Der Name Der Dunkelheit
Sicherheit seine Nummer?«
»Wir sollten uns aufteilen. Ich orte das Telefon, und ihr findet heraus, wem es gehört. Wahrscheinlich läuft es ohne Abonnement.«
So gingen sie an die Arbeit.
Kjell begann mit der Telefondatenbank. Sofi führte ein kurzes Gespräch mit dem Operator von Telia. Sie gab ihre Legitimation durch und wartete.
»Ach wirklich?«, sagte sie nach einer Weile. Sie machte sich eifrig Notizen und legte auf. »Es ist abgeschaltet und war bis gestern im östlichen Maria in Betrieb. Aber es läuft auf seinen Namen! Seit acht Jahren dieselbe Nummer. Die Adresse lautet Bastugatan 1.«
Henning kam aus seinem Büro herübergeeilt. Sonst hörte er nicht so gut.
Kjell gab Namen und Adresse in das Telefonverzeichnis ein. Und erhielt keinen Treffer. »Die Telefonnummer scheint geheim zu sein.«
»Das haben wir gleich«, sagte Henning und verschwand.
Er hielt Wort. Nach drei Minuten begann der Drucker zu summen und gab eine Liste mit allen Personen aus, die in der
Bastugatan 1 wohnten. Zwei Anwaltsbüros waren darunter und eine Firma.
»Die Firma«, rief Henning von drüben. »Die Firma!«
65
Sie konnten nicht mehr länger auf Kullgren und Theresa warten. Die Schutzweste saß so eng am Körper, dass Kjell darunter ins Schwitzen geriet. Das verstärkte die Kälte und raubte ihm langsam die Aufmerksamkeit. Sofi erging es nicht besser, das konnte er an ihren schnellen Atemzügen hören. Sie drückte sich hinter ihm an die Hauswand und wartete auf seine Entscheidung. Ihre Beine steckten bis über die Knie in tagealtem Schnee, der sich an den Hauswänden türmte und hart war. Offenbar hatte der Räumdienst dieses verwinkelte Viertel schon vor einiger Zeit aufgegeben.
Von hier aus waren Henning und die beiden vermummten Gestalten vom Einsatzkommando gut auf der anderen Seite der Kreuzung zu sehen, obwohl auch sie im Schatten einer Hausecke kauerten. Ein Auto der Polizei und ein Rettungswagen warteten eine Querstraße entfernt auf das vereinbarte Zeichen.
Noch im Büro hatten sie beim Blick auf den Stadtplan entdeckt, dass es jenes erste Haus der Bastugatan war, das jeder wegen seiner exponierten Lage kannte. Es stand mit bügeleisenförmigem Grundriss mitten in der Gabelung zweier Straßen. Drei weitere Fahrbahnen trafen sich hier zu einem kleinen Platz, in den die Spitze des Hauses hineinragte. Auf der Fahrt hatte Kjell überlegt, ob dies ein Vorteil war. Die Schwierigkeit erkannte er erst jetzt: Das Kopfsteinpflaster und die enorme Steigung machten die Straßen bei dieser Witterung schwer befahrbar. Aber im Auto hätten sie ohnehin
nicht warten können, ohne vom Haus aus bemerkt zu werden.
Über ihnen ächzte es. Dann schlug ein Eiszapfen zwei Meter neben Sofi auf das Pflaster. Vor Schreck rempelte sie Kjell von hinten an.
»Der hätte uns erledigen können«, flüsterte sie.
»Hast du etwas Neues von Kullgren und Theresa?«
Mit steifen Fingern zog Sofi ihr Telefon aus der Brusttasche und schüttelte den Kopf. »Sie müssten längst hier sein.«
»Wir warten nicht auf sie. Es ist zu kalt.«
In diesem Moment wurden im Haus drei übereinanderliegende Fenster erleuchtet. Jemand war aus einer der Wohnungen ins Treppenhaus getreten.
»Das ist unser Zeichen«, sagte Kjell. So waren sie nicht gezwungen, die Haustür aufzubrechen. Er schwang seinen Arm durch die Luft. Das sah aus, als holte er mit einem Schneeball aus. Henning verstand. Die beiden Vermummten vom Einsatzkommando sprangen hinter ihm hervor und liefen geduckt über die kleine Kreuzung. Kurz darauf klebten sie wie zwei Gallionsfiguren links und rechts des Eingangs mit dem Rücken an der Wand. Kjell gab Sofi das Zeichen. Gemeinsam eilten sie zum Haus. Erst jetzt kamen auch seine Gedanken in Bewegung, doch sie endeten wieder in der Vermutung, sie würden die Wohnung leer finden. Seit Tagen kursierten die Flugblätter in ganz Södermalm und klebten an jedem Laternenpfahl. Ardelius musste erfahren haben, wie dicht ihm die Polizei auf den Fersen war. Auf die entscheidende Antwort wusste Kjell keinen Rat: Wie reagierte Ardelius darauf? Floh er oder griff er an? Kjell beschlich das Gefühl, dass Ardelius’ irrsinniger Plan hierherführte.
Henning traf als Letzter ein und wollte sogleich das Schallkissen auf das Türschloss legen. Die beiden Vermummten brachten die Ramme in Stellung. Kjell hob die Hand. Die anderen
hatten nicht bemerkt, dass im Treppenhaus jemand auf dem Weg herab war.
Niemand kam. Kjell und Sofi sahen sich in die Augen. Innen
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