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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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wie's geht. Qui non habet caballum, vadat cum pede . . .«
    »Narr!« schrie Remigius. »Meinst wohl, du könntest dich retten auf diese Weise? Hast du denn nicht begriffen, daß du genauso als Ketzer verrecken wirst? Sag ihnen, daß du nur unter der Folter geredet hast!
    Sag ihnen, daß du alles erfunden hast!«
    »Was weiß denn ich, ich povero Salvatore, wie sie heißen, all diese Spinner . . . Patriner, Kathriner, Schlawiner, Lionisti, Arnoldisti, Circumcisti . . . Ich bin kein homo literatus, bin bloß ein povero peccatore, peccavi sine malitia, und el senor Bernardo magnificentissimo weiß das genau, und darum hoff ich auf indulgentia sua in nomine patre et filio et spiritis sanctis . . .«
    »Wir werden Nachsicht üben, wenn unser Amt es gestattet«, sagte der Inquisitor, »und wir werden mit väterlichem Wohlwollen deinen guten Willen zu würdigen wissen, mit dem du bereit warst, uns dein Herz aufzutun. Aber nun geh, geh wieder in deine Zelle, um zu meditieren und auf die Barmherzigkeit Gottes zu hoffen. Wir haben jetzt eine Frage von weit größerem Gewicht zu erörtern . . . Remigius, du trugst also Briefe von Fra Dolcino bei dir und übergabst sie deinem Mitbruder, der hier die Bibliothek verwaltet . . .»
    »Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr!« schrie der Cellerar, als ob ihm diese Verteidigung noch etwas nützen konnte, und prompt schnitt ihm Bernard denn auch das Wort ab: »Nicht du bist es, der uns das bestätigen muß, sondern Malachias von Hildesheim.«
    Er ließ den Bibliothekar rufen, der sich nicht unter den Anwesenden befand. Ich wußte, daß er im Skriptorium oder im Umkreis des Hospitals auf der Suche nach Benno und dem verschwundenen Buche war. Man ging ihn holen, und als er schließlich erschien, sichtlich verstört und bemüht, niemandem in die Augen zu sehen, murmelte William bitter: Jetzt kann Benno tun, was er will.« Er irrte jedoch, denn gleich darauf erblickte ich Benno zwischen den Mönchen, die sich in der offenen Saaltür drängten, um dem Verhör zu folgen Ich zeigte ihn meinem Meister, und beide dachten wir, daß anscheinend Bennos Neugier auf dieses spektakuläre Ereignis noch stärker war als seine Neugier auf das griechische Buch. Wie wir später erfahren sollten, hatte er freilich zu diesem Zeitpunkt bereits einen schändlichen Handel abgeschlossen.
    Malachias trat vor den Richtertisch, ohne daß sieb sein Blick ein einziges Mal mit dem des Cellerars 236
    Der Name der Rose – Fünfter Tag
    kreuzte.
    »Malachias«, sagte Bernard, »heute früh, nach Salvatores Geständnissen in der Nacht, habe ich Euch gefragt, ob Ihr von dem hier anwesenden Angeklagten jemals Briefe erhalten habt . . .«
    »Malachias!« heulte Remigius auf. »Du hast mir vorhin erst geschworen, daß du nichts gegen mich tun wirst!«
    Malachias drehte sich leicht zu dem Angeklagten, dem er den Rücken zuwandte, und sagte leise über die Schulter, so daß ich es kaum verstehen konnte: »Es war kein Meineid. Wenn ich etwas gegen dich tun konnte, hatte ich es bereits getan. Die Briefe befanden sich seit heute früh in Bernards Händen, schon bevor du Severin umgebracht hast . . .«
    »Aber du weißt doch, daß ich Severin nicht umgebracht habe! Du mußt es doch wissen, du warst doch schon drinnen!«
    »Ich? Ich kam erst herein, als sie dich bereits drinnen entdeckt hatten . . .«
    »Und wenn auch«, fuhr Bernard dazwischen. »Was suchtest du in Severins Laboratorium, Remigius?«
    Der Cellerar drehte sich um und schaute erschrocken zu William, dann zu Malachias und dann wieder zu Bernard. »Ich . . . ich hörte heute morgen, wie der hier anwesende Bruder William zu Severin sagte, er solle gewisse Schriften sorgsam verwahren . . . und ich fürchtete seit heute nacht, als Salvatore gefaßt worden war, es wäre von diesen Briefen die Rede . . .«
    »Also weißt du etwas von diesen Briefen!« triumphierte Bernard. Der Cellerar war ihm in die Falle gegangen. Er sah sich nun eingekeilt zwischen zwei Gefahren, die er gleichzeitig abwehren mußte: die Anklage der Häresie und den Mordverdacht. In seiner Not beschloß er anscheinend, zunächst der zweiten entgegenzutreten, doch instinktiv, denn er ließ nun jeden Plan und jede Bedachtsamkeit fahren. »Von den Briefen später . . . ich werde es Euch erklären . . . ich werde sagen, wie sie in meine Hände kamen . . . Laßt mich zuerst erklären, was heute morgen geschah. Ich dachte gleich an diese Briefe, als ich sah, daß Salvatore dem Herrn Inquisitor in die Hände

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