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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Schaden kommt, wird der straffällige Student ausgepeitscht, mit höchstens sieben Hieben auf den Rücken.« Ich fragte mich, aus welchem Buch Meister Lorren da rezitierte.
    »Anzahl der beantragten Hiebe?«
    Hemme blickte den anderen Meistern ins Gesicht und merkte, dass sich das Blatt zu seinen Ungunsten gewendet hatte. »Ich habe Brandblasen die halbe Wade hinauf«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Drei Peitschenhiebe.«
    Der Rektor räusperte sich. »Ist einer der Meister dagegen?«
    »Ja«, sagten Elxa Dal und Kilvin wie aus einem Munde.
    »Wer ist dafür, die Strafe zur Bewährung auszusetzen? Ich bitte um das Handzeichen.«
    Elxa Dal, Kilvin und Arwyl hoben sofort die Hand, gefolgt von dem Rektor. Mandrag ließ die Hand unten, ebenso wie Lorren, Brandeur und Hemme. Elodin lächelte mich freundlich an, hob aber nicht die Hand. Ich verfluchte mich für den ungünstigen Eindruck, den ich bei meinem jüngsten Besuch in der Bibliothek bei Lorren hinterlassen hatte. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte er die Dinge womöglich zum Guten für mich gewendet.
    »Viereinhalb Stimmen für eine Aussetzung der Strafe«, sagte der Rektor nach kurzem Schweigen. »Damit steht die Strafe fest: Drei Peitschenhiebe, zu verabreichen morgen, am dritten Caitelyn, um zwölf Uhr mittags.«
    Da ich mich tief im Steinernen Herzen befand, verspürte ich lediglich eine leichte Neugier darauf, wie es sein würde, öffentlich ausgepeitscht zu werden. Die Meister machten Anstalten, sich zu erheben, doch ehe die Sitzung geschlossen wurde, ergriff ich noch einmal das Wort. »Meister Rektor?«
    Er atmete tief durch und schnaubte beim Ausatmen. »Ja?«
    »Bei meiner Zulassungsprüfung sagtet Ihr, mir werde die Aufnahme in das Arkanum gewährt, wenn ich bewiese, dass ich die Grundlagen der Sympathie beherrsche.« Ich zitierte ihn beinahe wörtlich. »Stellt das nun einen Beweis dar?«
    Hemme wie auch der Rektor öffneten den Mund, um etwas zu sagen, aber Hemme war lauter. »Jetzt pass mal auf, du kleiner Wicht.«
    »Hemme!«, fuhr ihn der Rektor an. Dann wandte er sich an mich. »Ich fürchte, für den Nachweis der Beherrschung braucht es mehr als eine einfache sympathetische Bindung.«
    »Es war eine doppelte Bindung«, verbesserte Kilvin ihn barsch.
    Elodin ergriff das Wort und schien alle am Tisch damit zu erschrecken. »Mir fallen durchaus einige Studenten ein, die dem Arkanum angehören und denen es schwer fiele, eine doppelte Bindung herzustellen, ganz zu schweigen davon, einem Manne Brandblasen die halbe Wade hinauf zuzufügen.« Er lächelte mich wieder freundlich an.
    Einen Moment lang herrschte stilles Nachdenken.
    »Das stimmt«, gestand Elxa Dal und musterte mich.
    Der Rektor starrte eine ganze Weile auf die Tischplatte. Dannzuckte er die Achseln, hob den Blick und zeigte ein überraschend unbeschwertes Lächeln. »Wer dafür ist, Kvothes fahrlässigen Einsatz der Sympathie als Beweis dafür gelten zu lassen, dass er die Grundlagen der Sympathie beherrscht, den bitte ich um das Handzeichen.«
    Kilvin und Elxa Dal hoben die Hand. Arwyl schloss sich ihnen an. Elodin winkte. Einen Augenblick später hob auch der Rektor die Hand und sagte: »Fünfeinhalb Stimmen für die Aufnahme Kvothes in das Arkanum. Antrag angenommen. Die Sitzung ist geschlossen. Tehlu behüte uns, auch die Narren und die Kinder.« Das Letzte sagte er sehr leise und lehnte dabei die Stirn an seinen Handballen.
    Hemme stürmte aus dem Saal, Brandeur hintendrein. Sobald sie draußen waren, hörte ich Brandeur fragen: »Habt Ihr denn gar keinen Schutz getragen?«
    »Nein, habe ich nicht«, schnauzte Hemme. »Und ich verbitte mir diesen Ton, es ist ja schließlich nicht meine Schuld. Da könntet Ihr ja auch jemandem, der in einer Gasse niedergestochen wurde, vorwerfen, dass er keine Rüstung trug.«
    »Wir alle sollten Vorsichtsmaßnahmen treffen«, sagte Brandeur beschwichtigend. »Das wisst Ihr so gut wie –« Dann fiel hinter ihnen die Tür ins Schloss.
    Kilvin erhob sich, zuckte die Achseln, streckte sich. Dann sah er sich zu mir um, kratzte sich mit beiden Händen den buschigen Vollbart, machte ein nachdenkliches Gesicht und schlenderte zu mir herüber. »Wurdest du denn schon in die Sygaldrie eingewiesen, E’lir Kvothe?«
    Ich sah ihn verständnislos an. »Meint Ihr die Runenkunde, Sir? Leider nicht.«
    Kilvin strich sich nachdenklich mit den Fingern durch den Bart. »Gib dich nicht mit dem Seminar über die Grundlagen des Handwerks ab, für das du dich

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