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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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genau funktioniert, aber es hatte die beabsichtigte Wirkung. Ich nickte meinen Zuhörern zu und wandte mich dann zu Hemme um, von Applaus umtost, der zwar nicht ohrenbetäubend war, aber wahrscheinlich alles übertraf, was er in seiner ganzen Laufbahn erhalten hatte.
    Als er die letzten Schritte auf mich zukam, wäre ich fast zurückgewichen. Sein Gesicht war beängstigend rot, und an seiner Schläfe pochte eine Ader.
    Doch meine Bühnenerfahrung half mir, die Fassung zu wahren, und ich erwiderte seinen Blick ganz ruhig und streckte ihm eine Hand entgegen. Mit nicht geringer Genugtuung sah ich, wie er sich kurz zu den immer noch applaudierenden Studenten umsah, schluckte und mir dann die Hand schüttelte.
    Sein Händedruck tat mir weh. Er hätte wohl noch fester zugedrückt, wenn ich die Wachspuppe nicht kurz über das Kohlenbecken gehalten hätte. Seine Gesichtsfarbe wandelte sich in Windeseile von knallrot zu aschfahl. Auch sein Händedruck wurde entsprechend schwächer, und ich konnte meine Hand befreien.
    Ich nickte dem Auditorium noch einmal zu und verließ den Hörsaal, ohne mich noch einmal umzusehen.

Kapitel 40
    Auf die Hörner genommen

    N achdem Hemme das Seminar offiziell beendet hatte, verbreitete sich die Nachricht über das, was ich getan hatte, wie ein Lauffeuer in der ganzen Universität. Aus den Reaktionen der Studenten schloss ich, dass Meister Hemme nicht sonderlich beliebt war. Ich saß auf einer Steinbank vor dem Mews, und vorübergehende Studenten lächelten mir zu. Andere winkten oder hoben lachend den Daumen.
    Derweil ich meinen Ruhm genoss, machte sich in meinem Bauch doch auch ein Gefühl von Sorge breit. Ich hatte mir einen der neun Meister zum Feind gemacht, und deshalb musste ich herausbekommen, wie groß die Schwierigkeiten waren, in denen ich nun steckte.

    In der Mensa gab es zum Abendessen Schwarzbrot mit Butter, Eintopf und Bohnen. Manet war da, und mit seiner wilden Mähne sah er aus wie ein großer weißer Wolf. Simmon und Sovoy nörgelten an dem Essen herum und stellten Vermutungen darüber an, woher das Fleisch im Eintopf wohl stammen mochte. Für mich, der ich noch keine Spanne aus den Straßen von Tarbean fort war, war es ein überaus köstliches Mahl.
    Dennoch verlor ich angesichts dessen, was ich von meinen Freunden erfuhr, allmählich den Appetit.
    »Versteh mich bitte nicht falsch«, sagte Sovoy. »Du bist wirklich ein mutiger Kerl. Das werde ich nie bestreiten. Aber …« Er machte mit seinem Löffel eine Geste. »Für diese Geschichte werden sie dich lynchen.«
    »Wenn er Glück hat«, sagte Simmon. »Ich meine, wir reden hier ja schließlich über eine Straftat, oder etwa nicht?«
    »Es ist doch gar nichts passiert«, sagte ich mit mehr Zuversicht, als ich verspürte. »Ich habe ihm doch nur ein wenig den Fuß angewärmt, weiter nichts.«
    »Sympathieanwendung mit Schadensfolge ist eine Straftat«, sagte Manet und fuchtelte mit einem Stück Brot in meine Richtung. »Du solltest dir sehr genau überlegen, mit wem du dich anlegst, Junge. Bei den Meistern sollte man sich bedeckt halten. Die können einem das Leben wirklich zur Hölle machen, wenn sie einen erst einmal auf dem Kieker haben.«
    »Er hat angefangen«, sagte ich trotzig, den Mund voller Bohnen.
    Ein Junge kam, ganz außer Atem, an unseren Tisch gelaufen. »Bist du Kvothe?«, fragte er und musterte mich.
    Ich nickte, und nun wurde mir tatsächlich mulmig.
    »Du sollst sofort in den Meistersaal kommen.«
    »Wo ist das?«, fragte ich. »Ich bin erst seit ein paar Tagen hier.«
    »Kann einer von euch es ihm zeigen?«, fragte der Junge und sah sich am Tisch um. »Ich muss zu Jamison und ihm sagen, dass ich ihn gefunden habe.«
    »Ich mache das«, sagte Simmon und schob seinen Teller beiseite. »Ich habe sowieso keinen Appetit mehr.«
    Jamisons Bote lief wieder fort, und Simmon machte Anstalten aufzustehen.
    »Moment mal«, sagte ich und wies auf mein Tablett. »Ich habe noch nicht aufgegessen.«
    Simmon blickte ungläubig. »Ich fass es nicht«, sagte er. »Ich kriege nichts mehr runter. Wie kannst du noch was essen?«
    »Ich habe Hunger«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was mir im Meistersaal bevorsteht, und ich möchte es lieber nicht auf nüchternen Magen erleben.«
    »Sie werden dich auf die Hörner nehmen«, sagte Manet. »Das muss es sein, wenn sie dich zu so später Stunde noch dorthin bestellen.«  
    Ich wusste nicht, was er damit meinte, aber ich wollte nicht, dass der ganze Saal es bemerkte. »Die

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