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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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gepfählt zu werden.«
    »Er würde nicht...«
    »Er hat mich schon einmal getötet oder es versucht. Er würde es, ohne mit der Wimper zu zucken, sofort wieder tun, und das weißt du, Shane. Du weißt es! Er hält mich für eine Art Verräter an der menschlichen Rasse. Hinter mir wird er ganz besonders her sein.«
    Shane sagte dieses Mal nichts. Michael nahm das Funkgerät vom Tisch und klammerte es an die Tasche seiner Jeans. Er leuchtete - schimmerndes Gold und harte weiße Kanten - und Shane konnte seinen eindringlichen Blick nicht erwidern.
    »Wenn du dich dazu entschließt, deinem Dad zu helfen, ein paar Vampire zu töten, Shane, dann weißt du ja, wo du mich findest.«
    Michael ging nach oben. Es war, als wäre sämtlicher Sauerstoff aus dem Zimmer gewichen, und Claire fiel auf, dass ihr Atem schnell ging, so sehr strengte sie sich an, nicht zu zittern.
    Eves dunkle Augen waren riesengroß und ihr Blick war ebenfalls auf Shane geheftet. Langsam stand sie vom Tisch auf.
    »Eve...«, sagte er und streckte die Hand nach ihr aus. Sie machte einen Schritt, sodass sie außer Reichweite war.
    »Ich glaub's nicht«, sagte sie. »Ich renne doch auch nicht rüber zu meiner Mom und krieche ihr in den Hintern, oder? Nein. Und sie ist noch nicht mal eine Mörderin.«
    »Morganville muss sich verändern.«
    »Wach auf, Shane, es hat sich bereits verändert! Das hat schon vor Monaten angefangen. Es hat sich vor deiner Nase verändert! Vampire und Menschen arbeiten zusammen. Vertrauen einander. Sie versuchen es. Natürlich ist das schwierig, aber die Vampire haben ihre Gründe, Angst vor uns zu haben, gute Gründe. Und jetzt willst du all das wegwerfen und deinem Dad dabei helfen, auf dem Founder's Square eine Guillotine aufzustellen, oder was?« Eves Augen verdunkelten sich, ihr Blick wurde bitter. »Zum Teufel mit dir.«
    »Ich habe nicht...«
    Sie stapfte zur Treppe und ließ Shane und Claire allein.
    Shane schluckte und versuchte dann, einen Witz zu reißen. »Das hätte besser laufen können.« Claire glitt aus ihrem Sessel. »Claire? Ach, komm schon, nicht auch noch du. Geh nicht. Bitte.«
    »Du hättest es ihm sagen sollen. Ich kann nicht glauben, dass du das nicht gemacht hast. Er ist dein Freund, zumindest dachte ich immer, dass er das ist.«
    »Wohin gehst du?«
    Sie holte tief Luft. »Ich gehe packen. Ich habe beschlossen, zu meinen Eltern zu ziehen.«
    ***
    Sie packte jedoch nicht. Sie ging nach oben, machte die Zimmertür hinter sich zu und zog ihre erbärmlich wenigen Habseligkeiten heraus. Das meiste war schmutzige Wäsche. Sie saß auf dem Bett, starrte auf ihren Besitz und fühlte sich verloren und einsam; ihr war ein wenig übel und sie fragte sich, ob es ihr ums Prinzip ging oder ob sie einfach weglief wie ein kleines Mädchen. Sie kam sich ziemlich blöd vor, jetzt, wo sie alles auf dem Fußboden auf einen Haufen geworfen hatte.
    Es sah absolut mitleiderregend aus.
    Als es an der Tür klopfte, antwortete sie nicht sofort. Sie wusste, dass es Shane war, auch wenn er nichts sagte. Geh weg, dachte sie, aber er war noch immer nicht besonders gut im Gedankenlesen. Er klopfte noch einmal.
    »Ist nicht abgeschlossen«, sagte sie.
    »Aber offen ist es auch nicht«, sagte Shane leise durch das Holz. »Ich bin kein komplettes Arschloch.«
    »Doch, bist du.«
    »Okay, manchmal bin ich das.« Er zögerte und sie hörte den Fußboden knarren, als er sein Gewicht verlagerte. »Claire.«
    »Komm rein.«
    Er erstarrte, als er den Stapel vor ihr liegen sah, der nur darauf wartete, in Tüten und ihrem einzigen Koffer verstaut zu werden. »Es ist dir ernst.«
    »Ja.«
    »Du nimmst einfach deine Sachen und gehst.«
    »Du weißt, dass meine Eltern wollen, dass ich nach Hause komme.«
    Für einige lange Sekunden sagte er nichts, dann griff er in seine hintere Hosentasche und zog ein schwarzes Kästchen heraus, das etwa so groß war wie sein Handteller. »Also dann, bitte schön. Ich wollte es dir eigentlich später geben, aber es ist wohl besser, ich gebe es dir jetzt, bevor du uns verlässt.«
    Seine Stimme klang lässig und normal, aber als sie das Kästchen nahm, waren seine Finger kalt, als sie sie berührte; den Ausdruck, der auf seinem Gesicht lag, kannte sie noch nicht - Angst vielleicht. Als würde er sich für etwas Schmerzliches wappnen.
    Es war ein hartes, mit Leder überzogenes Kästchen mit Federscharnieren. Sie zögerte, um Luft zu holen, dann hob sie den Deckel auf einer Seite an. Er klappte auf.
    Oh.
    Das Kreuz

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