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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dunklen Gestells, sondern auf Grund der dicken Gläser, die innerhalb des Gestells wie Klötze oder Glasbausteine wirkten.
    »Ich bin es, Lorna. Bill, Bill Conolly. Erinnerst du dich? Du hast mir einen Brief geschrieben.«
    Sie bewegte den Mund, sprach aber noch nicht. Dafür krauste sie die Stirn und schien nachzudenken.
    »Ich gehe zu ihr«, flüsterte Bill.
    »Okay.«
    Mir war die ganze Sache nicht geheuer. Ich kam mir vor wie eine Marionette in einem Spiel, dessen Regeln mir nicht bekannt waren. Zumindest hatten wir einen Schritt nach vorn getan und konnten auch froh darüber sein, dass Lorna Higgins noch lebte. Es war möglicherweise ein gutes Omen dafür, dass auch die anderen Frauen noch am Leben waren.
    Bill ließ sich Zeit. Er sprach auch mit Lorna, und als er vor ihr stand, da nahm er ihre Hände in seine und zog sie an sich, damit sie ihn umarmen konnte.
    »Geht es dir gut?«
    »Ja.«
    »Du weißt, wer ich bin?«
    »Ich habe dich schon an der Stimme erkannt.« Ein Lächeln legte sich über ihren weichen Mund.
    »Ich habe dich nämlich nicht vergessen, musst du wissen.«
    »Das freut mich. Und ich habe sofort etwas unternommen, als ich deinen Brief erhielt.«
    »Ja, den Brief.«
    »Du hast uns schon Sorgen bereitet, meine Liebe, das will ich dir ehrlich sagen.«
    »Warum denn?«
    »Wir haben dich vermisst. Wir sind im Heim gewesen. Da hat man uns gesagt, dass man dich zu einem Arzt gebracht habe, der sich um dein Augenlicht kümmert. Aber wir wurden angelogen, wie wir jetzt zu sehen bekommen.«
    »Hat er es gesagt?«
    »Du meinst Paul Erskine?«
    »Ja.«
    »Er hat es gesagt.«
    »Er lügt. Er lügt. Er lügt.« Ihre Stimme nahm an Lautstärke zu, und Lorna schüttelte den Kopf. »Er ist kein Mensch. Er ist ein Mensch und ein Monster zugleich. Er ist der Nachtschwärmer. Er hat mich aus meinem Zimmer geholt und ist mit mir durch die Luft geflogen, um hier im Sumpf zu landen.«
    »Das stimmt. Wir sind im Moor.«
    »Ich kann es etwas sehen. Aber nur wie im Nebel. Alles ist so verschwommen. Dafür kann ich es besser riechen. Alles kommt mir so fremd vor, Bill. So fremd.«
    »Und wie lange bist du schon hier?«
    »Eine Nacht und jetzt diesen Tag.«
    »Das ist ja zum Glück nicht so lang. Aber was ist mit den anderen drei Frauen?«
    Es war eine sehr wichtige Frage, die den Kern des Problems traf. Jetzt ging auch ich vor und stellte mich in die direkte Nähe der beiden, um zuhören zu können.
    »Es... es... gibt sie.«
    »Hier?«
    »Ja. Ich habe sie gesprochen. Sie warten. Aber ich habe sie nicht richtig gesehen.«
    »Kannst du denn sagen, was er mit ihnen gemacht hat?«
    »Sie sind seine Bräute«, erklärte Lorna mit leiser Stimme. Er hat sie zu seinen Bräuten gemacht, und auch ich soll seine Braut sein.«
    Bei dem Begriff Bräute bekam ich plötzlich sehr große Augen und auch leichtes Magendrücken. Ich hatte nichts gegen diesen Begriff einzuwenden, aber es gab einen gewissen Zusammenhang, bei dem mich dieser Begriff störte. Auch Vampire bezeichneten ihre weiblichen Opfer als Bräute, und da wurde ich schon misstrauisch, vor allen Dingen, wenn ich an den Nachtschwärmer dachte. Da passte eigentlich alles. Er war ein Geschöpf der Dunkelheit. Er liebte sie. Er war in der Nacht unterwegs, um sich dort seine Opfer zu holen. Ein Biss, das Saugen von Blut, und schon hatte er sie zu seinen Bräuten gemacht.
    Bill Conolly dachte ähnlich wie ich. Er drehte den Kopf, und sein Blick sprach Bände.
    Vielleicht sah sie mich, aber sie hörte mich besser, denn als ich mich in Bewegung setzte und auf Lorna zuging, da fragte sie: »Wen hast du da mitgebracht?«
    »John Sinclair ist ein guter Freund.«
    »Ja, das freut mich.«
    Ich reichte ihr die Hand. Sie fühlte sich warm an und nicht kalt wie bei Vampiropfern. »Darf ich dich auch was fragen, Lorna?«
    »Gem.«
    »Hat dir der Nachtschwärmer etwas angetan? Ist er zu dir gekommen und hat dich gebissen, zum Beispiel?«
    »Nein, das hat er nicht.«
    »Aber er wollte doch etwas von dir, denke ich. Sonst hätte er dich nicht hier auf die Insel gebracht.«
    »Ich musste winken.«
    »Aha.« Es war wirklich interessant. »Wusste Erskine denn, dass wir kommen würden?«
    »Er ist davon ausgegangen.«
    Ich zuckte leicht zusammen, und auch Bill reagierte, indem er scharf atmete. »Dann ist er vor kurzem hier auf der Insel gewesen? Oder sehe ich das falsch?«
    »Nein, das siehst du nicht. Er war hier. Er hat mit mir gesprochen, und er hat mir alles gesagt. Er kannte euch wohl. Und

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