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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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werde ich’s zeigen«, sagte er, zog die alte Krawatte aus und band sich die neue um. Dann schnappte er sich die Tüten und legte den Arm um mich. »Komm mit, ich weiß, wo wir hingehen.«
    »Wohin denn?«, wollte ich wissen. Wir verließen die Boutique und liefen die Straße entlang.
    »Als Erstes laden wir die Tüten bei Jean Claude ab, dem ich den Rest des Abends freigebe. Dann geht’s ab in die Metro, damit du endlich meine wilde Seite kennenlernst.«
     
     
22
     
    Nachdem wir aus der Metro ausgestiegen waren, kletterten wir über eine Treppe ins Freie. Ich stand in einem Teil von Paris, der mir völlig fremd war. »Wo sind wir?«, wollte ich wissen.
    »Im Pigalle-Viertel«, antwortete Max, legte mir den Arm um die Schulter und führte mich an Stripclubs, Varietétheatern, trendigen Boutiquen und heruntergekommenen Bars vorbei.
    »Erinnert mich ein wenig an den Times Square, bevor Giuliani in die Hände gespuckt hat.«
    »Früher gab es hier nur Bordelle, Bars und Künstler. Wusstest du, dass Picasso hier mal eine Zeitlang gelebt hat?«
    »Nur zu deiner Information, es sieht noch immer nach Bordellen und Bars aus. Was die Künstler betrifft, bin ich mir allerdings nicht so sicher«, sagte ich und blieb staunend vor dem Schaufenster eines Sexshops stehen, in dem nichts als Dildos ausgestellt waren.
    »Du hast ja keine Ahnung, wie stark die Immobilienpreise in diesem Viertel explodiert sind. Trotzdem spiele ich mit dem Gedanken, mir hier eine Wohnung zu kaufen«, erzählte er mir.
    »Wohin gehen wir denn nun?«
    »Wohin wohl? Erst essen, dann in eine Show.«
     
    Nach einem weiteren Gourmetdinner in einer kleinen vornehmen Brasserie packte Max mich bei der Hand und lief mit mir den vollen, dreckigen Boulevard mit seinen zahllosen Peepshow-Kinos und Nachtclubs entlang. Mit jedem Schritt wuchs meine Neugierde. Was hatte er vor? Das, was ich bisher von diesem Viertel gesehen hatte, war so ganz anders als alles, was wir sonst machten.
    »Gib mir wenigstens einen kleinen Tipp«, bettelte ich und schmiegte mich an ihn. Es war ihm an der Nasenspitze anzusehen, wie aufgeregt er war, dass er mich förmlich dazu einlud, ihn zu piesacken.
    »Nein, kein Tipp«, entschied er und beugte sich nach unten, um mich zu küssen. »Wart’s einfach ab.«
    Mit einem Mal wusste ich, wo er mich hinführte. Ich hatte es bereits erblickt, sagte aber nichts, bis wir direkt auf die bekannte rote Neonmühle zusteuerten. Ich wollte ihm die Überraschung nicht verderben.
    Natürlich! Max führte mich in das berühmteste Cabaret von Paris. »Oh, das Moulin Rouge!«, platzte es aus mirheraus. »Da wollte ich schon immer mal hin.« Aufgeregt drückte ich seine Hand. Auf Max war Verlass.
    »Die reinste Touristenfalle«, brummte er und zog mich daran vorbei.
    Sehnsüchtig drehte ich mich um. »Aber … warst du denn mal drin?«, fragte ich und versuchte, mir die Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen
    »Nein, und das ich habe auch nicht vor. Das ist nur was für Touristen, die totale Abzocke. Mach dir keine Sorgen, ich bringe dich an einen Ort, an dem sich das wahre Pariser Nachtleben abspielt.«
    Lächelnd sah ich zu ihm hoch und rief mir in Erinnerung, dass er als Fremdenführer bisher noch nicht versagt hatte.
    Ehe ich es mich versah, zog er mich in eine schummrige und enge Gasse. Wir blieben vor einem fensterlosen Haus mit einer schwarzen Tür stehen. Max nickte einem hünenhaften, dunklen Türsteher zu, steckte ihm ein paar Euro zu und zog mich ins Innere. Als wir den kleinen, schwach beleuchteten Vorraum betraten, suchte ich vergebens nach einem Schild, das mir verriet, wo ich war. Um mich herum nichts außer Tapeten, die in Fetzen von der Wand hingen, und einem schweren Vorhang aus Samt.
    »Warst du schon mal hier?«, flüsterte ich und musterte ihn fragend.
    »Ein- oder zweimal.« Er zuckte mit den Schultern, weil er nicht mehr sagen wollte.
    Gerade, als ich dachte, ich müsste vor Neugierde platzen, trat ein blasser, schmächtiger Mann in einem dunklen, glänzenden Anzug und einem abgetragenen Hemd durch den Vorhang. Beim Anblick von Max strahlte er und sagte:
    »Monsieur Dunne! Wie schön, Sie zu sehen. Ihr üblicher Tisch?« Er teilte den Vorhang und führte uns in einen kleinen Raum, in dessen Mitte sich eine ausladende Bühne befand, umringt von kleinen Tischen, auf denen flackernde Kerzen standen.
    Als wir in der Mitte der ersten Reihe Platz nahmen, staunte ich zum wiederholten Mal darüber, dass Max immer wusste, wo es

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