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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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war reine Zeitverschwendung. Könnte ich diese achtlos fortgeworfenen Momente rückgängig machen, so könnte ich mir nichts Schöneres erhoffen, als mich in einem Lichte zu wärmen, das dem hellen Sonnenschein nicht nachsteht.‹«
    Sie lächelte. »Ein Lügner und noch dazu ein Dieb. Das hast du doch aus dem dritten Akt von Daeonica gestohlen.«
    Sie kannte auch Daeonica ? »Ich bekenne mich schuldig«, sagte ich. »Aber deshalb ist es nicht weniger wahr.«
    Sie sah Sovoy mit einem Lächeln an und wandte sich dann wieder an mich. »Schmeichelei ist gut und schön, aber deshalb nenne ich dir noch längst nicht meinen Namen. Sovoy hat mir erzählt, dass du an der Universität gut mit ihm Schritt hältst. Das bedeutet, dass du dich mit dunklen Mächten befasst. Wenn ich dir meinen Namen nenne, könntest du eine schreckliche Macht über mich erlangen.« Ihr Mund war ernst, aber in ihren Augenwinkeln zeigte sich ein Lächeln.
    »Das ist nur zu wahr«, erwiderte ich ebenso ernst. »Aber ich mache dir ein Angebot. Ich nenne dir im Gegenzug meinen Namen. Damit erlangst du dann ebenso Macht über mich.«
    »Damit würdest du mir ja mein eigenes Hemd verkaufen«, sagte sie. »Sovoy kennt deinen Namen. Und falls er mir noch nicht gesagt haben sollte, wie du heißt, könnte ich es im Handumdrehen von ihm erfahren.«
    »Wohl wahr«, sagte Sovoy, der erleichtert schien, dass wir uns daran erinnert hatten, dass er auch noch da war. Er nahm ihre Hand und küsste sie.
    »Er kann dir sagen, wie ich heiße«, sagte ich abschätzig. »Aber er kann dir meinen Namen nicht geben . Das kann nur ich.« Ich legte eine Hand auf den Tisch. »Mein Angebot steht. Meinen Namen für deinen. Nimmst du an? Oder werde ich auf immer gezwungen sein, von dir als von Aloine zu denken?«
    Ihre Augen funkelten. »Also gut«, sagte sie. »Aber du fängst an.« Ich beugte mich vor und forderte sie mit einem Wink auf, es mir gleichzutun. Sie ließ Sovoys Hand los und wandte mir ein Ohr zu. Mit der gebotenen Feierlichkeit flüsterte ich ihr meinen Namen ins Ohr. »Kvothe.« Sie duftete leicht nach Blumen, was vermutlich von einem Parfum herrührte, doch darunter war auch ihr eigener Duft wahrzunehmen. Sie roch nach grünem Gras und der freien Landstraße nach einem leichten Frühlingsschauer.
    Dann lehnte sie sich wieder auf ihrem Stuhl zurück und schien darüber nachzudenken. »Kvothe«, sagte sie schließlich. »Der Name passt zu dir.« Ihre Augen funkelten, als hüte sie irgendein Geheimnis. Sie sprach meinen Namen langsam aus, als würde sie ihn kosten, und nickte dann. »Was bedeutet er?«
    »Er bedeutet so manches«, erwiderte ich in meinem besten Taborlin-der-Große-Tonfall. »Aber so leicht lenkst du mich nicht ab. Ich habe bezahlt und unterstehe jetzt deiner Macht. Nennst du mir jetzt deinen Namen, dass ich dich damit ansprechen kann?«
    Sie lächelte und beugte sich wieder vor, und ich tat es ihr nach. Als ich meinen Kopf zur Seite drehte, strich mir eine ihrer Haarsträhnen über die Wange. »Dianne.« Ihr warmer Atem war wie eine Flaumfeder an meinem Ohr. »Dianne.«
    Wir lehnten uns wieder zurück. Als ich nichts sagte, fragte sie: »Und?«
    »Jetzt kenne ich ihn«, versicherte ich ihr. »So gut wie ich meinen eigenen kenne.«
    »Dann sag ihn.«
    »Das spare ich mir auf«, sagte ich und lächelte. »Mit solchen Geschenken sollte man achtsam umgehen.«
    Sie sah mich an.
    Ich gab nach. »Dianne«, sagte ich. »Dianne. Und auch dein Name passt zu dir.«
    Wir sahen einander eine ganze Weile an, bis ich bemerkte, dass Sovoy mich unverhohlen anstarrte.
    »Ich gehe dann mal wieder runter«, sagte ich und erhob mich schnell von meinem Stuhl. »Wichtige Leute wollen mich kennenlernen.« Sobald sie ausgesprochen waren, krampfte ich mich innerlichzusammen wegen der Peinlichkeit dieser Worte, aber mir fiel keine Möglichkeit ein, sie wieder zurückzunehmen, die nicht ebenso peinlich gewesen wäre.
    Sovoy erhob sich und schüttelte mir die Hand, zweifellos froh, mich los zu sein. »Toller Auftritt heute Abend, Kvothe. Man sieht sich.«
    Denna hatte sich ebenfalls erhoben. Sie sah mir in die Augen und lächelte. »Ich hoffe auch, dass man sich sieht«, sagte sie und gab mir die Hand.
    Ich schenkte ihr mein schönstes Lächeln. »Die Hoffnung stirbt zuletzt.« Es war witzig gemeint, doch schon in dem Moment, da es mir über die Lippen kam, erschien es mir nur noch rüpelhaft. Ich musste schleunigst hier weg, bevor ich mich noch weiter blamierte. Ich

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