amy sei auf dem Weg zu Ihnen.«
    »Ich war bei meiner Freundin.«
    »Darf ich Sie um den Namen der Dame bitten?«
    Townsend schüttelte den Kopf. »Den bekommen Sie nicht ohne ihre Erlaubnis. Sie ist verheiratet, und ich möchte nicht, dass Sie in diese

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