Der Nacht ergeben
Pferdefuß?«
Allein die Tatsache, dass sie das heimliche Bedürfnis gehabt hatte, sich selbst davon zu überzeugen, dass er über keinerlei seltsame äußere Kennzeichen verfügte, ließ sie augenblicklich in die Defensive gehen.
»Nein, natürlich nicht.«
»Oh, dann hattest du wohl vor, mich zu missbrauchen, während ich schlief? Das ist etwas pervers, aber es gefällt mir.«
»Nein... ich...« Abby musste verlegen akzeptieren, dass sie auf frischer Tag ertappt worden war. Was blieb ihr anderes übrig, als die Wahrheit zu gestehen?
»Ich glaube, ich war einfach neugierig. Du kommst mir so ... normal vor.«
Er versteifte sich bei ihrem widerwilligen Geständnis.
»Du meinst, menschlich?«
»Ja.«
»Bist du jetzt enttäuscht oder erleichtert?«
Abby zuckte leicht mit den Schultern. »Nach Haiford und den Höllenhunden muss ich wohl gestehen, dass ich etwas erleichtert bin.«
Ohne Vorwarnung fand sie sich auf dem Rücken liegend wieder. Dante ragte über ihr auf, seine Hände rechts und links neben ihrem Kopf aufgestützt.
»Ich besitze vielleicht keine drei Augen, und es tropft mir auch keine Säure von den Fangzähnen«, meinte er, wobei seine schönen Züge unerwartet ernst blieben, »aber du solltest nie den Fehler begehen, dir vorzumachen, ich wäre ein Mensch. Ich bin ein Vampir, Abby, kein Mensch.«
Ihr Herz setzte einen Moment lang aus, als sie den gefährlichen Krieger anstarrte, der über ihr schwebte. Mit einem Mal schien er weit davon entfernt, menschlich zu sein. Er war der elegante Tod, der ihr Leben in seinen Händen hielt.
»Was meinst du damit?«, flüsterte sie. »Dass ich dir nicht trauen kann?«
Er runzelte die Stirn. »Natürlich kannst du mir trauen. Ich würde sterben, bevor ich zuließe, dass dir irgendetwas geschieht.«
»Was dann?«
»Ich will einfach nicht, dass du dir vorzumachen versuchst, ich sei etwas, was ich nicht bin.« Sein metallischer Blick bohrte sich tief in ihre Augen. »Das wird sich für uns beide bloß als schmerzlich erweisen.«
Sich vormachen, er sei kein Vampir? Meine Güte, wovon redete er da? Sie konnte so tun, als sei ein Schokoladeneisbecher eine ausgewogene Mahlzeit, solange er mit Erdnüssen und Schlagsahne garniert war. Oder als wäre Johnny Depp ihr wahrer Selengefährte, wenn er sich nur die Mühe machte, sie kennenzulernen.
Aber dass dieser Mann kein Vampir sei?
Ha.
Aber als sie den Mund öffnete, um ihn darüber zu informieren, dass er wohl den Verstand verloren hatte, zögerte sie sonderbarerweise ganz plötzlich.
Verdammt. Konnte sie ehrlich sagen, dass sie nicht hin und wieder während der letzten Stunden versucht hatte, die Wahrheit über Dante zu vergessen? Zum Beispiel während seiner zärtlichen Verführung in der Badewanne? Und als sie sich in der Dunkelheit an ihn geklammert hatte, als sei er ihr Schutzengel?
Es war ohne Zweifel ihre ureigene Art, das zu ignorieren, was sie nicht sehen wollte.
Sie schlug die Augen nieder und kämpfte gegen den lächerlichen Drang zu erröten an. »Wir sollten aufstehen.«
»Abby, bitte schließ mich nicht aus«, sagte Dante, wobei seine dunkle Stimme sanft und angenehm rau klang und ihr eine wohlige Gänsehaut verursachte. »Ich wollte dir keine Angst einjagen. Es ist nur...«
Gegen ihren Willen hob Abby den Blick, um seinem zu begegnen. »Nur was?«
»Ich will, dass du mich als den kennst, der ich bin, nicht als irgendein rosarotes Abbild deiner Wünsche hinsichtlich dessen, was ich sein könnte.«
»Ich habe gesehen, wie du mit dem Dämon gekämpft hast, Dante. Ich weiß, was du bist.«
Ernst entgegnete er: »Nein, das weißt du nicht, aber du wirst es letzten Endes erfahren. Und das ist das, was ich fürchte.«
Und plötzlich verstand Abby. Hier ging es um mehr als nur ihre unbeständige Meinung über Vampire. Es ging darum, dass sie ihm glaubte. Ihm vertraute.
»Wir wissen beide, dass ich schon tot wäre, wenn du ein Mensch wärst. Ich wäre eine Heuchlerin, wenn ich mir wünschen würde, du wärst etwas anderes als das, was du bist«, gab sie mit einem zögernden Lächeln zu. »Außerdem lässt mich meine Vorgeschichte mit Männern der menschlichen Rasse nicht gerade danach streben, bis in alle Ewigkeit einen von ihnen am Hals zu haben.«
Dante entspannte sich bei Abbys Geständnis. »Keine Ritter in schimmernder Rüstung?«
»Ritter? Wohl eher Vollidioten.«
»Vollidioten?«
»Nun ja, mein letzter Freund ist von mir zu unserem Postboten übergewechselt, und ich meine wirklich
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