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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Meiler, der längst nicht mehr in Betrieb ist, aber noch recht gut aussieht. Er ist zur Hälfte verfallen, und ich denke mir, dass er am Rand des Sumpfes steht, denn bis dort wird es der Rover schaffen.«
    »Dein Wort in meinem Ohr«, sagte ich und startete den Wagen.
    Ich kurbelte das Lenkrad nach links, und wenig später drückte der Rover mit seiner Kühlerschnauze einige Zweige zur Seite, die sich störend über dem Weg ausbreiteten.
    Danach kamen wir besser voran. Der Weg war ziemlich frei, wenn auch mit hohem Gras bewachsen. Er war auch schmal, aber nicht sumpfig. Den Meiler bekam ich rasch zu Gesicht, er wirkte wie der Buckel eines dunklen Ungeheuers, der allerdings an einer Seite halb eingefallen war. Bis dorthin und nicht weiter.
    Ich hielt mich an Bill’s Rat und ließ den Rover im Schutz des Meilers ausrollen.
    »Ab jetzt brauchen wir gute Schuhe«, sagte Bill.
    »Hast du die an?«
    »Nicht gut genug.«
    Das traf auch auf mich zu. Ich trug Halbschuhe, aber mit einer kräftigen Sohle versehen.
    Das Auto sackte zwar nicht ein, aber der Boden war längst nicht so fest wie unser Startplatz. Viel weiter hätten wir auch nicht fahren können.
    Bill schaute mich an und grinste dabei. »Jetzt geht es nur noch zu Fuß weiter. Du kannst die Richtung bestimmen.«
    »Das kann ich auch lassen.«
    »Wohin also?«
    Es war eigentlich egal. Wir brauchten nur unserer Nase nachzugehen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zurück ging nichts mehr, sondern einfach nur auf einen Buschgürtel zu, der wie eine Mauer und auch wie angepflanzt wirkte.
    Wir entdeckten das Haus des Köhlers. Oder das, was von dieser Bruchbude übrig geblieben war. Wer dort Unterschlupf suchte, der wurde nicht mal vor dem großen Regen geschützt.
    Bill dachte praktisch. Er suchte sich aus den Trümmern einen handlichen Balken aus, den er mir triumphierend entgegenhielt.
    »Was willst du damit? Mücken erschlagen?«
    »Nein, aber ich als alter Sumpfgänger weiß, dass es immer gut ist, wenn man einen Stock oder einen ähnlichen Gegenstand bei sich trägt. Der kann manchmal Leben retten.«
    Da hatte er Recht.
    Wir machten uns auf den Weg. Bill spielte den Pfadfinder und übernahm die Führung. Ich dachte daran, dass es verdammt lange her war, dass ich wieder mal in einen Sumpf gelangte, in dem mir schon mancher Horror begegnet war, und es hatte sich wirklich nichts verändert. Die gleiche Stille, die gleichen fauligen Gerüche, die gleichen Geräusche, wie das Schwirren der Mücken und der dicken Fliegen, und auch die gleiche drückende Luft.
    Das schöne Wetter war vorbei. Es würden Gewitter und Regen folgen. Ich hoffte, dass uns noch Zeit blieb und wir auch eine Spur der verschwundenen Frauen entdeckten.
    Die grüne Wand war tatsächlich ein Hindernis, das den eigentlichen Sumpf schützte. Dahinter breitete sich das typische flache Gelände aus, vor dem wir stehen blieben und zunächst mal unsere Blicke darüber hinwegschweifen ließen.
    Es war eben, es war dunkel und heller zugleich. Es gab das hohe Gras, die braunen, gefährlichen und weichen Stellen, es gab die Krüppelbäume, die Sträucher und Pflanzen, deren Blätter irgendwie fettig wirkten. Es gab auch die toten Bäume, die wie schrecklich krumme Horrorgestalten überall ihren Platz gefunden hatten und deren altes Wurzelwerk oft unter einer trüben Wasserbrühe verschwunden war.
    Wir mussten hinein und dann auch wieder zurück. Zunächst aber mussten wir einen einigermaßen sicheren Weg oder Pfad finden, was ebenfalls nicht so einfach war, doch Bill setzte zunächst mal seinen Stock ein.
    Er nickte zufrieden nach diesem Test. »Ich glaube, wir haben einen Weg gefunden.«
    »Wo?«, fragte ich.
    »Immer diesem dunkelgrünen Grasstreifen nach.«
    »Okay, dann geh vor.«
    »Und wenn ich einsinke, holst du mich raus.«
    »Das muss ich mir erst noch überlegen.«
    »So ein Freund bist du also.«
    »Wieso? Hast du was anderes gedacht?«
    »Da sieht man mal wieder, wie man sich täuschen kann.«
    Wir waren inzwischen gegangen, und auch ich zeigte mich mit dem Untergrund zufrieden. Da gab es keine großen Probleme. Er war zwar weich, aber er hielt unser Gewicht aus.
    Das Moor ist eine Welt für sich. Es ist tot, und es lebt trotzdem. Kleine Fische, Frösche, Kröten, Spinnen, deren Netze als Fallen für Insekten gespannt waren, lauerten auf Beute. Auch hier galt das Gesetz. Fressen und gefressen werden.
    Je tiefer wir in diese Welt eindrangen, umso mehr wich die Stille. Wir hatten uns mittlerweile

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