Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
des Arkanums und hatte nicht vor, wieder zu gehen, bevor ich das Magazin von innen gesehen hatte. Mit entschlossener Miene wandte ich mich wieder zum Empfangspult um.
    Ambrose blickte mich lange prüfend an und seufzte dann. »Also gut«, sagte er. »Wie wär’s? Du behältst für dich, was du heute hier gesehen hast, und ich drücke mal ein Auge zu und lasse dich herein, obwohl du noch nicht im Register eingetragen bist.« Er wirkte ein wenig nervös. »Was hältst du davon?«
    Noch während er das sagte, spürte ich, wie die anregende Wirkung der Nahlwurz schwand. Mein Körper wurde schwer und müde und meine Gedanken träge. Ich rieb mir mit beiden Händen das Gesicht und zuckte zusammen, als diese Bewegung an meinen Rückenverletzungen zerrte. »Abgemacht«, sagte ich mit schwerer Zunge.
    Ambrose schlug eins seiner Verzeichnisse auf und sagte: »Da dies dein erster richtiger Besuch ist, musst du noch die Magazingebühr entrichten.«
    Ich hatte einen komischen Zitronengeschmack im Mund – eine Nebenwirkung, die Ben nie erwähnt hatte. Das lenkte mich ab, und dann sah ich, dass Ambrose erwartungsvoll zu mir hochblickte. »Wie bitte?«
    Er warf mir einen seltsamen Blick zu. »Die Magazingebühr.«
    »Aber als ich im Präsenzbereich war, habe ich auch keine Gebühr bezahlt«, sagte ich.
    Ambrose sah mich an, als wäre ich ein Idiot. »Deshalb heißt es ja auch Magazin gebühr.« Er blickte wieder in sein Verzeichnis. »Normalerweise zahlt man das zusammen mit der Studiengebühr für das erste Trimester im Arkanum, aber da du so schnell aufgenommen wurdest, musst du das jetzt begleichen.«
    »Wie viel ist es denn?«, fragte ich und tastete nach meinem Geldbeutel.
    »Ein Talent«, sagte er. »Und das musst du bezahlen, bevor du hineingehst. Das sind die Vorschriften.«
    Nachdem ich in Mews für Essen und Unterkunft bezahlt hatte, war ein Talent fast alles, was mir noch blieb. Ich war mir nur allzu bewusst, dass ich sparsam mit meinen Geldmitteln umgehen musste, damit noch genug für die Studiengebühr des nächsten Trimesters übrig blieb. Wenn ich die nicht zahlen konnte, musste ich die Universität verlassen.
    Dennoch war es ein geringer Preis für etwas, wovon ich jahrelang geträumt hatte. Ich nahm ein Talent aus meinem Geldbeutel und gab es ihm. »Muss ich irgendwo unterschreiben?«
    »Nein, das ist nicht nötig«, sagte Ambrose, öffnete eine Schublade und nahm eine kleine Metallscheibe heraus. Von den Nebenwirkungen der Nahlwurz benommen, brauchte ich einen Moment, bis ich erkannte, was es war: eine tragbare Sympathielampe.
    »Das Magazin ist nicht beleuchtet«, sagte Ambrose. »Es ist einfach zu groß, und auf die Dauer würde das Licht den Büchern schaden. Eine Handlampe kostet anderthalb Talente.«
    Ich zögerte.
    Ambrose nickte nachdenklich. »Viele sind im ersten Trimester knapp bei Kasse.« Er griff in eine untere Schublade und kramte eine ganze Weile darin herum. »Handlampen kosten anderthalb Talente, und daran kann ich nichts ändern.« Er zog eine kleine, dünne Wachskerze hervor. »Aber Kerzen kosten nur einen halben Penny.«
    Das war ein fairer Preis. Ich zog einen Penny hervor. »Ich nehme zwei.«
    »Das ist unsere letzte«, sagte Ambrose. Er sah sich ängstlich um, ehe er sie mir in die Hand drückte. »Weißt du was? Ich schenk sie dir.« Er lächelte. »Aber zu keinem ein Wort davon. Das ist unser kleines Geheimnis.«
    Ich nahm die Kerze und war mehr als nur ein wenig erstaunt. Offenbar hatte ich ihn mit meiner leeren Drohung eingeschüchtert. Entweder das, oder der unverschämte und aufgeblasene Adelssohn war nicht halb so ein Scheißkerl, wie ich gedacht hatte.

    Ambrose schob mich so schnell ins Magazin, dass mir nicht einmal Zeit blieb, die Kerze anzuzünden. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, war es rings um mich her stockfinster, und nur durch die Türritzen drang schwach der rötliche Schein der Sympathielampen.
    Da ich keine Streichhölzer dabei hatte, musste ich auf die Sympathie zurückgreifen. Normalerweise hätte ich das im Handumdrehen erledigt, doch nun brachte mein von der Nahlwurz ausgelaugter Geist kaum die nötige Konzentration auf. Ich biss die Zähne zusammen und besann mich auf das Alar, und nach ein paar Sekunden spürte ich, wie mir die Kälte in die Glieder drang, als ich vermittels meiner Körperwärme den Kerzendocht entzündete.
    Bücher.
    Ganz ohne Fenster, die das Sonnenlicht hereingelassen hätten, war es im Magazin bis auf das Licht meiner Kerze

Weitere Kostenlose Bücher