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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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»Gütiger Tehlu. Das nächste Mal warnst du mich vor, bevor du so eine Nummer bringst, ja?«
    »Was?«, fragte ich. »Das mit dem Türsteher? Was bist du denn so nervös? Er war freundlich zu mir. Und ich mag ihn. Warum sollte ich ihn nicht zu einem Bier einladen?«
    »Deoch ist der Besitzer dieses Lokals«, entgegnete Simmon. »Und er kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn Musiker versuchen, sich bei ihm einzuschmeicheln. Vor zwei Spannen hat er jemanden rausgeworfen, weil der ihm ein Trinkgeld geben wollte.« Er sah mich streng an. »Er hat ihn tatsächlich geworfen und er wäre fast in dem Springbrunnen gelandet.«
    »Oh«, sagte ich vollkommen überrascht und sah mich zu Deoch um, der sich am Eingang mit jemandem ein neckisches Geplänkel lieferte. Als er auf etwas deutete, sah ich, wie sich seine kräftigen Armmuskeln spannten. »Hattest du den Eindruck, dass ich ihn verärgert habe?«, fragte ich.
    »Nein. Und das ist wirklich kaum zu glauben.«
    Wilem kam zu uns. »Wenn ihr aufhört zu zanken, gebe ich die erste Runde aus – lhin ?« Wir gingen zu dem Tisch, den Wilem ausgesucht hatte. Er war nicht allzu weit von dort entfernt, wo Stanchion am Tresen saß. »Was wollt ihr trinken?«, fragte Wilem, als Simmon und ich uns setzten. Meinen Lautenkasten stellte ich auf den freien vierten Stuhl.
    »Zimtmet«, sagte Simmon, ohne überhaupt darüber nachzudenken.
    »Du Mädchen«, brummte Wilem und wandte sich an mich.
    »Apfelwein«, sagte ich. »Oder nein: eine Apfelweinschorle.«
    »Noch so ein Mädchen«, brummte Wilem und ging zum Tresen.
    Ich wies mit einer Kopfbewegung auf Stanchion. »Und was ist mit ihm?«, fragte ich Simmon. »Ich dachte, er wäre der Inhaber.«
    »Der Laden gehört ihnen gemeinsam. Und Stanchion ist für die Musik zuständig.«
    »Gibt es irgendetwas, das ich über ihn wissen sollte?«, fragte ich. Mein Beinahe-Desaster mit Deoch hatte mich vorsichtig gemacht.
    Simmon schüttelte den Kopf. »Er soll ein ganz umgänglicher Kerl sein, aber ich habe noch nie mit ihm gesprochen. Mach einfach keine Dummheiten, dann wird schon alles glatt gehen.«
    »Danke«, sagte ich sarkastisch und erhob mich.
    Stanchion hatte eine mittelgroße Statur und war elegant in Dunkelgrün und Schwarz gekleidet. Er hatte ein rundes, bärtiges Gesicht und einen Bauchansatz, den man wahrscheinlich nur bemerkte, wenn er saß. Er lächelte und winkte mich zu sich. In der anderen Hand hielt er einen beeindruckend großen Humpen.
    »Hallo«, sagte er freundlich. »Du siehst nach einem viel versprechenden Talent aus. Bist du hier, um heute Abend etwas für uns zu spielen?« Er hob fragend eine Augenbraue. Da ich ihn nun aus der Nähe sah, bemerkte ich, dass sein Haar einen rötlichen Schimmer hatte, den man aber nur sah, wenn das Licht entsprechend darauf fiel.
    »Ich hoffe es, Sir«, sagte ich. »Aber eigentlich wollte ich noch eine Weile damit warten.«
    »Aber gewiss doch. Vor Sonnenuntergang lassen wir hier ohnehin niemanden sein Talent erproben.« Er trank einen Schluck, und als er den Kopf drehte, sah ich, dass an seinem Ohr eine kleine goldene Panflöte hing.
    Seufzend wischte er sich mit dem Ärmel den Mund ab. »Was spielst du denn? Laute?« Ich nickte. »Und hast du schon eine Idee, womit du uns umwerben willst?«
    »Das kommt darauf an, Sir. Hat hier jemand in letzter Zeit Das Lied von Sir Savien Traliard gespielt?«
    Stanchion hob eine Augenbraue und räusperte sich. Seinen Bart mit einer Hand glatt streichend, sagte er: »Hm, nein. Vor ein paar Monaten hat es mal jemand versucht, aber der musste bald einsehen, dass er sich damit übernommen hatte. Er hat ein paar Mal daneben gegriffen und dann schließlich aufgegeben.« Er schüttelte den Kopf. »Also: Nein. Nicht in letzter Zeit.«
    Er trank wieder aus seinem Humpen und schluckte nachdenklich, bevor er weitersprach. »Die meisten Leute finden ja, dass einnicht ganz so schwieriges Lied besser dazu geeignet ist, sein Talent unter Beweis zu stellen«, meinte er vorsichtig.
    Der unausgesprochene Ratschlag entging mir nicht, und ich war nicht gekränkt. Sir Savien war wohl das schwierigste Lied, das ich je gehört hatte. Mein Vater war in unserer Truppe der einzige gewesen, der es beherrschte, und ich habe es ihn nur vier oder fünf Mal vor Publikum spielen sehen. Es war etwa fünfzehn Minuten lang und erforderte ein so virtuoses Spiel, dass gleichzeitig zwei Stimmen aus der Laute erklangen, eine Melodie und eine Harmonie.
    Das war schon knifflig, hätte einen

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