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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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seines Pierrot-Kostüms, aber kein Hemd. Die nassen Spitzen seines feuchten Haares klebten in seinem Gesicht und auf seinen alabasterfarbenen Schultern.
    Amelie nickte kurz und legte ihre Hand links neben das Bild. Dabei drückte sie auf etwas, das wie ein Nagel aussah, woraufhin ein Teil der Wand in geölten Angeln zurückschwang.
    Geheimtüren - Vampire schienen sie zu lieben.
    Auf der anderen Seite war es dunkel. »Oh, verdammt«, hörte Claire Hannah murmeln. »Nicht schon wieder.«
    Amelie warf ihr einen Blick zu, in dem ein Anflug von Amüsiertheit lag. »Das ist eine andere Art von Dunkelheit«, sagte sie. »Und von diesem Punkt an werden ganz andere Gefahren auf uns zukommen. Alles kann sich sehr schnell ändern. Ihr müsst euch anpassen.«
    Dann trat sie hindurch; die Vampire folgten ihr augenblicklich und nur noch Claire und Hannah waren übrig. Claire streckte ihre Hand aus. Hannah, die noch immer den Kopf schüttelte, ergriff sie und die Finsternis umhüllte sie wie ein feuchter Samtvorhang.
    Zischend wurde ein Streichholz angezündet, in der Ecke flackerte es hell auf. Amelies Gesicht sah im Licht der leckenden Flamme wie Elfenbein aus. Sie hielt das Streichholz an eine Kerze und ließ sie brennen, während sie eine kleine Taschenlampe anschaltete und ihren Lichtkegel durch den Raum wandern ließ. Kisten. Es war eine Art Lagerraum, der staubig und unbenutzt war. »Gut«, sagte sie. »Gérard, würdest du bitte?«
    Er machte eine weitere Tür einen Spalt auf, nickte und öffnete sie weit genug, um hindurchzuschlüpfen.
    Noch ein Gang. Claire hatte allmählich die Nase voll von Gängen und so langsam sahen sie alle gleich aus. Wo waren sie jetzt überhaupt? Es sah aus wie eine Art Hotel. An den schweren, polierten Türen hingen Messingschildchen, auf denen jedoch keine Zimmernummern standen, sondern je eines der Vampirzeichen wie das auf Claires Armband. Jeder Vampir hatte so eines, zumindest nahm sie das an. Und was sollte das jetzt sein? Zimmer? Grabkammern? Claire glaubte, hinter einer der Türen etwas zu hören - gedämpfte Geräusche, Pochen, Kratzen. Sie hielten jedoch nicht an -, und sie war sich auch gar nicht so sicher, ob sie mehr darüber erfahren wollte.
    Amelie brachte sie zum Stehen, als sich der Gang gabelte. Beide Abzweigungen lagen verlassen da, es war auch sehr verwirrend: Claire konnte die einzelnen Gänge nicht auseinanderhalten. Vielleicht sollten wir Brotkrumen streuen , dachte sie. Oder M&M's. Oder Blut.
    »Myrnin ist in einem Zimmer auf diesem Gang«, sagte Amelie. »Das ist ganz eindeutig eine Falle und ganz eindeutig gilt sie mir. Ich bleibe hier zurück und sichere euren Fluchtweg. Claire.« Ihre blassen Augen fixierten Claire mit gnadenloser Intensität. »Was immer passiert, du musst Myrnin sicher herausholen. Hast du mich verstanden? Lass nicht zu, dass er in Bishops Händen bleibt.«
    Was sie damit sagen wollte: Alle anderen sind entbehrlich. Claire wurde ganz elend zumute, unwillkürlich musste sie Hannah anschauen und sogar die beiden Vampire. Gérard zuckte die Achseln, so leicht, dass sie dachte, sie hätte es sich vielleicht nur eingebildet.
    »Wir sind Soldaten«, sagte Gérard. »Nicht wahr?«
    Hannah lächelte. »Auf jeden Fall.«
    »Hervorragend. Sie werden meine Befehle befolgen.«
    Hannah salutierte - mit einer winzigen Spur von Ironie. »Jawoll, Sir, Gruppenführer, Sir.«
    Gérard wandte seine Aufmerksamkeit Claire zu. »Du bleibst hinter uns. Hast du verstanden?«
    Sie nickte. Ihr wurde gleichzeitig kalt und heiß und ihr war ein wenig übel. Der Holzpfahl in ihrer Hand fühlte sich nach verdammt wenig an, wenn man mal darüber nachdachte. Aber es blieb keine Zeit für Zweifel, denn Gérard hatte sich umgedreht und ging bereits den Gang entlang, flankiert von dem anderen Vampir. Hannah winkte Claire, ihr zu folgen.
    Amelies kühle Finger strichen ihr über die Schulter. »Sei vorsichtig.«
    Claire nickte und machte sich auf, einen verrückten Vampir vor einem schrecklichen Vampir zu retten.
    ***
    Die Tür zerschel1te unter Gérards Tritt. Das war keine Übertreibung; abgesehen von dem Holz um die Angeln zerbrach alles in handgroße Stücke und Splitter. Noch bevor dieser Trümmerregen den Boden erreichte, war Gérard schon drin und stürmte nach links während sein Kollege rechts vorrückte. Hannah trat ein und eilte, ihre Waffe im Anschlag, einmal von einer Seite des Raumes zur anderen, dann nickte sie Claire knapp zu.
    Myrnin war genau in der Position, wie sie

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