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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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zurückfielen und offensichtlich entmutigt waren, erinnerte sich Claire endlich wieder ans Luftholen und bog an der nächsten Ecke nach rechts ab. Dieser Teil der Stadt schien wie ausgestorben, aber so hatte die andere Straße eigentlich auch gewirkt, bevor Monica und ihr Fanklub aufgetaucht waren. Der riesige, beeindruckende Klotz der Reifenfabrik zog jetzt an der Beifahrerseite an ihnen vorbei - es sah aus wie eine kilometerlange Aneinanderreihung von nichtssagendem Beton und leeren Fenstern.
    Claire hielt den Wagen auf der anderen Straßenseite vor einem verlassenen, rostigen Lagerhauskomplex an. »Komm«,sagte sie.
    »Was?« Monica beobachtete verständnislos und schockiert, wie sie aus dem Auto stieg und die Schlüssel mitnahm. »Wohin gehst du? Wir müssen hier weg! Die wollten mich umbringen !«
    »Das wollen sie wahrscheinlich immer noch«, sagte Claire. »Deshalb steigst du jetzt besser aus, es sei denn, du möchtest hier auf sie warten.«
    Monica sagte etwas, das Claire vorgab, nicht zu hören - es war nicht gerade ein Kompliment -, und schälte sich hinkend aus dem Beifahrersitz. Claire schloss den Wagen ab. Sie hoffte, dass er nicht demoliert wurde, aber dieser Mob hatte ziemlich reizbar ausgesehen und allein die Tatsache, dass Monica darin gesessen hatte , könnte Grund genug sein, ihn zu zerstören.
    Wenn sie Glück hatten, würden sie annehmen, dass die Mädchen in den Lagerhauskomplex gerannt seien, und genau das wollte Claire.
    Claire führte Monica in die entgegengesetzte Richtung, zu dem Zaun um German's Reifenfabrik. An einem der Pfosten befand sich eine Öffnung im Drahtzaun, eine alte Lücke mit sich einrollenden Rändern, die halb zugewachsen war. Sie schob sich hindurch und zog das Metall für Monica beiseite. »Kommst du jetzt oder nicht?«, fragte sie, als Monica zögerte. »Denn weißt du was? Eigentlich ist mir das so ziemlich egal. Nur damit du es weißt.«
    Monica kroch kommentarlos hindurch. Der Zaun schnappte wieder zurück an seinen alten Platz. Wenn nicht gerade jemand nach einem Eingang suchte, sollte das reichen.
    Das Reifenwerk warf einen großen schwarzen Schatten auf den mit Unkraut überwucherten Parkplatz. Hier und da standen noch immer ein paar verrostete Lastwagen herum; Claire benutzte sie als Deckung, um von der Straße aus nicht gesehen zu werden, als sie sich dem Hauptgebäude näherten aber sie glaubte nicht, dass der Mob nahe genug war, um sie hier tatsächlich zu entdecken. Monica schien auch ohne weitere Anleitung begriffen zu haben, worum es ging; Claire nahm an, dass sie dadurch, dass sie hatte um ihr Leben rennen müssen, ein wenig demütiger geworden war. Vielleicht.
    »Warte«, sagte Monica, als sich Claire anschickte, durch ein zerbrochenes Fenster im Erdgeschoss in die Reifenfabrik einzudringen. »Was hast du vor?«
    »Meine Freunde suchen«, sagte sie. »Sie sind hier drin.«
    »Also ich gehe da nicht rein«, verkündete Monica und versuchte, überheblich auszusehen. Das hätte vielleicht geklappt, wenn sie nicht so abgerissen und verschwitzt gewesen wäre. »Ich war auf dem Weg zum Rathaus, aber diese Loser sind dazwischengekommen. Sie haben mir die Reifen aufgeschlitzt. Ich muss zu meinen Eltern.« Sie sagte das, als würde sie erwarten, dass Claire jetzt salutierte und durch einen Reifen sprang.
    Claire zog die Augenbrauen hoch. »Ich glaube, dann gehst du jetzt besser los. Das ist ein weiter Weg.«
    »Aber... aber...«
    Claire wartete nicht ab, bis das Geplapper erstarb, sondern wandte sich rasch dem Gebäude zu. Soweit sie sehen konnte, führte das Fenster in totale Finsternis, aber wenigstens war es zugänglich. Sie zog sich zum Fenstersims hoch und wollte gerade ihre Beine hineinschwingen.
    »Warte!« Monica kam zu ihr gerannt. »Du kannst mich hier nicht allein lassen! Du hast doch diese Idioten da draußen gesehen!«
    »Klar kann ich.«
    »Oh, du genießt das doch, nicht wahr?«
    »Irgendwie schon.« Claire ließ sich auf der Innenseite des Gebäudes herunterfallen und ihre Schuhe klatschten auf den nackten Betonfußboden. Jedenfalls war er abgesehen von einer Schmutzschicht nackt - soweit das Licht reichte unberührt, allerdings reichte es nicht besonders weit. »Kommst du?«
    Monica starrte sie durch das Fenster an, sie kochte vor Wut; Claire lächelte sie an und machte sich auf den Weg in die Dunkelheit.
    Monica kletterte fluchend hinterher.
    ***
    »Ich bin kein schlechter Mensch«, sagte Monica - vielmehr wimmerte sie. Claire wünschte, sie

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