Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten

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brannte noch das Licht.
    »Los!«, sagte Kjell.
    Die beiden vom Einsatzkommando schwangen die Ramme. Die Tür sprang ohne Geräusch auf, doch die Wucht überraschte Henning. Der Türgriff entglitt ihm. Er musste hinterherspringen und konnte gerade noch verhindern, dass die Tür gegen die Wand des Treppenhauses stieß.
    Dicht an der Wand entlang schlichen sie auf der ersten Treppe hinauf, bis der Vermummte an der Spitze der Staffel innehielt. In der Treppenkehre stand eine junge Frau vor ihnen. Sie war dabei, mit einem Kinderwagen Stufe um Stufe zu nehmen. Die Frau erstarrte. Auch der Sturmtrupp rührte sich nicht, bis Henning endlich handelte. Er drängte sich vor und ergriff die Vorderachse des Wagens. Die Frau wandte sich noch einmal nach ihnen um und verschwand in der Treppenkehre.
    Zu viert schlichen sie weiter. Kurz vor dem zweiten Stock erlosch das Licht. Sofi wollte auf den Schalter drücken, doch einer der Vermummten hielt ihren Arm fest. Wie man von außen hatte sehen können, lag die Wohnung im Dunkeln. Da war es kein Vorteil, mit verengten Pupillen aus dem hellen Gang in die Finsternis zu stürmen.
    Hennings Schritte näherten sich. Er hatte die Frau bis zur Haustür begleitet und kehrte mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht zurück. Mit Gesten wies er die anderen darauf hin, dass die Wohnungstüren in diesem Haus aus massivem altem Holz waren. Zudem gab es neben dem normalen Schloss ein zweites auf Augenhöhe. Sie verzichteten auf das Kissen. Sofi hielt sich die Ohren zu und sah dabei mit ihren abstehenden Ellenbogen aus wie ein kleines Mädchen, das nicht hören will.
Kjell wusste aus einigen Gelegenheiten, dass ein Knall sie leicht in Panik versetzen konnte.
    Als die Ramme auftraf, schwang die Tür ohne jeden Widerstand auf und schmetterte gegen die Wand. Sie gab einen kurzen Blick in das dunkle Innere frei, bevor sie von der Wand abprallte und zurückschwang.
    »Verdammte Scheiße!«, zischte Henning viel zu laut. Es klang nicht nach Wut, sondern nach einem Unbehagen, das auch den anderen über den Rücken lief. Die Tür war angelehnt gewesen.
    Zum wiederholten Mal glaubte Kjell, von einem Plan hierhergeführt worden zu sein, den er nicht verstand, und dieselbe Sorge las er in Sofis Augen, die trotz ihrer Schwärze in der Finsternis funkelten.
    Die Männer ließen die Ramme fallen und brachten ihre Sturmgewehre in Stellung.
    »Rückzug«, flüsterte Kjell. Mit fünf Mann waren sie für diese Lage zu wenig.
    »Was heißt da Rückzug!«, brummte Henning. »Jetzt habe ich aber die Nase voll!« Er tippte genervt gegen die Tür und tappte an der Innenwand nach einem Lichtschalter. Die Stürmung verlief routiniert. Die beiden vom Einsatzkommando sicherten die Küche. Sie lag gegenüber der Wohnungstür. Das Zimmer zur Rechten war das dreieckige Zimmer über der Straßengabelung. Offensichtlich wurde es als Schlafzimmer genutzt. Nachdem der Raum gesichert war, schlichen Kjell und Henning in den Flur.
    Kjells erster Eindruck war die ungeheure Kälte, die in der Wohnung herrschte. Sie unterschied sich kaum von der Temperatur im Freien. Irgendwo musste ein Fenster offen stehen.
    Nach links führte ein fünf Meter langer Korridor zu einem weiteren Zimmer. Die beiden mit den Gewehren näherten sich vorsichtig der Tür und schubsten sie mit dem Gewehrlauf auf.
Der Hintermann winkte. Kjell und Sofi schlossen auf und blieben nebeneinander auf der Schwelle stehen.
    Es bedurfte keiner Lampe. Von draußen durchflutete der gelbe Schein einer Laterne direkt vor dem Fenster das ganze Zimmer. Ein Mann saß an einem Tisch, der mitten im Raum stand. Sein Kopf lag auf der Tischplatte. Eine Hälfte des Gesichts war zu erkennen. Ohne Zweifel war es das Phantom, das die beiden Verkäuferinnen vom Telia-Laden und Astrid Blom dem Polizeizeichner eingegeben hatten.
    Kjell ließ seine Schultern sinken.
    »Der ist tot«, sagte Sofi zu allem Überfluss.
    Für eine Weile betrachteten sie die starre Szene. Dann durchdrang sie ein so lauter Knall, dass Sofi sich schon geduckt hatte, bevor das Echo verklang. Kjell fuhr im Reflex herum zu Henning, der noch die Wohnungstür sicherte.
    Das war ein Schuss gewesen. Aber nicht hier in der Wohnung. Kjells Augenmerk fiel gerade auf das offene Fenster, als draußen eine ganze Salve von Schüssen losging. Die beiden vom Einsatzkommando waren ebenso irritiert. Obwohl nichts im Zimmer einschlug, drängten sie Kjell und Sofi mit der Masse ihrer gepanzerten Körper in den Korridor zurück und wussten