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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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und ächzte angesichts dessen, was er sah und was ihn offenbar nicht sonderlich erstaunte.
    »Es besteht wohl keine Chance, dass Ihr in nächster Zeit noch einmal zu Euch kommt, hm?«, fragte er in wenig hoffnungsvollem Ton. Er tätschelte die bleiche Wange des Chronisten. »Keine Chance, dass –« Ein Blutstropfen landete auf der Stirn des Chronisten, flugs gefolgt von einem zweiten.
    Kote richtete sich auf und wischte das Blut fort, so gut er konnte, was nicht besonders gut gelang, da seine Hände auch blutig waren. »Verzeihung«, sagte er.
    Er seufzte tief und nahm die Kapuze ab. Das rote Haar klebte ihm am Kopf, und sein halbes Gesicht war mit trocknendem Blut beschmiert. Langsam löste er sich aus den zerfetzten Überresten seines Umhangs. Darunter trug er eine lederne Schmiedeschürze, die kreuz und quer mit Kerben überzogen war. Auch die zog er aus. Darunter kam ein schlichtes graues Streichgarnhemd zum Vorschein. Seine Schultern und sein linker Arm waren mit dunklem, noch feuchtem Blut bedeckt.
    Kote nestelte kurz an seinen Hemdknöpfen, beschloss dann aber, das Hemd anzubehalten. Er erhob sich vorsichtig, nahm den Spaten und begann, langsam und unter Schmerzen zu graben.

Kapitel 5
    Zettel

    E s war schon weit nach Mitternacht, als Kote schließlich nach Newarre zurückkehrte, den bewusstlosen Chronisten auf den zerschundenen Schultern. Der Ort lag still und dunkel da, und nur das Wirtshaus war hell erleuchtet.
    Bast stand am Eingang, vor Ärger geradezu tänzelnd. Als er die sich nähernde Gestalt erblickte, lief er die Straße hinab, wütend mit einem Blatt Papier fuchtelnd. »Einen Zettel? Du schleichst dich weg und hinterlässt mir einen Zettel ?«, zischte er. »Wer bin ich denn? Irgendeine Hafennutte?«
    Kote wandte sich um und ließ den schlaffen Leib des Chronisten mit einem Achselzucken Bast in die Arme plumpsen. »Du hättest dich ja doch nur mit mir gestritten, Bast.«
    Bast trug den Chronisten mit Leichtigkeit vor der Brust. »Und dann war es auch noch lausig formuliert! ›Wenn Du das hier liest, bin ich wahrscheinlich schon tot.‹ Da lachen ja die Hühner!«
    »Du hättest den Brief erst morgen früh finden sollen«, sagte Kote müde. Sie gingen die Straße hinunter zum Wirtshaus.
    Bast sah sich den Mann an, den er trug, als bemerke er ihn erst jetzt. »Wer ist das?« Er schüttelte ihn ein wenig, betrachtete ihn neugierig und warf ihn sich dann wie einen Sack über die Schulter.
    »Irgend ein armes Schwein, das zur falschen Zeit am falschen Ort war«, sagte Kote wegwerfend. »Schüttele ihn nicht zu sehr. Sein Kopf könnte ein bisschen lose sein.«
    »Warum zum Teufel hast du dich denn überhaupt fortgeschlichen?«, verlangte Bast zu wissen, als sie das Wirtshaus betraten. »Wenn du mir schon einen Zettel hinterlässt, sollte wenigstensdraufstehen, was –« Bast bekam große Augen, als er Kote im Licht des Schankraums sah, blutig, dreckig und blass.
    »Jetzt darfst du dir Sorgen machen, wenn du magst«, bemerkte Kote trocken. »Es ist genau so schlimm, wie es aussieht.«
    »Du hast Jagd auf sie gemacht, nicht wahr?«, zischte Bast. »Nein. Du hast von dem, den Carter zur Strecke gebracht hat, ein Stück behalten. Ich kann dir kein Wort mehr glauben. Du hast mich belogen. Mich! «
    Kote seufzte. »Regst du dich wegen der Lüge auf oder weil du mich nicht dabei ertappt hast?«, fragte er und stapfte die Treppe hinauf.
    Bast stotterte: »Ich rege mich auf, weil du dachtest, du könntest mir nicht vertrauen.«
    Sie unterbrachen ihr Gespräch, betraten eins der vielen freien Zimmer im ersten Stock, zogen den Chronisten aus und legten ihn in ein Bett. Kote ließ die Mappe und den Reisesack des Mannes vor dem Bett auf dem Boden liegen.
    Nachdem er die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, sagte Kote: »Ich vertraue dir, Bast, aber ich wollte dich nicht in Gefahr bringen. Ich wusste, dass ich das auch alleine schaffe.«
    »Ich hätte dir helfen können, Reshi.« Bast klang gekränkt. »Du weißt, dass ich dir geholfen hätte.«
    »Du kannst mir immer noch helfen, Bast«, sagte Kote, ging in sein Zimmer und ließ sich auf der Kante seines schmalen Betts nieder. »Ich habe einige Wunden zu nähen.« Er begann sein Hemd aufzuknöpfen. »Ich könnte das selber machen. Aber an meine Schultern und meinen Rücken komme ich nur schwer ran.«
    »Red keinen Quatsch, Reshi. Ich mache das.«
    Kote wies zur Tür. »Meine Sachen sind im Keller.«
    Bast schnaubte verächtlich. »Ich nehme meine eigenen

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