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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Sicht bemüht, war er offenkundig erstaunt, wie der Wirt darauf reagierte.
    Denn der rothaarige Mann grinste. »Wollt Ihr damit sagen, dass ich wie Kvothe aussehe? Wie der Kvothe? Das fand ich ja auch schon immer. Ich habe hinten ein Bild von ihm. Mein Gehilfe zieht mich immer damit auf. Würdet Ihr ihm sagen, was Ihr gerade zu mir gesagt habt?«
    Kote warf noch einen letzten Scheit ins Feuer und erhob sich. Doch als er einen Schritt vom Kamin fortging, verdrehte er sich ein Bein, fiel polternd zu Boden und riss dabei einen Stuhl um.
    Etliche Reisende eilten herbei, doch der Wirt war schon wieder auf den Beinen und bat sie mit einem Wink, wieder Platz zu nehmen. »Nein, nein, es ist nichts passiert. Entschuldigung, falls ich jemanden erschreckt habe.« Trotz seines Lächelns war offenkundig, dass er sich wehgetan hatte. Sein Gesicht war schmerzhaft verzerrt, und er stützte sich auf eine Stuhllehne.
    »Ich habe vor drei Jahren auf dem Weg durch den Eld einen Pfeil ins Knie bekommen. Und hin und wieder lässt es mich immer noch im Stich.« Er verzog das Gesicht und sagte wehmütig: »Das ist der Grund, warum ich das schöne Leben auf der Straße aufgegeben habe.« Er betastete vorsichtig sein verdrehtes Bein.
    Einer der Söldner meldete sich zu Wort. »Da würde ich aber einen Breiumschlag draufmachen, sonst schwillt es fürchterlich an.«
    Kote betastete erneut sein Knie und nickte. »Das ist ein kluger Ratschlag, Sir.« Er wandte sich wieder an den rotblonden Reisenden,der immer noch leicht schwankend beim Kamin stand. »Könntet Ihr mir einen Gefallen tun?«
    Der Mann nickte stumm.
    »Schließt bitte den Rauchabzug.« Kote wies auf den Kamin. »Bast, hilfst du mir bitte nach oben?«
    Bast eilte herbei und legte sich Kotes Arm um die Schultern. Kote stützte sich bei jedem zweiten Schritt auf ihn, und gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf.
    »Einen Pfeil ins Knie?«, fragte Bast flüsternd. »Ist es dir wirklich so peinlich, mal hinzufallen?«
    »Gott sei Dank bist du genauso leichtgläubig wie die«, entgegnete Kote in scharfem Ton, als sie außer Sicht waren. Leise vor sich hin fluchend, nahm er die letzten Stufen, sein Knie offensichtlich unversehrt.
    Bast machte große Augen. Dann kniff er sie zusammen.
    Kote blieb auf dem oberen Treppenabsatz stehen und rieb sich die Stirn. »Einer von ihnen weiß, wer ich bin.« Kote runzelte die Stirn. »Hegt zumindest einen Verdacht.«
    »Wer?«, fragte Bast.
    »Grünes Hemd, rotblondes Haar. Der neben mir am Kamin stand. Gib ihm was, damit er einschläft. Er ist schon ziemlich betrunken. Es wird niemanden wundern, wenn er umkippt.«
    Bast überlegte kurz. »Nachtmähne?«
    »Mhenka.«
    Bast hob eine Augenbraue, nickte aber.
    Kote richtete sich auf. »Hör mir jetzt genau zu, Bast.«
    Bast nickte.
    »Ich gehörte einer Geleitschutztruppe aus Ralien an. Wurde verwundet, während ich eine Karawane verteidigte. Pfeil ins rechte Knie. Vor drei Jahren. Im Sommer. Ein dankbarer Händler gab mir Geld, damit ich ein Wirtshaus eröffnen konnte. Seine Name ist Deolan. Wir kamen gerade aus Purvis. Erwähne das am Rande. Hast du alles behalten?«
    »Ja, habe ich, Reshi«, erwiderte Bast.
    »Dann geh jetzt.«
    Eine halbe Stunde später brachte Bast seinem Herrn eine Schale aufs Zimmer und versicherte ihm, dass unten alles in Ordnung sei. Kote nickte und gab die knappe Anweisung, ihn an diesem Abend nicht mehr zu stören.
    Bast schloss mit besorgter Miene die Tür hinter sich. Er stand noch einen Moment lang auf dem oberen Treppenabsatz und überlegte, was er tun sollte.
    Schwer zu sagen, warum sich Bast solche Sorgen machte. Kote wirkte nicht merklich verändert. Vielleicht einmal davon abgesehen, dass er sich etwas langsamer bewegte und dass der Funke, den die Geschehnisse des Abends in seinen Augen entfacht hatten, nicht mehr so hell leuchtete. Ja, er war kaum mehr zu entdecken. Möglicherweise war er gar nicht mehr da.
    Kote saß am Kamin und aß mechanisch sein Abendbrot, so als würde er lediglich das Essen aus der Schale in sich hineinverlagern. Nach dem letzten Bissen saß er mit leerem Blick da, wusste nicht mehr, was er gerade gegessen und wie es geschmeckt hatte.
    Im Feuer knackte es, und Kote blinzelte und sah sich im Raum um. Er sah auf seine Hände, die ineinander gelegt auf seinem Schoß ruhten. Nach einer Weile hob er sie und spreizte sie, so als wollte er sie am Feuer wärmen. Sie waren anmutig, mit langen, feingliedrigen Fingern. Er betrachtete sie aufmerksam, als

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