Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
Vom Netzwerk:
Leichen saßen.«
    »Nur Ardelius und Elin kannten die Skizze.«
    »Barbro vermutet, dass die E-Mails abgefangen wurden. Und zwar nicht auf Seiten von Ardelius, sondern bei dem Herausgeber der Zeitschrift, wo alles veröffentlicht werden sollte. Anscheinend fängt jemand alle guten Sachen ab, die er so bekommt. Außerdem hat sie von dieser Wetterstation in der Winterbucht erzählt. Da ist angeblich vor kurzem eingebrochen worden, obwohl es dort nichts zu holen gibt.«

88
    Ida seufzte, als Barbro ihr am Telefon die neuesten Erkenntnisse vortrug. »Vielleicht siehst du die Sache zu idealistisch.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Barbro.
    »Mir drängt sich beim Lesen des Artikels der Verdacht auf, dass der Artikel ein Bluff ist. Vielleicht hat er die Frauen damit getäuscht.«
    »Ist der Artikel nichts wert?«
    »Das kann man nicht sagen, aber eine Lösung für das Drei-Körper-Problem sehe ich nicht. Ich bin auf Seite 103. Alles mündet in einen Haufen von Gleichungen, die man nicht lösen kann.«
    »Dann ist der Artikel nichts anderes als die mathematisch-poetische Beschreibung der Morde?«, fragte Barbro unsicher.
    »Daran habe ich gedacht, ja.«
    »Welche Fassung des Textes hast du?«
    »Die letzte natürlich.«
    »Mir ist da etwas aufgefallen«, sagte Barbro. »Die allererste Fassung stammt vom 12. September. Kurz davor müssen sich Elin und Ardelius kennengelernt haben. Von da an folgte in kurzen Abständen von einer Woche eine Überarbeitung. Das endet mit der vorletzten Fassung am 1. Dezember. Das ist der vereinbarte Abgabetermin. Und dann geschieht drei Wochen lang nichts. Und am 23. Dezember entsteht die letzte Fassung. Da war Elin bereits verschwunden. Ardelius muss sie ganz allein gemacht haben. Sie steht isoliert von den anderen Fassungen.«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still, doch Barbro konnte Ida vor ihrem inneren Auge nach Luft schnappen sehen.
»Kjell hat mir den Text ausgedruckt«, sagte sie nach einer Weile.
    »Hast du die anderen Fassungen?«
    Ida seufzte und legte auf.

89
    »Barbro hat recht«, sagte Ida. »Die letzte Fassung ist eine Verschlechterung.«
    »Absicht?«, fragte Kjell. Er hatte es sich auf Sofis Sofa bequem gemacht. Es duftete sogar nach ihr.
    »Ganz sicher. Es ist Sabotage. Ardelius muss Jahre an seinem Beweis gearbeitet haben. Er ist sehr effizient und elegant. Der eigentliche Kern ist eine Zahlenmatrix, mit der man die Riesengleichungen faktorisieren und lösen kann. Genau diese Matrix fehlt in der letzten Fassung, obwohl sie im Exposé erwähnt ist.«
    »Dann ist es doch kein Bluff?«
    »Die Wahrscheinlichkeit für einen Bluff ist dramatisch gesunken. Ich rechne es gerade durch.«
    »Ich will dich nicht aufhalten«, sagte Kjell. Tholander hatte soeben Sofis Kleiderschrank geöffnet und starrte hinein. Kjell beendete das Gespräch. »Da brauchst du gar nicht hineinzuschauen. Sie ist nicht abgehauen.«
    Tholander zwinkerte nervös und schloss die Türen. Ganz bestimmt war es sein Prinzip, alles selbst nachzuprüfen und sich nie auf die Ergebnisse anderer zu verlassen. Kjell fürchtete, in zwanzig Jahren wie Tholander auszusehen.
    »Auf der Fahrt hierher hast du mich gefragt, ob ich die Frau für eine Einzeltäterin oder für eine Handlangerin von Ardelius halte. Jetzt bin ich mir sicher, du hast recht. Sie hat alles geplant.«

    »Das erfahren wir, wenn wir sie haben.«
    »Wir können uns jetzt schon sicher sein. Sie hat alles so aussehen lassen, als wäre Ardelius der Täter.«
    »Sie hätte ihn umbringen können.«
    Kjell schüttelte den Kopf. »Sie ist eine perfide Sadistin. Die Morde dienen dem Zweck, ihn zuerst zu erpressen und zu guter Letzt in den Tod zu treiben. Ihre Mordopfer sind Statisten. Ihren eigentlichen Opfern nimmt sie dagegen alles, nur nicht das Leben. Hast du nicht erzählt, dass das Haus des Mannes in Italien mit Leichen überfüllt war und er selbst im Auto in die Schlucht gestürzt ist?«
    Tholander reagierte nicht auf rhetorische Fragen. In Italien wusste man nicht, ob der Unfall eingefädelt war oder Selbstmord.
    »Sie wiederholt dauernd dasselbe Spiel«, erklärte Kjell. »Sie fotografiert die Leichen für die Erpressung, lässt sie danach aber nicht verschwinden. Sie will, dass die Polizei sie findet.«
    »Auch Rache kommt in Frage«, sagte Tholander.
    »Rache wofür?«
    Tholander nickte einsichtig. »Ihre eigentlichen Opfer, wie du sie nennst, sollen sich selbst umbringen?«
    »Wenn es nicht gründlich schiefläuft. Wie in diesem

Weitere Kostenlose Bücher