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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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selbstsichere und grausame Tigerinnen. Sie hatten immer auf alle herabgeschaut, und ob man sie nun mochte oder nicht - sie waren coole Fashion-Queens, die sich immer extrem aufgedonnert hatten.
    Heute nicht.
    Monica, die für gewöhnlich im Zentrum stand, sah schrecklich aus. Ihr ansonsten schimmerndes, verführerisches Haar war stumpf und fusselig, als hätte sie sich nicht die Mühe gemacht, eine Bürste in die Hand zu nehmen - ganz zu schweigen von Haarfestiger oder Lockenstab. Das bisschen, was Claire von ihrem Gesicht sehen konnte, war frei von Make-up. Sie trug ein aus der Form geratenes Sweatshirt mit einem unschmeichelhaften und hässlichen Muster und eine schmuddelige Jeans, von der Art, wie Claire sie vielleicht noch zum Putzen aufbewahrt hätte, aber ob Monica solche Arbeiten überhaupt übernahm?
    Gina und Jennifer sahen auch nicht viel besser aus - alle wirkten geschlagen.
    Claire fühlte trotzdem einen winzig kleinen, unwürdigen Hauch von Zufriedenheit... bis sie die Blicke sah, die ihnen zugeworfen wurden. Einheimische, die ihre Armbänder abgenommen hatten, funkelten Monica und ihre Eskorte unverhohlen an und einige von ihnen gingen noch weiter, als ihnen nur finstere Blicke zuzuwerfen. Claire sah, wie ein kräftiger, taffer Sportler in einer TPU-Jacke mit Jennifer zusammenstieß, sodass ihre Bücher durch die Luft flogen. Sie schaute ihn nicht an, sondern bückte sich einfach, um sie wieder aufzuheben.
    »Hey, du schusselige Schlampe, was zum Teufel ist los?« Er schubste sie auf ihren Hintern zurück, als sie gerade aufstehen wollte, aber sie war nicht sein eigentliches Ziel; sie stand einfach nur zwischen ihm und Monica. »Hey, Morrell. Wie geht's deinem Daddy?«
    »Gut«, sagte Monica und blickte ihm in die Augen. »Ich würde nach deinem fragen, aber da du keine Ahnung hast, wer er ist...«
    Der Sportler trat ganz dicht an sie heran. Sie wich nicht zurück, auch wenn Claire ihr ansehen konnte, dass sie das gern getan hätte. Um ihre Augen und Lippen hatten sich angespannte Linien gebildet und ihre Hände, mit denen sie ihre Bücher umklammerte, bekamen weiße Knöchel.
    »Du warst schon immer die Schlampen-Queen«, sagte er. »Erinnerst du dich an Annie? Annie McFariane? Du hast immer >fette Kuh< zu ihr gesagt. Du hast sie in der Schule ausgelacht. Du hast in den Duschen Fotos von ihr gemacht und ins Internet gestellt. Erinnerst du dich?«
    Monica antwortete nicht.
    Der Sportler lächelte. »Yeah, du erinnerst dich an Annie. Sie war ein nettes Mädchen, ich habe sie gemocht.«
    »Nicht genug, um für sie einzutreten«, sagte Monica. »Nicht wahr, Clark? Du wolltest mir in erster Linie an die Wäsche, da war es dir nicht so wichtig, ob ich nett war zu deiner kleinen fetten Freundin oder nicht. Ich kann nichts dafür, dass sie am Ende dieses bescheuerte Auto an der Stadtgrenze zu Schrott gefahren hat. Es könnte aber deine Schuld sein. Vielleicht hat sie es nicht mehr in derselben Stadt mit dir ausgehalten, nachdem du mit ihr Schluss gemacht hattest.«
    Clark schlug ihr die Bücher aus der Hand und stieß sie heftig gegen einen Baumstamm in unmittelbarer Nähe.
    »Ich habe etwas für dich, du Schlampe.« Er kramte in seiner Tasche und holte etwas Viereckiges heraus, das etwa zehn Zentimeter breit war. Es war ein Aufkleber, der wie ein Namensschildchen aussah, nur dass ein Foto von einer linkisch, aber süß aussehenden Teenagerin darauf abgebildet war, die tapfer versuchte, in die Kamera zu lächeln.
    Clark klatschte es Monica an die Brust und rieb darüber, sodass es auf dem Sweatshirt kleben blieb.
    »Das trägst du jetzt«, sagte er. »Du trägst Annies Foto. Wenn ich sehe, dass du es heute abnimmst, schwöre ich, dass dir das, was du Annie in der Highschool angetan hast, wie Ferien auf den Bahamas vorkommen wird.«
    Unter Annies Bild standen die Worte ERMORDET VON MONICA MORRELL.
    Monica schaute an sich herunter, schluckte und ihr Gesicht wurde zuerst feuerrot, danach blass. Sie hob mit einem Ruck wieder ihr Kinn und starrte Clark an. »Bist du jetzt fertig?«
    »Vorerst ja. Denk daran, wenn du es abnimmst...«
    »Yeah, Clark, du hast dich deutlich genug ausgedrückt. Ich hab's kapiert. Glaubst du, das macht mir was aus?«
    Clarks Grinsen wurde noch breiter. »Nein. Noch nicht. Schönen Tag noch, Süße.«
    Er ging weg und gab zwei anderen Typen Highfive.
    Während Monica total entrüstet auf den Aufkleber an ihrer Brust hinunterstarrte, näherte sich ihr ein Mädchen - ebenfalls eine

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