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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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verschwand im Bad.
    Henning starrte wieder auf die Stereoanlage.
    Ich will dich! Das war vom ersten Augenblick an so. Es fühlt sich so richtig an, dass aus uns beiden etwas wird.
    »Henning, bitte komm mal!«
    Als er ins Bad trat, endete draußen das Lied. Snæfríður stand vor dem Spiegel.
    »Das ist alt«, murmelte Henning und fuhr mit der Spitze seiner Finger über den Lippenstiftstreifen auf dem Spiegel. I’m good for magic. And magic is good for me! Einige der Buchstaben waren nur noch aus dem Zusammenhang zu entziffern, weil die Lippenstiftfarbe bereits abblätterte. Snæfríður öffnete den Lippenstift auf der Ablage und drehte die Spitze heraus. Sie war intakt und wie das Negativ einer Lippe geformt.
    »Dann hat sie es mit einem vorangegangenen Exemplar geschrieben«, folgerte Henning. »Oder noch früher.«
    »Woher willst du wissen, dass sie es selbst geschrieben hat?«
    »Es ist ihre Schrift.«
    »Hast du dir die Bücher angesehen? Das meiste sind Fantasy-Romane. Harry Potter und …«
    Draußen sprang wieder die Musik an. Dieselben tiefen Klaviertöne. Dasselbe Lied.
    Ich will dich! Und niemals darfst du mich verlassen!
    Snæfríður eilte hinaus und schaltete die Musik ab. Henning folgte ihr.
    »Es stand nicht auf Repeat.« Sie öffnete das CD-Fach und zeigte Henning eine unbedruckte CD. Sie legte sie wieder ein und sprang mit der Vorwärtstaste von Lied zu Lied.
    »Achtmal«, sagte sie schließlich. »Achtmal derselbe Schlager aus den Sechzigern.«

    Snæfríður setzte sich zu Henning auf das Sofa. Die Polster waren weich und wie geschaffen für Menschen, die gerne sa- ßen.
    Henning legte sich den aufgeschlagenen Ordner auf die Knie. »Eine Mitteilung vom Nationalen Hochschulamt in Umeå. Sie hat die Hochschulaufnahmeprüfung gemacht. Im Herbst.«
    »Wofür braucht sie die?«
    »Um studieren zu können. In meiner Zeit gab es das nicht, da machte man Abitur. Ich natürlich nicht, ich bin vorher zur christlichen Seefahrt.«
    Snæfríður lachte. Sie war erst während ihrer Polizeiausbildung und am Beginn einer Liebesbeziehung zu einem Stockholmer nach Schweden gekommen. Die Schulzeit hatte sie in Reykjavík verbracht. Dort war es gang und gäbe gewesen, zur See zu fahren.
    »Zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, veröffentlichen die Abendzeitungen am Abend nach der Prüfung die richtigen Ergebnisse«, sagte Henning. »Man kommt erschöpft aus der Prüfung und erfährt gleich das Ergebnis.«
    »Grausam. Man muss nur ankreuzen?«
    Henning nickte.
    »Das wird meine Hulda freuen.«
    »Wie geht es Hulda?«, fragte Henning.
    Snæfríður zog ein großes Schleppnetz durch ihr Leben, in dem sich dauernd neue Verantwortungen verfingen. Die nach zehn Jahren immer noch schlecht anlaufende Unternehmensberatung ihres Lebensgefährten Fredrik verlangte regelmäßige Kapitaleinlagen aus Snæfríðurs Gehaltskonto. Vor einem Monat hatte sie zudem ihre Sonderausbildung in Verhörtechnik in den Vereinigten Staaten abgebrochen, um zum Begräbnis ihres Großvaters nach Island zu reisen. Sie war nicht allein nach Stockholm heimgekehrt. Ihre vierzehnjährige Halbschwester,
die zuvor beim Großvater gelebt hatte, lebte nun bei Snæfríður und Fredrik. Sie hieß Hulda, und außer ihrem Namen wusste Henning nur von den Sorgen, die Hulda ihrer großen Schwester bereitete.
    »Sie läuft ständig draußen herum, am liebsten abends. Ich weiß nie, wo sie sich herumtreibt. Das macht mir ziemliche Sorgen.«
    »Sie erkundet die Stadt. Du solltest es lockerer sehen.«
    Henning wog ab, welche von Snæfríðurs Lasten die schlimmste war, und kam zu dem Ergebnis, dass er sich eher mit einem ausländischen Mädchen mitten in der Pubertät abfinden würde als mit dem zweiundvierzig Jahre alten Großmaul Fredrik und seiner jämmerlichen Unternehmensberatung.
    Er selbst hatte es auch nicht leicht als freier Mann in den besten Jahren, mit den drei Zimmern seiner neuen Wohnung am Mosebacke Torg, die alle bewohnt werden wollten, mit einem Gehalt als Kriminalkommissar, dessen Großzügigkeit beim Ausgeben seine ganze Vorstellungskraft verlangte, sowie mit einer ziemlich fordernden Saisonkarte für Hammarby. Überdachter Sitzplatz natürlich.
    Mit einem Seufzer beendete Snæfríður das Thema. Sie seufzte ziemlich viel, wenn man bedachte, dass sie gerade erst drei ßig war.
    Henning deutete auf eine Zahl am Ende des Briefes. »Sie war nicht gut.« Er blätterte um und hielt die folgende Seite im ersten Moment für eine Kopie der

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