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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Topf hing. Als er sich jedoch näherte, nahm er in dem Holzrauch, der die Abendluft erfüllte, einen Gestankwahr. Es stank nach versengtem Haar und modernden Blumen, und der Chronist entschied schnell, dass er nichts abhaben wollte von dem, was der Mann dort in dem Eisentopf zubereitete. Dennoch war ein Platz an einem Feuer immer noch besser, als sich irgendwo am Straßenrand zusammenzurollen.
    Der Chronist trat in den Kreis des Feuerscheins. »Ich sah Euer F –« Er verstummte, denn die Gestalt sprang auf, ein Schwert in den Händen. Nein, es war kein Schwert, sondern eine dunkle Stange, zu regelmäßig geformt, als dass es Brennholz sein konnte.
    Der Chronist blieb unvermittelt stehen. »Ich habe nur einen Ort zum Schlafen gesucht«, sagte er hastig und griff unwillkürlich nach dem Eisenring an seinem Hals. »Ich will Euch nicht stören. Ich lasse Euch jetzt in Ruhe zu Abend essen.« Er trat einen Schritt zurück.
    Die Gestalt ließ die Stange sinken und rieb damit metallisch scharrend an einem Stein. »Beim verkohlten Leib Gottes, was habt Ihr denn zu dieser Nachtzeit noch hier draußen verloren?«
    »Ich bin unterwegs nach Newarre und sah Euer Feuer.«
    »Ihr seid mitten in der Nacht irgend einem Feuer in den Wald gefolgt?« Die Gestalt mit der Kapuze schüttelte den Kopf. »Dann dürft Ihr auch herkommen.« Er winkte den Chronisten herbei, und der sah, dass der andere dicke Lederhandschuhe trug. »Grundgütiger Tehlu, seid Ihr schon Euer ganzes Leben lang ein Pechvogel, oder habt Ihr Euch das ganze Pech für heute Abend aufgespart?«
    »Ich weiß nicht, auf wen Ihr wartet«, sagte der Chronist und wich wieder einen Schritt zurück. »Aber Ihr wartet doch sicher lieber allein.«
    »Seid still und hört zu«, sagte der Mann in scharfem Ton. »Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt.« Er sah zu Boden und rieb sich das Gesicht. »Ach Gott, ich weiß nie, wie viel ich Leuten wie Euch erzählen soll. Wenn Ihr mir nicht glaubt, haltet Ihr mich für verrückt. Und wenn Ihr mir glaubt, geratet Ihr in Panik und seid zu nichts mehr zu gebrauchen.« Er hob den Blick wieder und sah, dass der Chronist sich nicht von der Stelle gerührt hatte. »Kommt her, verdammt noch mal. Wenn Ihr zurückgeht, seid Ihr so gut wie tot.«
    Der Chronist blickte in die Dunkelheit des Waldes hinter sich. »Wieso? Was ist denn da?«
    Der Mann lachte bitter und schüttelte den Kopf. »Ehrliche Antwort?« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und schob sich dabei die Kapuze vom Kopf. Im Feuerschein war sein Haar tiefrot, und seine Augen leuchteten in einem fantastischen Grün. Er sah den Chronisten an, taxierte ihn. »Dämonen«, sagte er. »Dämonen in Gestalt riesiger, schwarzer Spinnen.«
    Das schien den Chronisten zu beruhigen. »Es gibt keine Dämonen.« Seinem Tonfall war anzuhören, dass er das schon sehr oft gesagt hatte.
    Der Rothaarige lachte ungläubig auf. »Na wunderbar! Dann können wir ja jetzt alle nach Hause gehen!« Ein grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich schätze mal, Ihr seid ein gebildeter Mann. Ich respektiere das, und im Allgemeinen habt Ihr ja auch recht.« Seine Miene wurde wieder ernst. »Aber hier und jetzt, heute Nacht, täuscht Ihr Euch. Ihr täuscht Euch so sehr, wie man sich nur täuschen kann. Glaubt mir, wenn Euch das klar geworden ist, wollt Ihr nicht mehr auf dieser Seite des Feuers stehen.«
    Die Bestimmtheit seines Tons jagte dem Chronisten einen Schauder über den Rücken. Er ging auf die andere Seite des lodernden Feuers und kam sich dabei recht töricht vor.
    Der Mann musterte ihn. »Ihr habt nicht zufällig irgendwelche Waffen dabei?« Der Chronist schüttelte den Kopf. »Na ja, ist auch egal. Mit einem Schwert könntet Ihr da eh nicht viel ausrichten.« Er reichte dem Chronisten einen schweren Holzknüppel. »Es wird Euch wahrscheinlich nicht gelingen, ihnen damit eins zu verpassen, aber einen Versuch ist es wert. Sie sind sehr schnell. Wenn sich eine auf Euch stürzt, werft Euch einfach zu Boden. Versucht auf sie drauf zu fallen, zerdrückt sie mit Eurem Körpergewicht. Wälzt Euch drauf hin und her. Wenn Ihr eine zu packen kriegt, werft sie ins Feuer.«
    Er zog sich wieder die Kapuze über und sprach nun sehr schnell. »Wenn Ihr irgendwelche weiteren Kleider habt, zieht sie an. Und wenn Ihr eine Decke habt, könntet Ihr Euch darin ein –«
    Er verstummte und sah aus dem Kreis des Feuerscheins hinaus. »Stellt Euch mit dem Rücken an die Mauer«, sagte er unvermittelt und

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