Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
Unschuldigen. »Nur eine ganze einfache. Ist das so ungewöhnlich?«
    »Es ist schon ein wenig sonderbar«, sagte er und sah zu Hemme hinüber. Ich spürte seine Wut, doch nun galt sie offenbar nicht mir.
    »Ich dachte, so beweist man seine Kenntnis des Stoffs und wird dann in ein fortgeschritteneres Seminar versetzt«, sagte ich ganz unschuldig. Auch das war gelogen, klang aber schlüssig.
    Elxa Dal ergriff das Wort. »Was wurde bei dieser Demonstration verwendet?«
    »Eine Wachspuppe, ein Haar von Meister Hemmes Kopf und eine Kerze. Ich hätte gern ein anderes Beispiel gewählt, aber meine Materialien waren beschränkt. Ich dachte, das gehört ebenfalls zu dieser Prüfung – dass man mit dem auskommt, was einem zur Verfügung steht.« Ich zuckte die Achseln. »Ich sah keine andere Möglichkeit, mit den vorhandenen Materialien alle drei Gesetze zu demonstrieren.«
    Der Rektor sah zu Hemme hinüber. »Stimmt es, was der Junge sagt?«
    Hemme öffnete den Mund, als wollte er es bestreiten, doch dann fiel ihm offenbar ein, dass ein ganzer Hörsaal voller Studenten Zeuge dieses Ereignisses gewesen war. Er sagte nichts.
    »Verdammt noch mal, Hemme«, platzte Elxa Dal hervor. »Ihr lasstdiesen Jungen ein Abbild von Euch erschaffen und legt dann gegen ihn Beschwerde ein?« Er stotterte. »Ihr habt Schlimmeres verdient, als Euch widerfahren ist.«
    »Mit lediglich einer Kerze hätte E’lir Kvothe ihm nicht wehtun können«, murmelte Kilvin. Er betrachtete grübelnd seine Finger. »Nicht mit Haar und Wachs. Mit Blut und Lehm vielleicht …«
    »Ruhe im Saal«, mahnte der Rektor streng. Er warf Elxa Dal und Kilvin einen Blick zu. »Kvothe, beantworte Meister Kilvins Frage.«
    »Ich habe eine zweite Bindung hergestellt, zwischen der Kerze und einem Kohlenbecken, um das Gesetz der Erhaltung zu veranschaulichen.«
    Kilvin sah weiter auf seine Hände. »Wachs und Haar?«, grummelte er, so als stelle ihn meine Erklärung nicht ganz zufrieden.
    Ich guckte halb verwirrt, halb verlegen und sagte: »Ich verstehe es auch nicht, Sir. Ich hätte bestenfalls einen Wirkungsgrad von zehn Prozent erreichen dürfen. Es hätte niemals zu einer Brandblase führen dürfen, geschweige denn zu einer Verbrennung.«
    Ich wandte mich an Hemme. »Ich wollte Euch wirklich nicht wehtun, Sir«, sagte ich in meinem besten Tonfall der Verzweiflung. »Es sollte Euch nur ein klein wenig den Fuß erwärmen, damit Ihr aufspringt. Das Feuer brannte doch erst seit fünf Minuten, und ich hätte nie gedacht, dass ein frisch entfachtes Feuer mit zehn Prozent Wirkungsgrad Euch wehtun könnte.« Ich rang sogar ein wenig die Hände, ganz der verzweifelte Student. Es war eine reife Leistung. Mein Vater wäre stolz auf mich gewesen.
    »Es hat mir aber wehgetan«, klagte Hemme unerbittlich. »Und wo ist denn überhaupt die verdammte Puppe? Ich verlange, dass du sie sofort herausgibst!«
    »Das kann ich leider nicht, Sir. Ich habe sie zerstört. Es wäre zu gefährlich gewesen, sie dort herumliegen zu lassen.«
    Hemme sah mich prüfend an. »Es spielt eigentlich auch keine Rolle«, murmelte er.
    Der Rektor nahm die Zügel wieder in die Hand. »Das ändert die Sachlage dann doch erheblich. Hemme, wollt Ihr immer noch Beschwerde gegen Kvothe einlegen?«
    Hemme starrte wütend vor sich hin und schwieg.
    »Ich stelle den Antrag, beide Beschwerden abzuweisen«, sagte Arwyl. »Wenn Hemme ihn vor das Seminar hingestellt hat, hat er ihm damit die Erlaubnis erteilt. Und es liegt auch keine Straftat vor, wenn man ihm ein eigenes Haar gibt und dabei zusieht, wie er es in den Kopf einer Puppe steckt.«
    »Ich hatte erwartet, dass er das, was er da tut, besser unter Kontrolle hat«, sagte Hemme und warf mir einen giftigen Blick zu.
    »Das ist aber keine Straftat«, beharrte Arwyl und funkelte Hemme finster an.
    »Das würde eher unter fahrlässigen Einsatz der Sympathie fallen«, warf Lorren kühl dazwischen.
    »Stellt das einen Antrag dar, die bisherigen Beschwerden abzuweisen und durch Beschwerden wegen fahrlässigen Einsatzes der Sympathie zu ersetzen?«, fragte der Rektor, bemüht, einen Anschein von Förmlichkeit zu wahren.
    »Ja«, sagte Arwyl, der Hemme immer noch durch seine Brille anfunkelte.
    »Sind alle für den Antrag?«, fragte der Rektor.
    Bis auf Hemme bekundeten alle ihre Zustimmung.
    »Wer ist dagegen?«
    Hemme schwieg.
    »Meister Lorren, welche Strafe steht auf fahrlässigen Einsatz der Sympathie?«
    »Wenn jemand durch den fahrlässigen Einsatz der Sympathie zu

Weitere Kostenlose Bücher