Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
würde ein Kantholz finden, mit dem sie sie durchprügeln könnte, aber das Reifenwerk war zwar randvoll mit Trümmern und Schrott, schien jedoch, was Holzprügel anging, nicht gerade gut ausgestattet zu sein. Es gab aber ein paar hübsche Rohre, die sie vielleicht stattdessen nehmen könnte.
    Eigentlich wollte sie im Grunde ihres Herzens gar niemanden schlagen. Claire nahm an, dass es sich dabei um eine Charakterschwäche oder so etwas handelte.
    »Doch, du bist ein schlechter Mensch«, sagte sie zu Monica und duckte sich unter einer tief hängenden Drahtschleife durch, wie man sie aus Horrorfilmen kennt; so eine, die sich einen um den Hals legt und einen nach oben zieht - kurzerhand vom Psychokillerschurken ins Jenseits befördert. Apropos - die Innenausstattung des ganzen Gebäudes war im frühen Psychokillerschurken-Stil gehalten, angefangen bei der undurchdringendlichen, scheinbar endlosen Finsternis über ihren Köpfen bis hin zu den unförmigen, skelettartigen Silhouetten rostender Maschinen und zurückgelassenen Schrotts. Wo Licht einfiel, schimmerten Graffiti wie Blut; an diesen jahrzehntelang übereinandergeschichteten Kunstwerken ließen sich verschiedene Epochen ablesen - vom Steinzeit-Graffiti bis hin zum topaktuellen Banden-Logo. Irgendein besonders unangenehmer Sprayer hatte ein enormes, Furcht einflößendes Clowngesicht mit Fenstern als Augen und einer riesigen offenen Tür als Mund entworfen. Na toll, da gehe ich ganz bestimmt nicht hinein , dachte Claire. Aber so wie alles lief, würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben.
    »Warum sagst du das?«
    »Sage ich was?«, fragte Claire abwesend. Sie lauschte, ob sich irgendetwas bewegte, aber dieses Gebäude war riesig und verwirrend, ganz wie Hannah gesagt hatte.
    »Dass ich ein schlechter Mensch bin!«
    »Oh, keine Ahnung - weil du versucht hast, mich umzubringen? Und weil du auf der Party wolltest, dass ich vergewaltigt werde? Ganz zu schweigen von...«
    »Ich wollte es dir nur heimzahlen«, sagte Monica. »Und es war nicht böse gemeint oder so.«
    »Das macht es ja gleich viel besser. Hör mal, können wir nicht einfach einen Waffenstillstand schließen? Ich bin beschäftigt. Im Ernst. Psst !« Damit wollte sie verhindern, dass Monica mit einer weiteren beleidigten Verteidigung ihres Charakters herausplatzte. Claire zwängte sich an einem Hindernis aus gestapelten Kisten und Metall vorbei und trat in eine Lichtschneise, die hoch oben durch ein zerbrochenes Fenster einfiel. Es kam ihr so vor, als würde ihr das Clowngemälde mit Blicken folgen, was schon mehr als gruselig war. Sie versuchte, nicht allzu genau hinzuschauen, was auf dem Boden lag. Es waren Tierkadaver dabei, Vögel und so, die über die Jahre hier hereingeraten und gestorben waren. Oder auch alte Dosen, Plastikverpackungen, alle Arten von Müll, zurückgelassen von abenteuerlustigen Jugendlichen, die sich hier versteckt hatten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass einer von ihnen lange geblieben war.
    Es fühlte sich einfach an... als würde es hier spuken.
    Monicas Hand griff nach ihrem Arm, genau an der Stelle, an der zuvor Amelies Griff den blauen Fleck verursacht hatte. Claire zuckte zusammen.
    »Hast du das gehört?« Monicas Flüstern war zwar gedämpft, klang aber wild. Sie brauchte dringend Mundwasser und roch mehr nach Schweiß als nach Puder und Parfüm. »Oh, mein Gott. Hier ist jemand!«
    »Könnte ein Vampir sein«, sagte Claire. Monica schnaubte.
    »Vor denen habe ich keine Angst«. sagte sie und ließ ihr schickes, silbernes Schutz-Armband vor Claires Nase herumbaumeln. »Niemand wird Oliver in die Quere kommen.«
    »Möchtest du das vielleicht dem Mob da draußen erzählen, der dich gejagt hat? Ich glaube, die Nachricht ist nicht bei ihnen angekommen oder so.«
    »Ich meine, kein Vampir würde das tun. Ich stehe unter Schutz.« Monica sagte das, als bestünde nicht die geringste Möglichkeit, dass es anders sein könnte. Die Erde war rund, die Sonne war heiß und ein Vampir konnte ihr niemals etwas tun, weil sie sich mit Leib und Seele Oliver verschrieben hatte.
    Na klar.
    »Kurznachrichten«, flüsterte Claire. »Oliver ist aus dem Common Grounds verschwunden. Amelie wird vermisst. Tatsache ist, dass die Mehrzahl der Vampire dieser Stadt weit und breit nicht zu sehen ist, und das macht diese Armbänder zu süßen kleinen Modeaccessoires und nicht zu kugelsicheren Westen oder so was.«
    Monica wollte noch etwas sagen, aber Claire funkelte sie böse an und zeigte in

Weitere Kostenlose Bücher