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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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auf. »Vielleicht hat er es für klüger gehalten, sich dünn zu machen, bis die neue Finanzierung durch ist?«
    Tyler sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ablett sagte, dass diese Konferenz hier um eine Woche vorverlegt wurde. Hat er auch gesagt, warum?«
    »Weil die Bank die Löhne nicht zahlen wollte.«
    »Woher wusste Townsend von der Vorverlegung? Er hatte seinen Rückflug erst für nächsten Samstag gebucht.«
    »Ich nehme an, Rogerson hat es ihm gesagt.«
    »Hm.« Langes Schweigen. »Townsend hat am Telefon einen anderen Namen gebraucht. Er sagte, er habe von John Finch gehört, woher der Wind wehte.«
    Butler blätterte in seinem Block. »Auf der Teilnehmerliste für die Konferenz steht ein John Finch. Wird als Aktionär bezeichnet. Soll ich mal schauen, ob er schon da ist?«
    »Noch nicht.« Tyler schnalzte mit der Zunge. »Townsend hat uns erzählt, dass er die letzte Nacht bei seiner Freundin verbracht hat. Er behauptet, die Kamera und sein Gepäck hätte er bei ihr gelassen. Aber warum hätte er das tun sollen? Warum hat er die Sachen nicht einfach im Kofferraum seines Wagens gelassen?«
    Der Sergeant klopfte sich mit dem Fingernagel gegen die Zähne. »Weil er damit gerechnet hat, dass die Polizei sich irgendwann bei ihm melden würde?«, meinte er. »Nur ein Idiot würde kompromittierende Videobänder mit sich rumschleppen, auf den Franny Gough wie Amy Biddulph ausschaut. Wahrscheinlich hat er in seinem Gepäck allerhand Requisiten – Perücken, Kleinmädchenkleider – weiß der Himmel was.«
    »Die Fragen über Franny Gough haben ihn völlig kalt gelassen, er wird sich wahrscheinlich gedacht haben, dass wir mit ihr in der Zwischenzeit gesprochen hatten – von ihr gehört hatten, was für Aufnahmen er mit ihr gemacht hatte. Woher wusste er überhaupt von Amys Verschwinden? Wenn er es aus dem Radio oder Fernsehen hatte, kann er es frühestens gestern Abend gegen neun oder zehn erfahren haben. Wieso war er so prompt mit dem Alibi für die Mittagszeit zur Hand?«
    »Vielleicht hat ihn jemand gewarnt. Rogerson zum Beispiel –über Handy?«
    »Der hat gesagt, er hätte versucht, Townsend zu erreichen, aber er sei nicht durchgekommen.«
    »Wer weiß, ob er die Wahrheit sagt.«
    »Er muss die Wahrheit gesagt haben. Als ich Townsend fragte, wo er gewesen sei, sagte er, ‘England’. Das hätte er nicht getan, wenn Rogerson bereits gewusst hätte, dass er zurück war.«
    Der Sergeant antwortete mit einem Achselzucken. »Dann hatte er es eben aus dem Radio. Ich versteh nicht, wo das Problem liegen soll.«
    »Im Radio wurde bekannt gegeben, dass sie seit
zehn
Uhr vermisst werde. Aber dieser Bursche kommt uns mit einem Alibi, das von ungefähr halb zwölf oder so bis halb zwei reicht, ein Zeitpunkt, zu dem er praktischerweise eine heftige Auseinandersetzung mit Ablett hat. Er wusste, dass die Mittagszeit fürs Alibi von Bedeutung ist.« Tyler hielt einen Moment inne. »Danach fährt er aber nicht etwa nach Hause, um sich auf die heutige Konferenz vorzubereiten, sondern verschwindet zu irgendeiner mysteriösen Freundin und deponiert bei ihr sein Gepäck. Warum ist er nicht nach Haus gefahren und hat es dort zurückgelassen?«
    »Vielleicht hat er das ja getan. Unser Wagen war erst ab neun Uhr dort.«
    »Aber warum rückt er dann nicht damit raus?« Tyler wartete nicht auf eine Antwort, sondern schweifte in eine andere Richtung ab. »Hat Ablett eigentlich was darüber gesagt, ob er einen Grund für sein unerwartetes Erscheinen auf der Baustelle nannte?«
    »Nein. Er sagte nur, dass Townsend ihn sofort mit seinen Beschuldigungen überfallen habe.«
    »Aha. Er hat also eine Szene gemacht.« Eine kurze Denkpause. »Hat er von dort irgendwas mitgenommen? Papiere? Baupläne? Bänder?«
    »Danach hab ich nicht gefragt. Soll ich Ablett noch mal anrufen?«
    Tyler nickte. »Nur zur Sicherheit. Ich will nicht nachher dumm dastehen, wenn er womöglich den Aktenschrank ausgeleert hat. Fragen Sie auch gleich nach Townsends Wagen. Ob er ihn gesehen hat, und ob Gepäck drin lag.«
    Er wartete schweigend, während Butler wählte, gleich darauf die erste Frage stellte, ein paar Minuten zuhörte, dann das Handy an sein Jackett drückte. »Er sagt, dass der Wohnwagen, wo das Büro drin ist, praktisch leer ist. Pläne und Akten sind schon vor einer Woche ins Firmenbüro nach Southampton gebracht worden, zur Einsicht für mögliche Geldgeber. Seiner Meinung nach ist Townsend nur gekommen, weil er jemanden brauchte, an dem er

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