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Der Nachtzirkus

Der Nachtzirkus

Titel: Der Nachtzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Morgenstern
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dazu«, sagt er. »Aber unsere Haarfarbe ist auch ganz hilfreich, wir sehen nicht so aus, als ob wir in einen schwarzweißen Zirkus gehören.«
    »Bailey, das ist mein Bruder, Winston«, sagt Poppet.
    »Widget«, verbessert er.
    »Darauf wäre ich gleich noch gekommen«, sagt Poppet leicht verstimmt. »Und Widge, das ist Bailey.«
    »Freut mich«, sagt Bailey und streckt die Hand aus.
    »Mich auch«, gibt Widget zur Antwort. »Wir wollten einen Spaziergang machen. Vielleicht magst du uns begleiten.«
    »Komm doch bitte mit«, sagt Poppet. »Wir haben so selten Gesellschaft.«
    »Klar, sehr gern.« Bailey fällt nicht ein einziger Grund ein, der dagegen spräche, außerdem gefällt es ihm, dass man sich mit den beiden offenbar gut unterhalten kann. »Seid ihr denn mit der Zirkusarbeit fertig?«
    »Ja, zumindest für die nächsten Stunden«, sagt Widget, während sie auf einen anderen Weg abbiegen. »Die Kätzchen müssen ein bisschen schlafen. Nach der Vorstellung sind sie immer müde.«
    »Sie sind wirklich gut. Wie bringt ihr ihnen solche Kunststücke bei? Ich habe noch nie eine Katze gesehen, die mitten in der Luft einen Purzelbaum schlägt«, sagt Bailey. Ihm fällt auf, dass sie alle drei gleich schnell gehen und mühelos zusammenbleiben. Er ist es eher gewohnt, ein paar Schritte hinterherzulaufen.
    »Die meisten Katzen machen alles, wenn man sie nett darum bittet«, sagt Poppet. »Aber es geht leichter, wenn man sie schon früh trainiert.«
    »Und oft belohnt«, ergänzt Widget. »Belohnungen helfen immer.«
    »Hast du die Großkatzen schon gesehen?«, fragt Poppet. Bailey schüttelt den Kopf. »Oh, das solltest du unbedingt. Unsere Eltern treten mit ihnen auf. Zu ihrem Zelt geht es da entlang.« Sie weist vage nach rechts.
    »Ihre Vorstellung ist so ähnlich wie unsere, nur mit größeren Katzen«, sagt Widget.
    »Viel größeren Katzen«, korrigiert Poppet. »Panther und Schneeleoparden mit schönen Flecken. Sie sind richtig süß.«
    »Und sie haben ein eigenes Zelt«, erklärt Widget.
    »Warum habt ihr kein Zelt?«, fragt Bailey.
    »Wir brauchen eigentlich keins«, antwortet Poppet. »Wir dürfen nur ein paar Vorstellungen pro Nacht geben und brauchen nur die Kätzchen, Reifen und Schnüre. Alle, die nicht unbedingt ein Zelt brauchen, treten dort auf, wo gerade Platz ist.«
    »Das bereichert die Atmosphäre«, sagt Widget. »Auf diese Weise kann man den Zirkus entdecken, ohne dass man sich für ein Zelt entscheiden muss.«
    »Für Unentschlossene ist das vermutlich sehr gut«, sagt Bailey und grinst, als Poppet und Widget lachen. »Es ist nämlich nicht einfach, sich für ein Zelt zu entscheiden, weil es so viele gibt.«
    »Das stimmt«, sagt Poppet. Sie haben den Platz mit dem Feuer erreicht. Er ist ziemlich belebt, und Bailey wundert sich immer noch, dass niemand sie beachtet und man sie offenbar für eine beliebige Gruppe junger Zirkusbesucher hält.
    »Ich habe Hunger«, sagt Widget.
    »Du hast immer Hunger«, gibt Poppet zurück. »Wollen wir uns was zu essen holen?«
    »Ja«, antwortet Widget.
    Poppet streckt ihm die Zunge heraus.
    »Ich habe Bailey gefragt«, sagt sie. »Wollen wir etwas essen, Bailey?«
    »Klar«, sagt Bailey. Poppet und Widget scheinen sich viel besser zu verstehen als er und Caroline. Vielleicht liegt es daran, dass sie altersmäßig dichter beisammenliegen. Ob sie wohl Zwillinge sind? Sie sehen sich ziemlich ähnlich, aber Bailey findet es unhöflich, sie zu fragen.
    »Hast du schon die Zimtdinger probiert?«, fragt Poppet. »Sie sind ganz neu. Wie heißen die noch mal, Widge?«
    »Unvorstellbar köstliche Zimtdinger?«, antwortet Widget schulterzuckend. »Ich glaube nicht, dass alles Neue schon einen Namen hat.«
    »Probiert habe ich sie noch nicht, aber sie scheinen gut zu sein«, sagt Bailey.
    »Sie sind gut«, bestätigt Widget. »Jede Menge Teig und Zimt und Zucker, aufgerollt zu einer Schnecke mit Glasur.«
    »Donnerwetter«, sagt Bailey.
    »Genau«, erwidert Widget. »Und wir sollten uns noch Kakao und Schokoladenmäuse holen.«
    »Schokoladenmäuse habe ich vorhin schon gekauft«, sagt Bailey und zieht die Tüte aus seiner Tasche.
    »Ah, du denkst voraus. Es ist immer gut, vorbereitet zu sein«, sagt Widget. »Du hattest recht, was ihn betrifft, Poppet.«
    Bailey sieht Poppet fragend an, aber sie lächelt ihm nur zu.
    »Sollen Bailey und ich den Kakao holen, während du die Zimtdingsbumse besorgst?«, fragt sie.
    Widget nickt und sagt: »Gut. Wir treffen uns am Feuer.«

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