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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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eingeschrieben hast. Komm statt dessen morgen in meine Werkstatt. Um zwölf Uhr mittags.«
    »Ich fürchte, um zwölf habe ich bereits einen anderen Termin, Meister Kilvin.«
    »Hm. Ja.« Er runzelte die Stirn. »Na dann halt um eins.«
    »Ich fürchte, nach dem Auspeitschen hat der Junge einen Termin bei uns, Kilvin«, sagte Arwyl mit einem belustigten Funkeln in denAugen. »Lass dich anschließend von jemandem in die Mediho bringen, Junge. Wir flicken dich dann wieder zusammen.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Arwyl nickte und verließ den Saal.
    Kilvin sah ihm nach und wandte sich dann wieder an mich. »In meiner Werkstatt. Übermorgen. Zwölf Uhr mittags.« Dem Tonfall nach war es keine Frage.
    »Es wird mir eine Ehre sein, Meister Kilvin.«
    Zur Antwort grunzte er nur und ging dann mit Elxa Dal hinaus.
    So blieb ich mit dem Rektor, der immer noch dasaß, allein. Wir sahen einander an, während die Schritte auf dem Korridor verhallten. Ich löste mich aus dem Steinernen Herzen und verspürte bei all dem, was gerade geschehen war, eine wilde Mischung aus Vorfreude und Furcht.
    »Es tut mir sehr Leid, dass ich Euch schon so bald so großen Ärger bereite, Sir«, sagte ich zögernd.
    »Ach ja?«, sagte er. Da wir nun allein waren, blickte er längst nicht mehr so streng. »Wie lange hattest du denn damit warten wollen?«
    »Zumindest eine Spanne, Sir.« Mir war geradezu schwindelig vor Erleichterung, und ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
    »Zumindest eine Spanne«, murmelte er. Der Rektor rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, hob dann den Blick und erstaunte mich mit einem schiefen Lächeln. Mir wurde klar, dass er gar nicht so alt war, wahrscheinlich gerade einmal vierzig. »Du siehst nicht wie jemand aus, der weiß, dass er morgen ausgepeitscht wird«, bemerkte er.
    Ich schob den Gedanken beiseite. »Das wird schon wieder heilen, Sir.« Er sah mich mit einem seltsamen Blick an, und es dauerte einen Moment, bis ich in diesem Blick etwas wiedererkannte, an das ich mich bei der Truppe gewöhnt hatte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich reagierte auf die Worte, ehe er sie aussprechen konnte: »Ich bin nicht so jung, wie ich aussehe, Sir. Ich weiß das. Ich wünschte bloß, andere Leute wüssten es auch.«
    »Ich denke mal, sie werden es nur allzu bald erfahren.« Er sah mich lange an, erhob sich dann und streckte mir die Hand entgegen. »Willkommen im Arkanum.«
    Ich schüttelte ihm feierlich die Hand, und dann gingen wir auseinander. Als ich nach draußen kam, war ich erstaunt, dass es schon dunkel war. Ich atmete die liebliche Frühlingsluft tief ein und spürte, wie mein Lächeln zurückkehrte.
    Plötzlich berührte mich jemand an der Schulter. Ich machte einen Satz, und es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte ich mich als heulender, kratzender, beißender Wirbelwind – in Tarbean meine einzige Verteidigungsmethode – auf Simmon gestürzt.
    Er wich einen Schritt zurück, erschrocken über den Ausdruck auf meinem Gesicht.
    Ich versuchte mein hämmerndes Herz zu beruhigen. »Simmon. Entschuldige. Es ist nur … Schleich dich bitte nicht so an. Ich bin schreckhaft.«
    »Ich auch«, murmelte er mit zittriger Stimme und wischte sich mit der Hand über die Stirn. »Aber ich kann es dir auch nicht verdenken. Das würde wohl jedem von uns so gehen, wenn man ihn gerade auf die Hörner genommen hat. Wie ist es denn gelaufen?«
    »Sie werden mich auspeitschen lassen, und sie haben mich ins Arkanum aufgenommen.«
    Er blickte mich forschend an, um zu sehen, ob das ein Scherz war. »Oh, das tut mir Leid. Und herzlichen Glückwunsch!« Er lächelte sein scheues Lächeln. »Soll ich dir jetzt einen Verband besorgen oder dich zu einem Bier einladen?«
    Ich erwiderte das Lächeln. »Beides.«

    Als ich auf die dritte Etage des Mews zurückkehrte, war mir die Nachricht von meinem Nicht-Rausschmiss und meiner Aufnahme in das Arkanum bereits vorausgeeilt. Der ganze Schlafsaal empfing mich mit Applaus. Hemme war eben nicht sehr beliebt. Einige Studenten gratulierten mir ehrfürchtig, und Basil kam und schüttelte mir die Hand.
    Ich hatte mich gerade auf mein Etagenbett gesetzt und erklärte Basil den Unterschied zwischen einem normalen Peitschenhieb und dem einer neunschwänzigen Katze, als der Kämmerer der zweitenEtage mich suchen kam. Er wies mich an, meine Sachen zu packen, und erklärte, die Studenten des Arkanums seien im Westflügel untergebracht.
    Alles, was ich besaß, passte immer noch bestens in

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