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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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und sah Salvatore mit einem Bündel unter dem Arm zum Garten hinaus entschlüpfen. Neugierig folgte ich ihm und rief ihn an. Zuerst versuchte er mir zu entkommen, aber dann blieb er stehen und antwortete auf meine Frage, was er da in dem Bündel habe (das sich bewegte, als wäre etwas Lebendiges darin), es sei ein Basilisk.
    »Cave Basiliscum! Est le roy des serpents, tant pleno de veleno que ne rilucet totum, ringsum und um! Que dico, velenosissimum est, wann nur dran riechen tust, bistu schon tot … Hat weiße Flecken auf dorsum und caput come gallum, und geht halb dritto come li homini und halb schleich per terra come les altres serpentes. Und tut töten la bellula …«
    »La bellula?«
    »Si! Bestiola parvissima est, nur klein Stückel länger als Maus, aber tut hassen Maus moltissimo. Fangt Schleichen und Kröten, und wann beißt la bellula, bellula currit ad feniculam overo ad distulam und kaut distulam, weil sonst finis est con la bellula … Et dicunt que ingenera per li oculi, ma ego credo que illud essere falso.«
    Ich fragte den alten Gauner, wozu er eine so giftige Schlange brauche, worauf er ausweichend sagte, das sei seine Sache. Von Neugier gepackt entgegnete ich, in diesen Tagen, nach all den Toten, gebe es keine Privatangelegenheiten mehr und ich würde es William erzählen. Das war ihm nun freilich gar nicht recht, und so bat er mich inständig um Verschwiegenheit, knüpfte eine Ecke des Bündels auf und zeigte mir eine schwarze Katze. Dann zog er mich nahe zu sich heran und erklärte mir mit obszönem Grinsen, er wolle nicht länger mit ansehen, wie der Cellerar oder ich, der eine dank seiner Macht und der andere dank seiner Jugend und Schönheit, jederzeit hübsche Bauernmädchen bekommen könnten, nur er nicht, weil er so häßlich sei und nichts zu bieten habe. Er kenne nämlich einen wundertätigen Liebeszauber, mit dem man sich jedes Frauenzimmer gefügig machen könne: Man müsse eine schwarze Katze töten und ihr die Augen ausstechen und die Augen in zwei Eier von einer schwarzen Henne tun, eins in das eine und eins in das andere (und dabei zeigte er mir zwei Eier, die er von der richtigen Henne geholt zu haben versicherte). Dann müsse man die beiden Eier in einen Pferdeapfel stecken und darin verfaulen lassen (und er habe auch schon einen bereitgelegt in einer stillen Ecke des Gartens, wo nie jemand vorbeikomme), und wenn sie faul genug seien, würden aus den zwei Eiern schließlich zwei Teufelchen ausschlüpfen, die alles für einen täten und einem alle Genüsse der Welt verschaffen könnten. Das Dumme sei nur, daß der Zauber nicht gelinge, wenn die Frau, deren Liebe man wolle, nicht vorher auf die Eier gespuckt habe, bevor man sie in den Pferdeapfel stecke, und dieses Problem mache ihm sehr zu schaffen, denn er müsse es irgendwie fertigbringen, daß die begehrte Frau heute nacht an seiner Seite sei und ihren Beitrag zu dem Zauber leiste, natürlich ohne zu wissen, wozu er dienen sollte.
    Ich fühlte plötzlich eine heiße Glut in mir aufsteigen, im Gesicht oder in den Eingeweiden, vielleicht auch im ganzen Körper, und fragte mit zittriger Stimme, ob er etwa vorhabe, in dieser Nacht das Mädchen vom Abend zuvor wieder in die Abtei zu bringen. Er lachte hämisch, meinte, ich sei ja offenbar ganz versessen auf dieses Mädchen (was ich heftig bestritt, ich hätte aus reiner Neugier gefragt), und sagte dann mit einer vagen Geste, es gäbe schließlich noch viele andere Frauen im Dorf und er werde sich eine holen, die noch viel schöner sei als das Mädchen, das mir so sehr gefalle. Mir schien, daß er log, aber was hätte ich tun sollen? Ihn die ganze Nacht lang verfolgen, während William etwas ganz anderes mit mir unternehmen wollte? Um dann vielleicht wirklich sie wiederzusehen (wenn mein Verdacht sich bestätigen sollte)? Sie, zu der meine Sinne mich drängten und von der mich zu lösen meine Vernunft mir gebot? Sie, die ich niemals wiedersehen durfte, so sehr ich sie auch trotz allem noch immer wiederzusehen begehrte? Nein, das war wirklich ganz ausgeschlossen! Also redete ich mir ein, daß Salvatore die Wahrheit gesagt hatte, was das Mädchen betraf. Oder daß er in allem gelogen hatte und daß sein ganzer famoser Liebeszauber nur eine Einbildung seines naiven und abergläubischen Geistes war und daß er am Ende gar nichts tun würde.
    Sein dummes Gerede machte mich wütend, ich packte ihn hart an der Brust und sagte, er täte besser daran, heute abend frühzeitig schlafen zu

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