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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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hatte, schnappte sie sich ihren Rucksack und packte ihn neu. Ihre Betäubungswaffe hatte ohnehin keine Pfeile mehr, deshalb ließ sie sie zurück. Die Proben, die Myrnin aus Bishops Blut hergestellt hatte, packte sie in eine solide, ausgepolsterte Schachtel und einem Impuls folgend steckte sie auch noch ein paar Pfähle und das Silbermesser ein, das Amelie ihr gegeben hatte.
    Und Bücher.
    Seit die Unruhen ausgebrochen waren, war dies das erste Mal, dass Claire in Morganville zu Fuß unterwegs war, und es war gespenstisch, Die Stadt war wieder ruhig, aber viele Läden hatten eingeschlagene Fensterscheiben, die teilweise mit Brettern vernagelt waren; von einigen Gebäuden waren nur noch ausgebrannte Gerippe mit blinden, offenen Eingängen übrig geblieben. Auf den Gehwegen lagen zerbrochene Flaschen und man sah Flecken auf dem Beton, die wie Blut aussahen - an manchen Stellen waren es dunkle Spritzer.
    Claire eilte an allem vorbei, sogar am Common Grounds, wo die Stahlgitter innerhalb der Fenster heruntergelassen waren. Dahinter war niemand zu sehen. Sie stellte sich vor, dass Theo Goldman dort irgendwo stand und sie aus seinem Versteck heraus beobachtete, und sie winkte ein wenig, eigentlich wackelte sie nur mit den Fingern.
    Sie erwartete nicht ernsthaft eine Reaktion.
    Die Tore der Universität waren offen, die Wachen waren verschwunden. Claire trabte den Weg entlang den Hügel hinauf und um die Kurve, da sah sie schon die ersten Studenten, die so früh am Morgen bereits aufgestanden und unterwegs waren. Als sie sich der zentralen Gebäudegruppe näherte, sah sie immer mehr Fußgänger und hier und da entdeckte sie wachsame Campuspolizisten, die paarweise umhergingen und nach Problemen Ausschau hielten.
    Die Studenten schienen überhaupt nichts zu bemerken. Nicht zum ersten Mal fragte sich Claire, ob Amelies semipsychisches Netzwerk, das Morganville von der Welt abschnitt, auch dafür sorgte, dass die Leute auf dem Campus ahnungslos blieben.
    Der Gedanke, sie könnten von Natur aus so dumm sein, gefiel ihr nicht. Andererseits war sie auf einigen Partys gewesen...
    Das University Center hatte erst vor ein paar Minuten aufgemacht und der für die Kaffeebar Zuständige war gerade dabei, die Stühle von den Tischen zu nehmen. Normalerweise wäre das Eves Aufgabe gewesen, aber stattdessen war es einer vom Universitätspersonal, höchstwahrscheinlich von der Essensausgabe. Er sah nicht gerade glücklich darüber aus, dass er hier war. Claire versuchte, freundlich zu sein, und schließlich schenkte er ihr ein Lächeln, als er ihr einen Mokka reichte und ihr Geld entgegennahm.
    »Ich wäre ja gar nicht hier«, gestand er, »aber sie bezahlen uns für den Rest der Woche das Dreifache.«
    »Echt? Wow. Das werde ich Eve sagen. Sie kann das Geld brauchen.«
    »Ja, schaff sie hierher. Ich bin nicht so gut mit diesem Kaffee-Krempel. Ich brauche etwas Einfaches. Wasser, Bohnen - das kann man nicht wirklich versauen. Das mit dem Espresso ist schwierig.«
    Nachdem Claire den Mokka probiert hatte, wusste sie, dass er recht hatte. Er war wirklich nicht dafür gemacht. Sie nippte trotzdem daran und nahm an einer Stelle Platz, von der aus sie die meisten Zugänge zum UC beobachten konnte, um nach Dr. Mills Ausschau zu halten.
    Fast hätte sie ihn nicht erkannt. Natürlich trug er nicht seinen Arztkittel, aber irgendwie hätte sie niemals erwartet, dass er einen Kapuzenpulli mit Reißverschluss, eine Jogginghose und Turnschuhe tragen würde. Eigentlich war er eher der Typ, der Anzug und Krawatte trug. Er bestellte einen normalen Kaffee - gute Wahl - und setzte sich zu ihr an den Tisch.
    Dr. Mills war in jeder Hinsicht durchschnittlich und an der Universität fügte er sich ebenso leicht ein wie im Krankenhaus. Er hätte einen guten Spion abgegeben, dachte Claire. Er hatte eines von diesen Gesichtern - aus einem Blickwinkel jung, aus einem anderen älter - und nichts, woran man sich später wirklich erinnern würde.
    Aber er hatte ein nettes, beruhigendes Lächeln. Sie nahm an, dass das als Arzt wirklich von Vorteil war.
    »Morgen«, sagte er und nahm einen Schluck Kaffee. Seine Augen waren blutunterlaufen und rot gerändert. »Ich gehe später am Tag noch ins Krankenhaus. Die Schäden feststellen. Außerdem haben wir die Unfall- und die Intensivstation bereits wieder geöffnet. Sobald wir hier fertig sind, versuche ich, ein wenig Schlaf zu bekommen, für den Fall dass irgendwelche Unfallopfer eingeliefert werden. Nichts ist schlimmer

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