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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Verübung einer Straftat. Meister Lorren?«
    »Vier bis fünfzehn Peitschenhiebe und Ausschluss aus der Universität«, sagte Lorren in ruhigem Ton.
    »Anzahl der beantragten Hiebe?«
    Hemme starrte mich an. »Acht.«
    Dreizehn Peitschenhiebe und Ausschluss aus der Universität. Kalter Schweiß brach mir aus, und mir wurde schlecht. Angst war mir eine alte Vertraute. In Tarbean war sie nie fern gewesen. Angst hielt einen am Leben. Doch nie zuvor hatte ich eine so verzweifelte Hilflosigkeit verspürt. Eine Angst nicht nur vor körperlichen Verletzungen, sondern davor, dass damit nun mein ganzes Leben ruiniert war. Eine leichte Benommenheit stellte sich ein.
    »Verstehst du die gegen dich eingelegten Beschwerden?«, fragte der Rektor in strengem Ton.
    Ich atmete tief durch. »Nicht so ganz, Sir.« Ich hasste es, wie meine Stimme klang: bebend und schwach.
    Der Rektor hob eine Hand, und Jamison nahm die Feder vom Papier. »Es ist ein Verstoß gegen die Gesetze der Universität, wenn ein Student, der kein Mitglied des Arkanums ist, Sympathie einsetzt, ohne die Erlaubnis eines Meisters dafür zu haben.«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Und es ist in jedem Fall ausdrücklich verboten, mittels der Sympathie Schaden anzurichten, und schon gar, einen Meister zu schädigen. Vor einigen Jahrhunderten wurden die Arkanisten wegen derlei Dingen gejagt und verbrannt. Ein derartiges Verhalten dulden wir hier nicht.«
    Der Rektor atmete tief durch. »Verstehst du es jetzt?«
    Ich nickte.
    Er gab Jamison ein Zeichen, der wieder zur Feder griff. »Verstehst du, Kvothe, die gegen dich eingelegten Beschwerden?«
    »Ja, Sir«, sagte ich in so festem Tonfall, wie es mir nur möglich war. Mir begannen die Knie ein wenig zu schlottern. Ich versuchte sie stillzuhalten, aber das schien das Schlottern nur noch zu verstärken.
    »Hast du irgendetwas zu deiner Verteidigung vorzubringen?«, fragte der Rektor.
    Ich wollte nur noch weg von hier. Ich spürte die Blicke der Meister auf mir lasten. Ich hatte feuchtkalte Hände, und ich hätte wahrscheinlich den Kopf geschüttelt und wäre aus dem Saal geschlichen, hätte der Rektor nicht noch einmal gefragt.
    »Also?«, fragte er gereizt. »Gar keine Verteidigung?«
    Diese Worte brachten bei mir eine Saite zum Klingen. Es waren eben die Worte, die Ben beim Argumentierunterricht Hunderte Male an mich gerichtet hatte. Seine Worte fielen mir wieder ein, und sie tadelten mich: Was? Gar keine Verteidigung? Jeder meiner Schüler muss in der Lage sein, seine Gedanken gegen einen Angriff zu verteidigen. Wie auch immer du dein Leben lebst – dein Geist wird dich häufiger verteidigen als das Schwert. Erhalte ihn scharf!
    Ich atmete noch einmal tief durch, schloss die Augen und konzentrierte mich. Nach einer ganzen Weile spürte ich, wie mich die kalte Teilnahmslosigkeit des Steinernen Herzens umfing. Das Zittern hörte auf.
    Ich schlug die Augen auf und hörte meine Stimme sagen: »Ich hatte die Erlaubnis, Sympathie einzusetzen, Sir.«
    Der Rektor sah mich mit einem langen, strengen Blick an, bevor er fragte: »Wie bitte?«
    Ich hüllte mich in das Steinerne Herz wie in einen schützenden Mantel. »Meister Hemme hatte es mir erlaubt, sowohl stillschweigend als auch ausdrücklich.«
    Die Meister regten sich verblüfft auf ihren Sitzen.
    Der Rektor wirkte alles andere als erfreut. »Erläutere das.«
    »Nach der ersten Stunde bin ich an Meister Hemme herangetreten und habe ihm gesagt, dass mir die Dinge, über die er gesprochen hatte, bereits vertraut seien. Er sagte, wir würden am nächsten Tag darüber sprechen.
    Als er am nächsten Tag ins Seminar kam, verkündete er, dass ich den Unterricht leiten und die Grundlagen der Sympathie demonstrieren würde. Nachdem ich mir angesehen hatte, welche Materialien mir zur Verfügung standen, habe ich dem Seminar die erste Demonstration vorgeführt, die mein Meister mir vor langer Zeit gab.« Das entsprach natürlich nicht der Wahrheit. Wie schon erwähnt, war es bei meiner ersten Lektion um eine Handvoll Eisenmünzen gegangen. Es war gelogen, klang aber plausibel.
    Den Mienen der Meister nach zu schließen war ihnen das neu. Tief im Innern des Steinernen Herzens atmete ich auf, froh darüber, dass die Verärgerung der Meister sich nun auf Hemmes verkürzte Darstellung der Ereignisse richtete.
    »Du hast im Seminar eine Demonstration durchgeführt?«, fragte der Rektor, ehe ich fortfahren konnte. Er sah zu Hemme hinüber, dann wieder zu mir.
    Ich spielte den

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