Der Nacht ergeben
Mädchen«, sagte Shane. Er nahm Claire an der Hand. »Gehen wir.«
Hannah lehnte an der Wand. »Was dagegen, wenn ich mitfahre?«
»Da Sie eine Waffe haben - warum nicht?«
***
Draußen war es seltsam. Ruhig, aber trotzdem lag Spannung in der Luft. Noch immer waren Menschen draußen, die in Grüppchen auf der Straße herumstanden und sich unterhielten. Die Läden waren größtenteils verrammelt, aber Claire bemerkte mit Unbehagen, dass die Kneipen geöffnet waren, ebenso das Waffengeschäft von Morganville.
Nicht gut.
Die Tore der Universität waren geöffnet und Leute, die den Campus verlassen wollten, erhielten eine Art Pass - Claire nahm an, dass man noch immer an dieser Katastrophenalarm-Geschichte festhielt.
»Oh, Mann«, murmelte Shane, als sie in eine der Straßen einbogen, die ins Zentrum der Stadt und zum Founder's Square - Vamptown - führten. Dort waren noch mehr Leute, mehr Gruppen. »Das gefällt mir nicht. Das dort oben ist Sal Manetti. Er gehörte früher zu Dads Saufkumpanen.«
»Den Cops gefällt es auch nicht«, sagte Hannah und deutete auf die Polizeiautos vor ihnen. Sie blockierten das Ende der Straße, und als Claire die Augen zusammenkniff, konnte sie sehen, dass sie aus ihren Autos ausgestiegen waren und sich, zu allem bereit, in einer Reihe aufgestellt hatten. »Das kann jederzeit eskalieren. Hier draußen braucht nur einer ein Streichholz anzuzünden und schon brennt es überall.«
Claire fiel ein, dass Shane gesagt hatte, sein Vater käme in die Stadt, und sie wusste, dass auch er daran dachte. Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen uns überlegen, wo Eve sein könnte. Hat jemand eine Idee?«
»Vielleicht hat sie irgendwelche Hinweise hinterlassen«, sagte Claire. »Im Common Grounds. Vielleicht sollten wir dort anfangen.«
Das Common Grounds lag verlassen da, die Stahlgitter waren heruntergezogen. Die Tür war abgeschlossen. Sie fuhren in die Gasse dahinter. Hier war nichts außer Mülltonnen und...
»Was zum Teufel ist das?«, fragte Shane. Er stieg auf die Bremse und brachte den Wagen zum Stehen. Dann sprang er aus dem Auto und hob etwas Kleines vom Boden auf. Er stieg wieder ein und zeigte es Claire.
Es war ein kleines weißes Bonbon in Form eines Totenkopfs. Claire blinzelte und schaute dann die Gasse hinunter. »Sie hat uns eine Spur aus Pfefferminzbonbons gelegt?«
»Sieht jedenfalls so aus. Wir werden wohl zu Fuß gehen müssen, um ihr zu folgen.«
Hannah schien die Idee nicht besonders zu gefallen, aber Shane ließ sich da nicht reinreden. Sie parkten Eves Wagen in der Gasse hinter dem Common Grounds, schlossen ihn ab und begaben sich auf die Jagd nach Totenkopf-Bonbons.
»Hier drüben!«, schrie Hannah am Ende der Gasse. »Sieht aus, als hätte sie immer dort welche fallen lassen, wo sie abgebogen ist. Pfiffig. Sie ist hier entlang.«
Danach kamen sie schneller voran. Die Totenkopf-Bonbons waren deutlich sichtbar, leicht zu entdecken. Claire bemerkte, dass sie überwiegend im Schatten lagen, klar, wenn Eve mit Myrnin oder den anderen Vampiren unterwegs war. Warum ist sie nicht geblieben? Vielleicht blieb ihr keine andere Wahl.
Die Bonbonspur hörte nach einigen Häuserblocks auf. Sie hatte sie in eine Gegend geführt, in der Claire eigentlich noch nie zuvor gewesen war - überwiegend leer stehende alte Gebäude, die unter den unbarmherzigen Einflüssen der Jahre und der Sonne zerfielen. Die Gegend sah verlassen aus und fühlte sich auch so an.
»Wohin jetzt?«, frage Claire und schaute sich um. Sie konnte nichts Auffälliges erkennen, aber dann entdeckte sie etwas Glänzendes, das hinter eine umgekippte rostige Mülltonne geklemmt war. Sie griff danach und zog ein schwarzes Lederhalsband mit silbrigen Stacheln hervor.
Es war das Halsband, das Eve getragen hatte. Wortlos zeigte sie es Shane, der sich langsam im Kreis drehte und sich die nichtssagenden Gebäude anschaute. »Komm schon, Eve«,sagte er. »Gib uns etwas. Irgendwas.« Er erstarrte. »Hört ihr das?«
Hannah legte den Kopf schief. Sie stand am Ende der Gasse und hielt das Gewehr auf eine Art und Weise im Arm, die lässig und gleichzeitig schrecklich kompetent aussah. »Was?«
»Hört ihr es nicht?«
Claire hörte es. Ein Telefon klingelte, vielmehr ein Handy mit einem Ultraschallklingelton - sie hatte gehört, dass ältere Menschen diese Frequenzen nicht hören konnten, und in der Schule hatte es Kids gegeben, die diese Klingeltöne dauernd benutzten, um während des Unterrichts heimlich Anrufe
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