Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
Vom Netzwerk:
bestand?
    Später, als ich wie eine Küchenhexe aussah und meine ursprünglichen Vorstellungen mit der Realität verglich, kam ich nicht umhin, zuzugeben, dass ich es mit dem Ehrgeiz ein wenig übertrieben hatte: Meine Schürze erinnerte an ein Werk des sternhagelvollen Jackson Pollock, meine Haare waren ein einziges Desaster, und mein verschwitztes Gesicht glühte mit den Herdplatten um die Wette.
    Beim Studieren des Kochbuchs, bei der Zusammenstellung des Menüs und dem Kreieren der Zutatenliste war mir alles wie ein Kinderspiel erschienen. Aber jetzt, da ich nichts als einen steinharten Braten, ein wässriges tzatziki, eine zusammengefallene und erschreckend dünne Quiche und einen blutigen Salat vorzuweisen hatte, in den ich aus Versehen dünne Streifen meines Zeigefingers geraspelt hatte, blieben zu meiner Rettung nur noch das Pitabrot und das baklawa – beides Zutaten, die ich in der Bäckerei erstanden hatte.
    Als ich hörte, wie der Jeep die Auffahrt heraufkam, warf ich alles schnell in den Mülleimer. Ich wusste, dass nichts mehr davon zu retten war.
    »Ya sou agapi mou!«, rief er und kam mit einer dampfenden Pizzaschachtel in die Küche.
    »Ich fürchte, das mit dem Abendessen hat nicht ganz hingehauen«, sagte ich, stellte die verkrustete Bratenform in die Spüle und zuckte kläglich mit den Achseln.
    »Kein Problem, ich habe Ersatz mitgebracht«, sagte er, stellte die Schachtel auf die Arbeitsplatte, öffnete den Karton und gab mir eine Scheibe.
    »So wenig Vertrauen hattest du also?«, fragte ich und zerriss mit Hilfe meines Zeigefingers einen hartnäckigen Käsefaden, der sich zwischen meinen Zähnen und der Kruste spannte.
    »Ich habe schon geahnt, dass das Ganze für eine unerfahrene Köchin etwas viel werden könnte.« Er grinste.
    »Dabei hatte ich alles minutiös geplant«, erwiderte ich empört. »Dass du mein Essen lobst und dir noch einmal nachnimmst, während ich schüchtern lächle und dir sage, dass ich mich entschieden habe, bei dir zu bleiben.« Ich warf ihm einen nervösen Blick zu und fragte mich, wie er wohl reagierte.
    »O Hailey«, sagte er, sah mich an und lächelte bis über beide Wangen. Dann ließ er die Pizza fallen und küsste mich.
    Erst war es ein flüchtiger, zaghafter Kuss, mit dem Paare, wenn sie länger zusammen waren, die inbrünstigeren Küsse ersetzten, die ihre Beziehung in Gang gebracht hatten. Als ich den Kopf drehte und nach meinem Weinglas griff, suchten seine Lippen abermals meinen Mund, und wir fielen wie zwei Liebeskranke übereinander her und tauschten leidenschaftliche Küsse, während wir gegenseitig an unseren Kleidern nestelten. Adonis löste den Knoten meiner Hose, während ich mich mit seinem Gürtel beschäftigte, die fünf Knöpfe seiner Jeans öffnete und ihm die Hose herunterstreifte und auf dem mit allen möglichen Zutaten verschmutzten Boden in die Knie ging.
    Im selben Moment flog die Eingangstür gegen die Wand, und ein ohrenbetäubender Schrei zerriss die Luft. »Putana!«
    Ich fuhr auf und sah eine vor Wut schäumende Irene Vrissi im Türrahmen stehen.
    »Mitera!«, rief Adonis, riss die Jeans in die Höhe, sprang vor mich und versuchte, mich hinter ihm zu verstecken, während ich in Deckung ging. Irene Vrissi kam auf uns zugestürzt, als wäre sie ein Bulle aus den Erzählungen von Hemingway. Die ganze Zeit über spuckte sie wie ein Maschinengewehr Worte aus, die ich – bis auf putana!, das in jedem Satz gleich mehrfach fiel – nicht verstand.
    Für seine Mutter war ich eine Hure.
    Verzweifelt versuchte ich, meine Hose wieder zuzubinden. Als ich aufblickte, hatte sich die 1,52 Meter große Irene vor uns aufgebaut, die Hände in die Seiten gestemmt, die Lippen zusammengepresst und die kalten braunen Augen zu wütenden Schlitzen verjüngt.
    »Was soll das?« Sie trat einen Schritt nach vorne, war jetzt nur noch wenige Zentimeter von uns entfernt, während ich noch immer hinter ihrem Sohn Schutz suchte. Ich war unendlich erleichtert, dass er zwischen uns stand. »Sie verführen meinen Sohn? In meinem Haus? Was haben Sie überhaupt mit meiner Küche angestellt? Sehen Sie sich diese Schweinerei doch nur mal an!«
    Ich ließ den Blick über die Spüle, in der sich das dreckige Geschirr stapelte, den verkrusteten Herd und die Arbeitsplatte gleiten, die wegen der vielen Zwiebelschalen, des dunklen Bratensafts und der Käsekrümel kaum noch zu erkennen war, und wand mich innerlich.
    »Mutter, bitte«, flehte Adonis. »So kannst du nicht mit ihr

Weitere Kostenlose Bücher