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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Hast du dich gewaschen, bevor du hierher kamst?«
    Mola nickte.
    »Dann hast du Zeit und Mühe vergeudet«, sagte Arwyl streng. »Denk doch nur einmal an all die Krankheitserreger, die du unterwegs aufgeschnappt haben könntest. Wasch dich noch einmal, dann fangen wir an.«
    Sie wusch sich an einem nahen Waschbecken. Arwyl half mir, mich bäuchlings auf den Tisch zu legen.
    »Wurde der Patient schon betäubt?«, fragte Mola. »Anästhetisiert«, verbesserte Arwyl. »Du hast ein gutes Auge für Details, Mola. Nein, wurde er nicht. Was würdest du tun, wenn E’lir Kvothe dir versichern würde, dass so etwas bei ihm nicht nötig sei? Er behauptet, über grenzenlose Selbstbeherrschung zu verfügen, und er werde mit keiner Wimper zucken, wenn du seine Wunden nähst.« Arwyls Tonfall war ernst, aber ich konnte auch einen Anflug von Belustigung darin entdecken.
    Mola sah erst mich, dann wieder Arwyl an. »Ich würde ihm sagen, dass ich das für töricht halte«, erwiderte sie nach kurzem Schweigen.
    »Und wenn er darauf beharren würde, keinerlei Betäubung zu bedürfen?«
    Mola schwieg einen Moment lang. »Er blutet offenbar nicht allzu sehr, von daher würde ich mit der Behandlung fortfahren. Ich würde ihm allerdings klipp und klar sagen, dass ich ihn, wenn er sich zu viel bewegt, am Tisch festschnallen werde, und dass ich überhaupt so mit ihm verfahren werde, wie es mir im Sinne seines Wohlergehens am sinnvollsten erscheint.
    »Hm.« Arwyl schien über ihre Antwort ein wenig erstaunt. »Gut. Ausgezeichnet. Also, Kvothe, möchtest du immer noch auf eine Betäubung verzichten?«
    »Ja, danke«, sagte ich höflich. »Ich brauche keine.«
    »Wie du willst«, sagte Mola. »Zunächst werden wir die Wunden säubern und sterilisieren.« Der Alkohol brannte, aber das war auch schon das Schlimmste. Ich gab mir alle Mühe, locker zu bleiben, während Mola erläuterte, was sie im Einzelnen tat. Von Arwyl kam ein steter Strom von Bemerkungen und Ratschlägen. Ich beschäftigte meinen Geist mit anderen Dingen und gab mir Mühe, nicht zu zucken, wenn die Nadel zustach.
    Mola wurde schnell fertig und verband mich dann äußerst flink und sorgfältig. Während sie mir half, mich aufzusetzen, und mich in Leinen einwickelte, fragte ich mich, ob wohl alle von Arwyls Studenten so gut ausgebildet waren wie dieses Mädchen.
    Sie knüpfte hinter mir die letzten Knoten, und dann spürte ich eine federleichte Berührung auf der Schulter. Wegen der Nahlwurz, die immer noch wirkte, nahm ich sie kaum wahr. »Er hat schöne Haut«, hörte ich sie sinnieren, vermutlich an Arwyl gewandt.
    »Re’lar!«, sagte Arwyl streng. »Solche Bemerkungen sind unprofessionell.«
    »Ich meinte das im Hinblick auf die Art der Narbe, die er zurückbehalten wird«, entgegnete Mola. »Es wird kaum mehr als eine blasse Linie bleiben, vorausgesetzt, es gelingt ihm, die Wunden nicht wieder aufzureißen.«
    »Hm«, sagte Arwyl. »Ja, natürlich. Und was sollte er tun, um das zu verhindern?«
    Mola kam um den Tisch herum und stellte sich vor mich hin. »Dusolltest solche Bewegungen vermeiden«, sagte sie und streckte die Hände vor sich aus. »Und solche.« Sie hielt sich die Hände hoch über den Kopf. »Vermeide generell allzu schnelle Bewegungen – laufen, springen, klettern. Den Verband nehmen wir in zwei Tagen wieder ab. Lass ihn nicht feucht werden.« Sie sah zu Arwyl hinüber.
    Er nickte. »Ausgezeichnet, Re’lar. Du darfst jetzt gehen.« Er sah zu dem jüngeren Mann hinüber, der dem Ganzen schweigend zugesehen hatte. »Du darfst auch gehen, Geri. Wenn jemand fragt – ich bin in meinem Arbeitszimmer. Danke.«
    Dann war ich mit Arwyl wieder allein. Er stand reglos da, mit einer Hand vor dem Mund, während ich vorsichtig mein Hemd anzog. Schließlich schien er einen Entschluss gefällt zu haben. »E’lir Kvothe, würdest du gerne hier an der Mediho studieren?«
    »Sehr gerne, Meister Arwyl«, sagte ich aufrichtig.
    Er nickte, die Hand immer noch an den Lippen. »Komm in vier Tagen wieder. Wenn du es schaffst, dir bis dahin nicht die Nähte zu reißen, nehme ich dich an«, sagte er und zwinkerte mir zu.

Kapitel 43
    Ein flackerndes Licht

    N och immer unter der anregenden Wirkung der Nahlwurz und ohne größere Schmerzen ging ich zur Bibliothek. Da ich nun Mitglied des Arkanums war, stand es mir endlich frei, das Magazin zu erkunden.
    Und besser noch: Solange ich keinen Bibliothekar um Hilfe bat, würde nichts davon in den Verzeichnissen der Bibliothek

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