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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Symbol‹, sagte sie.
    ›Ach ja? Für mich ist es Mathematik.‹
    ›Wirklich? Ich möchte Physik studieren.‹
    ›Wunderbar! Am besten sprechen wir mal bei einer Tasse Kaffee darüber. Wann beginnt deine Mittagspause?‹
    Kjell hatte recht, Ardelius war ein Leuchtturm in der Nacht gewesen. Elin hatte plötzlich ein Ziel. Wenn sie als Mitautorin über dem Artikel stand, konnte ihr Anteil nicht unwesentlich sein. Dasselbe Schema bei Judit. Sie haben sich bei ihrem Konzert kennengelernt. Und dass sich ›alle heute Abend treffen‹ wollten, Ardelius und die drei Frauen, ließ keinen Zweifel zu: Es hatte sich um einen Club gehandelt. Auch Filipa hatte
Ardelius irgendwo kennengelernt. Mit Sicherheit hatte er ihre Lücken in Mathematik geschlossen. Filipa musste uneingeschränkt zum Club gehört haben, sie war schließlich am 22. Dezember wegen der Ereignisse in Stockholm hierhergereist. Barbro bezweifelte, dass sie Filipas Aufgabe herausfinden konnte, solange sie nicht verstand, worum es in dem Artikel überhaupt ging.

87
    Sofis Wohnung war mit ihrer Leere das Gegenteil von Elins vollen Zimmern. Gemeinsam war ihnen nur die Ordnung, doch im Gegensatz zu Elin hatte Sofis Ordnungsliebe eher schrullige Züge. Es gab Dinge in ihrem Leben, die um keinen Preis durcheinandergeraten durften.
    Während Kjell noch das Schlafzimmer und die Küche abschritt, kniete Tholander vor der Kommode. Die Türen standen offen. Allerlei Gegenstände, Notizbücher, Musik-CDs und kleine Kartons, lagen verstreut auf dem Boden.
    »Hat sie selbst darin gekramt?«
    Kjell musterte die Unordnung auf dem Boden. Sie bildete einen deutlichen Kontrast zum Rest der Wohnung. »Ist sonst nicht ihre Art.« Er ging zur Tür und begutachtete den Schlosszylinder von außen. Das Schloss war uralt und übersät mit Kratzspuren, die sich unmöglich datieren ließen.
    »Ist das Bett unbenutzt?«
    »Es ist gemacht. Wie habt ihr sie verloren?«
    »Sie kam gestern Abend um sechs Uhr mit ihrer Sporttasche aus dem Haus und verschwand hinter dem Haus in den Park. Der Agent konnte ihr nicht folgen. Er vermutete, dass sie zum Tanzen ging, und wartete im Wagen auf ihre Rückkehr. Aber sie kehrte nicht zurück.«

    »Habt ihr in der Tanzschule nachgefragt?«
    »Da war sie nicht.«
    Tholander sah aus wie eine alte bürokratische Maschine, aber schon nach wenigen Minuten hatte Kjell erkannt, dass er alles aus Instinkt tat. »Was glaubst du?«, fragte er daher.
    »Kennst du diesen Lasse aus der Tatorttechnik?«
    »Natürlich.«
    »Von ihm weiß ich, dass Sofi gestern Mittag mit dem Computer unter dem Arm das Haus in der Bastugatan verlassen hat. Sie lief damit hinab bis zum Mälarstrand, wo sie sich ein Taxi nehmen wollte.«
    »Ob sie sich mit einer Kopie der Daten aus dem Staub gemacht hat?«
    Tholander schüttelte den Kopf. »Dazu müsste sie nicht verschwunden sein.«
    »Wer sie laufen sah, wusste also, dass sie den Computer hatte?«
    Tholander nickte.
    Kjells Telefon klingelte. Endlich war es Ida. Sie klang gehetzt.
    »Es wird ein wenig unheimlich für dich. Bist du bereit?«
    Kjell ging hinüber in Sofis Küche und füllte ein Glas mit Leitungswasser.
    »Der Artikel bietet eine Lösung für das Drei-Körper-Problem.«
    »Drei Körper?«
    »Ja.«
    »Frauenkörper.«
    »Himmelskörper. Stell dir vor, ein Mond kreist um einen Planeten. Wie berechnet man das?«
    »Mit den Kepler’schen Gesetzen.« Kjell hatte schließlich seine Tochter Linda jahrelang bei ihrer Odyssee durch die Schulphysik begleitet.

    »Stell dir drei Himmelskörper vor, die umeinanderkreisen. Wie berechnet man die Bahnen?«
    »Noch mehr Kepler’sche Gesetze?«
    »Der Fall N gleich drei , bei einer Anzahl von drei umeinanderkreisenden Himmelskörpern also, ist nicht nur für dich das Ende der Mathematik. Es ist ein komplexer, dynamischer Vorgang, der als nicht zu beschreiben gilt.«
    »Und Ardelius hat die Lösung?«
    »Ich weiß es nicht. Es gibt Unklarheiten.«
    »Und wenn doch?«
    »Es wäre der Durchbruch in die Analysis dynamischer Systeme.«
    »Kannst du mir mehr verraten?«
    »Ich kann dir alles über deinen Mordfall verraten. Er ist eine Inszenierung des Grundproblems mitsamt dem Lösungsansatz. Barbro berichtet, Ardelius habe ein Exposé vorausgeschickt. Das dürfte sich mit der Zusammenfassung am Anfang des Artikels decken. Darin gibt es eine Skizze, die die drei Himmelskörper in einer gewissen Position zeigt. Wenn du die Kontur von Södermalm darum herumzeichnest, hast du die Stellen, wo die

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