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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was mich irritierte.
    Jenseits des Wassers, möglicherweise am Ende des Moors hatte ich eine Bewegung gesehen. Die stammte nicht von einem Tier, sondern von einer menschlichen Gestalt.
    Sie ging leicht geduckt, blieb dann stehen und schaute zu uns hinüber. Wahrscheinlich sah sie uns so, wie ich sie sah, und ich blieb erst mal zurück.
    Das wunderte Bill, und er sagte: »He, was machst du?«
    »Wir sind nicht allein.«
    »Wieso?«
    »Schau mal nach vorn. Da steht jemand.«
    Bill drehte sich auf den schwankenden Planken leicht nach rechts. So konnte er jetzt in diese Richtung blicken.
    Ich ließ ihm Zeit. Er sah das Gleiche wie ich, und ich hörte ihn flüstern:
    »Da steht wirklich jemand und erwartet uns.«
    »Das sagte ich doch.«
    Bill gab ein leises Lachen von sich. »Und wenn mich meine alten Augen nicht täuschen, ist es sogar eine Frau.«
    »Womit das Ziel näher gerückt ist.«
    Natürlich waren auch wir gesehen worden, und wir wunderten uns über die Reaktion der Person, denn sie hob ihren rechten Arm und winkte uns zu.
    »Wir sollen zu ihr kommen«, sagte ich.
    »Was hindert uns daran?«
    »Der Gedanke, dass es eine Falle sein könnte.«
    Bill nahm das lockerer. »Wenn du so denkst, dann ist der gesamte Sumpf hier eine Falle.«
    Ich schaute mir die Frau noch genauer an. Die Entfernung zwischen uns war schon ziemlich weit, ich sah nur, dass sie dunkles Haar hatte und zur Hose ein normales Oberteil trug.
    »Wo sie ist, finden wir auch den verdammten Nachtschwärmer«, sagte Bill. »Was hindert dich noch daran?«
    »Mein Gefühl.«
    »Soll ich alleine fahren?«
    Das kam natürlich nicht in Frage. Ich wollte nur herausfinden, ob die Person allein war oder sich noch jemand in ihrer Nähe aufhielt. Auch wenn es der Fall sein würde, es gab noch immer genügend Verstecke in der Nähe.
    Also stieg ich ein.
    Dabei brachte ich es fertig, die Person nicht aus dem Blick zulassen. Kaum hatte ich den Nachen geentert, sank ihr winkender Arm nach unten und kam auch nicht wieder hoch.
    »Wunsch ausgeführt«, murmelte ich.
    »Was hast du gesagt, John?«
    »Nichts, Sklave! An das Ruder!«
    »Zu Befehl, der Herr!«
    ***
    Wir schwammen über das dunkle und gefährliche Wasser, das an keiner Stelle eine klare Oberfläche bot. Hier war alles anders als in einem normalen Teich. Nicht nur wegen des dunklen Wassers konnten wir nicht bis zum Grund schauen, es gab auch noch andere Hindernisse, und die schwammen auf der Oberfläche. Ob es alte Blätter waren, ob es sich dabei um Pflanzen oder um abgestorbene Äste handelte, hier kam so einiges zusammen, was sich im Laufe der langen Zeit angesammelt hatte. Seerosen, die in voller Blüte standen, lockten ebenso wie andere Wasserpflanzen, die aussahen, als bestünden sie aus grünem Gummi.
    Ich hatte mich hingehockt, was dem Nachen nichts ausmachte. Bill war der perfekte Lenker. Er stakte seine Stange in einer gewissen Regelmäßigkeit in die Brühe hinein und klärte mich auch darüber auf, dass dieser Sumpfsee nicht besonders tief war. Das allerdings sah ich selbst, wenn er die Stange aus dem Wasser zog und sie nur bis zu einer bestimmten Grenze nass war.
    Ich behielt das andere »Ufer« im Auge. Dort passierte nichts mehr. Die Frauengestalt war verschwunden, und das blieb sie auch. Sie hatte ihre Pflicht getan. Jetzt wartete sie nur noch darauf, dass wir anlegten, wo auch immer.
    Mein ungutes Gefühl war noch nicht verschwunden. Zwar blieb die Gefahr weiterhin unsichtbar, aber sie war vorhanden. Davon ging ich aus, und sie konnte sich überall versteckt halten, sogar in einem Dunstschleier, der über dem Wasser schwebte und langsam auf uns zutrieb.
    Ich hatte schon gegen Nebelgeister und Nebelzombies gekämpft, doch in diesem Fall brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Der Dunst blieb, was er war, und aus ihm lösten sich keine Gestalten hervor.
    Ein Vogel flatterte mit schnellen Flügelschlägen dicht über unsere Köpfe hinweg, bevor er mit hässlich klingenden Schreien irgendwo zur Landung ansetzte.
    Die Stange wühlte das Wasser auf. Wenn Bill sie zu tief eintauchte und den Grund aufrührte, dann zogen auch trübe Wolken der Oberfläche entgegen.
    Das Wasser verlor seine Tiefe. Es wurde so flach, dass die Stange kaum noch nass wurde. Dafür rutschten wir in das dicke und scharfkantige Schilfgras am Ufer hinein, das wie kleine Messerseiten über den Rand des Nachens schleifte.
    Wir legten ungefähr dort an, wo auch die Frau gestanden hatte. Ich hatte mir einen Krüppelstrauch in

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