Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
Vom Netzwerk:
warteten.
    Dann ging sie los. Nach fünfzig Schritten erreichte sie die Haustür. Der Türcode lautete 2179. Sie stemmte sich gegen die
schwere Holztür und schlüpfte hinein. Das sanfte Licht über der Marmortreppe erlosch nie. Sie nahm die Treppe. Auch im dritten Stock zögerte sie nicht. Es brachte nichts, an der Tür zu lauschen. Das Holz war zu dick.
    Sofi kniete sich vor das Zahlenschloss. Eine kleine Unsicherheit bestand darin, ob sie sich die sechs Stellen bei ihrem letzten Besuch richtig eingeprägt hatte. Ihr Interesse an dem teuren Sicherheitssystem war trotz ihrer Trunkenheit so groß gewesen, dass die Kurve ihrer Lust eine kleine Spitze nach unten erlitten hatte. Bevor sie dann wieder angestiegen war.
    Das grüne Lämpchen erstrahlte. Sofi drückte die Tür auf und schloss sie gleich wieder hinter sich. Das Licht an der Decke der Diele beunruhigte sie nicht. Es sprang an, sobald man unten an der Haustür den Schlüsselcode eingab. Sie schlüpfte aus den Sportschuhen und nahm sie in die Hand.
    Sie drückte den Rücken gegen die Wand und lauschte einige Sekunden lang, bis sie am anderen Ende der Wohnung ein Knarren vernahm. Sie hielt den Atem an. Es konnte auch von draußen stammen oder vom Dachstuhl. Als sich das Geräusch wiederholte, fluchte sie lautlos und bereitete ihre Exit-Strategie vor, die sie auf der Herfahrt im Auto entwickelt hatte. Das Knarren stammte ohne Zweifel aus dem hinteren Teil der Wohnung. Sie rutschte so weit mit dem Rücken an der Wand hinab, bis sie zusammengekauert auf dem Boden hockte. Sie wartete auf das dritte Geräusch, damit sie sich vorstellen konnte, was es verursachte.
    Eine Frauenstimme … stöhnte. Sofi starrte die Fußbodenleiste an der gegenüberliegenden Wand an. Ihr Brustkorb hob und senkte sich nun immer heftiger. Ihre Exit-Strategie würde nicht funktionieren, nicht ohne eine zwischenmenschliche Szene, die sie nicht kalkulieren konnte. Sie fletschte die Zähne. Verdammter Arsch.
    Wenn sie eines von Kjell Cederström gelernt hatte, dann die
Erkenntnis, dass es im Leben nur zwei Wahrscheinlichkeiten gab. Null und eins. Dazwischen lag das Scheitern.
    Sie lief los, glitt auf Strümpfen über das Parkett. Als sie den Schreibtisch erreichte, drangen die Geräusche durch die breite Öffnung aus dem Schlafzimmer viel lauter herüber. Auf dem Sofa am Fenster lag wieder Frauenkleidung.
    Sie vermied es, in diese Richtung zu sehen. Eine ihrer Stärken war, sich mit ihrem Ehrgeiz vor ihrem Innenleben und zugleich vor dem Außenleben zu wappnen. Beim Umrunden des Tisches konnte sie darauf keine Veränderung seit ihrem letzten Besuch entdecken. Anscheinend diente er nur als Dekor. Sie zog an der Schublade und warf einen Blick hinein, während sie hinter dem Tisch in Deckung ging. Die Platte lag auf zwei Unterschränken, von denen jeder so mächtig war, dass sie dahinter nicht zu entdecken war. Ohne in die Lade hineinsehen zu können, tastete sie sich zur linken Ecke und bekam das Telefon zu fassen.
    Sie drückte auf den Tasten herum und stellte sich dabei vor, die Frau, die nebenan gerade auf einen theatralischen Höhepunkt zusteuerte, wäre Jannika Fager. Durch einschlägige Videos selbst auf den Geschmack gekommen.
    Sie glaubte nicht, dass Joakim seine heiklen Anrufe über dieses Telefon erledigte. Dazu war die Kontaktliste viel zu lang, und nur Dummköpfe begnügten sich damit, die Karte auszuwechseln. Außerdem hatte sie beim letzten Mal bemerkt, dass das Telefon bereits in der Lade gelegen hatte, als sie am Abend zuvor gemeinsam in die Wohnung gekommen waren. Auf der anderen Seite hatte die Wohnung ein raffiniertes Sicherheitssystem. Ragnars Leute konnten sie nicht heimlich betreten, ohne wie Sofi den Türcode zu kennen. Sofi kam die Idee, Ragnar den Code als Gegenleistung für die Vernichtung des Videos anzubieten.
    Sie atmete gleichzeitig mit der Frau auf. Jon Ardelius. Zumindest
hatte sich ihr zweiter Besuch in dieser Wohnung gelohnt. Sie schrieb die Nummer lieber ab, vielleicht geschahen gleich noch Dinge, die ihr Kurzzeitgedächtnis belasteten. Da hörte sie Joakim aus dem Bett steigen. Er schaltete das Licht ein. Sofi kroch zwischen die Unterschränke. Was jetzt geschah, ging auf Kosten von Ragnars Ermittlung. Sie hatte die Nummer, die sie brauchte.
    Zum Glück kam Joakim nicht zum Schreibtisch herüber, sondern verschwand im Badezimmer. Jedenfalls glaubte Sofi, das aus den Geräuschen herauszuhören. Die Dusche sprang an und bot eine ideale Gelegenheit. Aber was war

Weitere Kostenlose Bücher