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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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er seine Ringe verkaufen«, bemerkte ich. Wilem, Simmon und Manet sahen mich erstaunt an. »Er hatte helle Streifen an den Fingern«, erklärte ich und hob die Hände, um zu zeigen, was ich meinte.
    Manet musterte mich nun etwas aufmerksamer. »Na schau mal einer an! Unser neuer Kommilitone ist ja offenbar mit allen Wassern gewaschen.« Er wandte sich an Wilem und Simmon. »Jungs, ich bin in Wettlaune. Ich wette drei Jots darauf, dass unser junger Kvothe hier ins Arkanum aufgenommen wird, noch ehe seine ersten drei Trimester um sind.«
    »Drei Trimester?«, sagte ich erstaunt. »Sie haben mir gesagt, dass ich lediglich beweisen müsste, dass ich die Grundlagen der Sympathie beherrsche.«
    Manet lächelte nachsichtig. »Das erzählen sie allen. Grundlagen der Sympathie ist eines der Seminare, durch das du dich durchkämpfen musst, ehe sie dich zum E’lir befördern.« Er wandte sich wieder an Wil und Sim. »Also, wie steht’s? Zwei Jots?«
    »Ich halte dagegen.« Wilem sah mich mit einem entschuldigenden Achselzucken an. »Nimm’s mir bitte nicht übel. Es ist nur eine Wette.«
    »Was wirst du denn studieren?«, fragte Manet, nachdem sie eingeschlagen hatten.
    Die Frage traf mich unvorbereitet. »Na, alles, schätze ich mal.«
    »So habe ich mich vor dreißig Jahren auch angehört«, kicherte Manet. »Und womit willst du anfangen?«
    »Mit den Chandrian«, sagte ich. »Ich möchte so viel wie möglich über sie erfahren.«
    Manet runzelte die Stirn und brach dann in Gelächter aus. »Na prima. Sim studiert übrigens Feen und Elfen. Wil glaubt an alle möglichen bescheuerten kealdischen Himmelsgeister und so.« Er blies sich lächerlich auf. »Und ich selbst kenne mich bestens mit Kobolden und Butzemännern aus.«
    Ich spürte, dass ich rot wurde.
    »Mein Gott, Manet«, schaltete Sim sich ein. »Was ist denn in dich gefahren?«
    »Ich habe gerade zwei Jots auf einen Jungen verwettet, der hier ist, um Gutenachtgeschichten zu studieren«, knurrte Manet und deutete mit seiner Gabel auf mich.
    »Es geht ihm um Folklore, um volkstümliche Überlieferungen.« Wilem wandte sich an mich. »Willst du in der Bibliothek arbeiten?«
    »Folklore gehört auch dazu«, wich ich schnell aus, eifrig bemüht, mein Gesicht zu wahren. »Ich will herausfinden, ob die Volksmärchen unterschiedlicher Kulturkreise Teccams Theorie der narrativen Septagie entsprechen.«
    Sim wandte sich wieder an Manet. »Siehst du? Warum bist du denn heute so reizbar? Wann hast du denn zum letzten Mal geschlafen?«
    »Nicht in dem Ton«, murrte Manet. »Ich hab gestern Nacht durchaus ein paar Stunden Schlaf abgekriegt.«
    »Und was war gestern für ein Tag?«, drängte Sim weiter.
    Manet hielt inne und sah auf sein Tablett. »Felling?«
    Wilem schüttelte den Kopf und murmelte etwas auf Siaru.
    Simmon blickte entsetzt. »Manet, gestern war Cendling. Ist es wirklich zwei Tage her, dass du das letzte Mal geschlafen hast?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Manet unsicher. »Während der Zulassungsprüfungen verliere ich immer jegliches Zeitgefühl. Dann finden keine Seminare statt. Das bringt meine innere Uhr durcheinander. Und außerdem arbeite ich in der Werkstatt an einer größeren Sache.« Er verstummte, rieb sich mit beiden Händen das Gesicht und sah dann zu mir hoch. »Du hast recht. Ich bin ein bisschen neben der Spur. Teccams Septagie, volkstümliche Überlieferungen und so weiter. Ein bisschen trocken für meinen Geschmack, aber warum sollte man das nicht studieren. Nichts für ungut.«
    »Kein Problem«, sagte ich und wies mit einer Kopfbewegung auf Sovoys Tablett. »Schiebst du mir das bitte rüber? Wenn euer junger Edelmann nicht wiederkommt, esse ich sein Brot.«

    Nachdem ich mich mit Simmons Hilfe bei den einzelnen Seminaren eingeschrieben hatte, ging ich zur Bibliothek, begierig, mich dort umzusehen, nachdem ich so viele Jahre lang davon geträumt hatte.
    Als ich diesmal das Gebäude betrat, saß ein junger Mann am Empfang und pochte mit einer Feder auf ein Blatt Papier, auf dem viel umgeschrieben und durchgestrichen war. Als ich näher kam, machte er ein verdrießliches Gesicht und strich eine weitere Zeile durch. Sein Gesicht war für die Verdrießlichkeit wie geschaffen. Seine Hände waren blass und kraftlos. Sein blendend weißes Leinenhemd und die schöne blaue Weste sahen nach viel Geld aus. Der Teil von mir, der noch nicht lange aus Tarbean fort war, hätte ihm gern den Geldbeutel geklaut.
    Er pochte noch ein paar Mal mit der Feder, ehe

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