Der Name Der Dunkelheit
Leidenschaften wie Gefühlsausbrüche. Dabei neigte sie zur Ungerechtigkeit. Kjell und Henning hatten vorgehabt, ihr Huldas Verhaftung zu verschweigen. Dann hatte Henning alles zugeben müssen, weil die Polizeiwache bereits am Abend zuvor eine Nachricht auf Snæfríðurs Telefon hinterlassen hatte.
»Ich habe es vergessen«, knurrte Henning und knirschte mit den Zähnen. »Sofi kam mit der Telefonnummer, und wir sind sofort aufgebrochen.«
Kjell nickte. »Hier war gestern Abend sehr viel los. War Fredrik nicht zu Hause?«
»Das war er, aber er bekam keinen Anruf.« Snæfríður fuhr wieder zu Henning herum. Ihren Blick sah Kjell deshalb nicht, er tippte jedoch auf einen vorwurfsvollen.
Henning war deutlich anzusehen, dass er gerne von dem dampfenden Kaffee getrunken hätte, der wahrscheinlich seit einer kleinen Ewigkeit vor ihm stand. Aber er wagte es nicht. Stattdessen stand er auf und ruckelte den Bund seiner Hose zurecht. Er streckte sich nach dem Telefon und wählte eine Nummer aus dem Gedächtnis. Das Gespräch dauerte nicht lange. »Wannfors hat sie bis zur Haustür gebracht. Wie befohlen. Und es schien auch jemand da zu sein. In eurer Wohnung brannte Licht.«
»Vielleicht solltest du lieber Fredrik anbrüllen«, sagte Kjell.
Snæfríður verließ das Zimmer.
»Das wäre ohnehin mal Zeit«, rief Kjell ihr hinterher.
Die Tür zu ihrem Büro knallte zu.
Henning taumelte rückwärts zu seinem Sessel. »Anscheinend fehlen einige von Huldas Sachen. Fredrik muss die ganze Nacht gewartet haben.«
»Sie muss wieder hinausgeschlichen sein. Lassen wir sie suchen?«
Henning griff nickend zum Hörer.
Kjell versuchte, sich an all die Dinge zu erinnern, die er erledigen wollte. Nun fiel ihm nichts mehr davon ein. Also zog er erst einmal seine Jacke aus und setzte Kaffee auf.
»Sie ist ganz und gar überfordert mit dem Mädchen«, sagte er zu Henning, nachdem sie die erste Tasse in völliger Stille genossen hatten. »Ich begreife nicht, was in Huldas Kopf vorgeht.«
»Ich schon.«
»Ach ja?«
»Ich habe einen guten Draht zu ihr. Hulda braucht eine Bezugsperson, der sie nicht das Wasser reichen kann. Snæfríður ist zögerlich und sprunghaft wie ein Geysir und ganz und gar auf Fredrik fixiert.«
»Was ist eigentlich aus deiner Fixierung zu Lena Axelsson geworden?«
»Sie kommt später vorbei.«
»Hierher?«
»Wir sind bei einem Plausch am Telefon darauf gestoßen, dass sie Jon Ardelius kennt. Oder besser, kannte.«
»Kennt. Bei kürzlich Verstorbenen greift das gnomische Präsens. Woher kennt sie ihn?«
»Durch einen gnomischen Zufall. Sie nahm vor einigen Monaten an einer Radiosendung teil, bei der auch er zu Gast war.«
In Kjells linker Hosentasche läutete das Telefon. Die Anruferin war Sofi.
»Wo bist du?«, fragte er.
»Draußen. Kannst du vors Haus kommen?«
Eine Minute später stießen Kjell und Henning beherzt die Türen des Haupteingangs auf. Sofi stand mit hängenden Schultern auf dem Gehweg.
»Die Säpo hat mich suspendiert. Sie verdächtigen mich, irgendeine dunkle Rolle in der Sache zu spielen.«
»In was für einer Sache denn?«
»Ardelius.«
»Warum stehen wir eigentlich hier draußen?«, erkundigte sich Henning mit klappernden Zähnen.
Der Grund war einfach: Sofi durfte das Gebäude nicht mehr betreten. »Sie wollten von mir wissen, wie ich an die Telefonnummer von Ardelius gekommen bin.«
Sofi zitterte vor Kälte. Auf Hennings Vorschlag gingen sie zu dem nahen Café in der Hantverkargatan.
»Ich habe denen erzählt, wie ich die Nummer beschafft habe«, berichtete sie dort. Ihre Augen schienen vor Schreck dauerhaft geweitet.
Kjell schlug vor, dass Sofi alles noch einmal erzählte. Und so begann sie bei dem Abend, als sie Joakim Karlström kennengelernt hatte. »Sie behaupten, ich hätte die Nummer längst gekannt und meinen Einbruch bei Joakim nur vorgetäuscht. Auch dass ich ihn erst seit einigen Tagen kenne, bestreiten sie.«
»Warum fragen sie ihn nicht einfach?«
»Das können sie nicht, wegen Ragnar.«
Kjell musste mehrmals nachfragen, bevor er Sofis Problem wirklich durchschaute. Ihre Heimlichtuerei wurde ihr nun zum Verhängnis. Die Säpo konnte mit Fotos aufwarten, die Sofi beim Verlassen des Hotel Berns zeigten. Sie konnte also nicht leugnen, ihn zu kennen und mehrmals getroffen zu haben.
Außerdem hatte sie eine Überwachungskamera für private Zwecke veruntreut, und zwar an dem Tag, bevor man Judit Juholt fand.
»Tholander hat sogar versucht, mich verhaften zu
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