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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Verkehr und Gemeinschaft hattest mit der Sekte der Pseudo-Apostel?«
    Der Cellerar konnte es nicht mehr leugnen. »Herr Inquisitor«, sagte er kleinlaut, »meine Jugend war durchdrungen von höchst beklagenswerten Irrtümern. Als ich Dolcino predigen hörte, bereits verführt von den falschen Lehren der Brüder des armen Lebens, glaubte ich ihm und schloß mich seiner Bande an. Ja, es ist wahr, ich zog mit ihnen durch die Berge von Brescia und Bergamo, ich war mit ihnen in Como und in Valsesia, ich floh mit ihnen auf die Parete Calva und ins Tal der Rassa und schließlich auf den Monte Rebello.
    Aber ich war an keiner ihrer Missetaten beteiligt, und wenn sie Plünderungen und Gewalttaten begingen, war ich stets erfüllt vom Geiste der Sanftmut, wie er den Kindern des heiligen Franz eigentümlich ist, und genau auf dem Monte Rebello sagte ich zu Dolcino, daß ich mich nicht in der Lage fühlte, an seinem Kampf teilzunehmen, und da entließ er mich, denn er wollte, wie er mir sagte, keine Schlappschwänze um sich haben, und als einziges bat er mich noch, diese Briefe nach Bologna zu überbringen . . .«
    »Wem?« fragte Kardinal Bertrand.
    »Einigen seiner Sektenbrüder, deren Namen mir, glaube ich, noch im Gedächtnis sind, und sobald sie mir einfallen, werde ich sie Euch sagen, Herr Kardinal«, beeilte der Angeklagte sich zu versichern. Und prompt nannte er die Namen einiger Leute, die Bertrand offenbar kannte, denn dieser lehnte sich mit zufriedenem Lächeln zurück und nickte dem Inquisitor zu.
    »Sehr gut«, sagte Bernard und notierte die Namen. Dann fragte er Remigius: »Und wieso lieferst du uns deine Freunde jetzt aus?«
    »Es sind nicht meine Freunde, was Ihr daran sehen könnt, daß ich ihnen die Briefe nicht überbracht habe.
    Ja, und ich tat sogar noch mehr, und das will ich Euch jetzt sagen, nachdem ich es jahrelang zu vergessen suchte: Um jenen Berg verlassen zu können, ohne im Tal von den Soldaten des Bischofs gefaßt zu werden, setzte ich mich heimlich mit einigen von ihnen in Verbindung und zeigte ihnen als Gegenleistung für freies Geleit, wie sie am besten Dolcinos Festung erstürmen konnten – und so verdanken die Kräfte der Kirche einen Teil ihres Erfolges meiner Kollaboration . . .«
    »Sehr interessant. Damit wissen wir nun, daß du nicht bloß ein Ketzer warst, sondern auch noch ein Feigling und ein Verräter. Was deine Lage nicht besser macht. Wie du heute, um dich zu retten, deinen Mitbruder Malachias anzuklagen versucht hast, obwohl er dir zu Diensten gewesen war, so hast du damals, um dich zu retten, deine Sündengenossen der Gerechtigkeit ausgeliefert. Aber du hast nur ihre Leiber verraten, niemals ihre Lehren, und diese Briefe hast du aufbewahrt wie Reliquien, hoffend, daß du vielleicht eines Tages den Mut und die Möglichkeit haben würdest, sie gefahrlos zu überbringen, um dich erneut beliebt zu machen bei den Pseudo-Aposteln.«
    »Nein, Herr Inquisitor, nein!« protestierte der Cellerar mit schweißbedecktem Gesicht und zitternden Händen. »Nein, ich schwöre Euch . . .«
    »Du schwörst?« rief Bernard. »Ein neuer Beweis deiner Ruchlosigkeit! Du willst schwören, weil du weißt, daß ich weiß, daß die waldensischen Ketzer zu jeder List bereit sind und sogar zum Tod, um nur ja nicht schwören zu müssen! Und wenn sie in höchster Not sind, tun sie, als ob sie schwören, und sagen falsche Schwurworte! Aber ich weiß genau, daß du nicht zur Sekte der Armen von Lyon gehörst, du elender Fuchs, und jetzt versuchst du mich davon zu überzeugen, daß du nicht bist, was du nicht bist, damit ich nicht sage, daß du bist, was du bist! Schwören willst du? Nun gut, so schwöre, um freigesprochen zu werden, aber wisse, daß mir ein Schwur nicht genügt! Ich kann zwei, drei, hundert Schwüre von dir verlangen, so viele ich will!
    Denn ich weiß genau, daß ihr Pseudo-Apostel einander Dispens erteilt, wenn ihr Meineide schwört, um die Sekte nicht zu verraten, und so wird jeder Schwur zu einem erneuten Beweis deiner Schuld!«
    »Aber was kann ich dann tun?« heulte der Angeklagte und fiel auf die Knie.
    »Prosterniere nicht wie ein Begine! Gar nichts kannst du mehr tun. Ich allein weiß, was jetzt noch getan werden muß«, sagte Bernard mit eisigem Lächeln. »Dir bleibt nur noch zu gestehen. Doch wenn du gestehst, wirst du verdammt und verurteilt werden, und wenn du nicht gestehst, wirst du auch verdammt und verurteilt werden, nämlich wegen Meineides! Also gestehe, um wenigstens dieses

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