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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Etstone eingefädelt zu haben. Als Rechtsberater des Unternehmens kannte er natürlich den örtlichen Leiter der Hausbank der Firma, aber er wies energisch die Unterstellung zurück, er habe dem Banker angedeutet, dass er im Begriff sei, das Darlehen zurückzufordern, das er Townsend vor gut zehn Jahren zur Verfügung gestellt hatte. Er habe keine Ahnung, ob der Banker Freimaurer sei, behauptete er, und könne nicht sagen, ob er ihm je bei einer Freimaurer-Veranstaltung begegnet sei. Die Schwierigkeiten der Firma habe Townsend zu verantworten, nicht er.
    Nach Meinung Rogersons und der Mehrheit der Aktionäre war das Unternehmen nur zu retten, wenn man Townsend auszahlte und die Firma umstrukturierte. Allein Townsends Unfähigkeit hatte dazu geführt, dass man das Vertrauen in das Guildford Projekt verloren hatte. Er hatte einen viel zu hohen Preis für den Grund bezahlt, und die Baubehörde hatte die Genehmigung für die Errichtung einer Luxuswohnanlage verweigert. Die Stimmung im Stadtrat hatte umgeschlagen, und man befürwortete jetzt den Bau preiswerterer Wohnanlagen, um Erstanlegern eine Chance zu geben. Unter diesen Umständen waren Townsends Berechnungen nicht mehr gültig, die Bank hatte es mit der Angst zu tun bekommen und einen Rückzieher gemacht.
    Der Wert der Firma war jetzt weit geringer als vor dem Guildford Debakel, und Townsends Zukunft war damit ungewiss geworden. Sowohl sein Haus in Southampton als auch das Cottage in Devon waren im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben hoch belastet worden, so dass er sich nun dem finanziellen Ruin gegenübersah. Rogerson zeigte darüber keine Schadenfreude. Er sei kein rachsüchtiger Mensch und habe Geschäftliches und Privates stets voneinander getrennt, erklärte er.
    Und für wie rachsüchtig er Townsend halte? Habe der Amy als Trostpreis betrachtet oder als Druckmittel? Doch darauf hatte Rogerson keine Antwort. Er wiederholte lediglich mit großem Nachdruck, dass er niemals Anlass gehabt habe, Townsend der Pädophilie zu verdächtigen.
    Laura Biddulph schluchzte ins Telefon. »Gott sei Dank... Gott sei Dank...« Mehr brachte sie nicht hervor.
    Tyler berichtete ihr, dass ihre Tochter unversehrt sei, allerdings noch nicht ärztlich untersucht. »Sie behauptet mit aller Entschiedenheit, dass Edward Townsend sie nie sexuell berührt habe«, fügte er hinzu, »und die Sozialarbeiterin, die sich in Devon um sie kümmert, meint, dass sie die Wahrheit spricht. Ihrer Ansicht nach ist Amy recht reif für ihr Alter und versteht den Unterschied zwischen einer angemessenen und einer unangemessenen Berührung.«
    »Warum hat er sie dann entführt?«
    »Das haben wir ihn noch nicht gefragt.« Tyler schwieg einen Moment. »Amy hat erklärt, er habe sie geholt, weil sie so unglücklich war und ihm gesagt hatte, dass sie sich das Leben nehmen wolle.«
    Wieder Schluchzen. »Aber warum hat sie denn nicht mit mir gesprochen?«
    »Vielleicht weil Sie Angst hatten, sie zu fragen«, erwiderte Tyler behutsam, »und er nicht.«
In einem Polizeifahrzeug auf dem Weg
vom Hotel Hilton in Southampton zum
Polizeipräsidium Hampshire
    Obwohl man Townsend darüber belehrt hatte, dass alles, was er von nun an aussagte, gegen ihn verwendet werden könne, wollte er sich unbedingt rechtfertigen. Hinten im Fahrzeug sitzend, sprach er in ernsthaftem Ton auf Tyler ein, den er schräg vor sich hatte. Gary Butler, der am Steuer saß, warf ab und zu einen Blick in den Rückspiegel, um das wechselnde Mienenspiel Townsends zu beobachten.
    »Ich habe Amy nie angerührt«, beteuerte er. »Ich bin kein Kinderschänder, Inspector. Ich hätte sie niemals zu irgendetwas gezwungen oder genötigt. Dazu liebe ich sie zu sehr. Im Gegensatz zu ihren Eltern, die sie wie eine Sache behandeln. Ihr Vater benutzt sie als Waffe. Ihre Mutter braucht sie zur Selbstbestätigung.«
    Tyler drehte sich nach ihm um. »Und Sie brauchen sie als Lustobjekt.«
    »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt – ich bin kein schmieriger kleiner Kinderschänder. Wenn ich das wäre, hätte Amy sich mir niemals anvertraut. Alles, was ich tue, geschieht mit ihrer Zustimmung. Etwas anderes käme für mich überhaupt nicht in Frage.«
    Tyler überlegte, ob es so etwas wie ein Pädophilen-Credo gab, das Townsend auswendig gelernt hatte. ‘Ich bin kein Kinderschänder...’‘Ich bin keiner, der Kinder belästigt...’‘Alles geschieht mit Zustimmung...’
    »Als Nächstes werden Sie mir erzählen, dass sie diejenige ist, die die Initiative zu

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