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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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tatsächlich betrachtet.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde, und dann hörte ich hinter uns eine bekannte Stimme. »Da bist du!« Als ich mich umwandte, erblickte ich Sovoy, meinen groß gewachsenen und gut aussehenden Freund und Mitverschwörer aus der Höheren Sympathie.
    »Hier bin ich«, erwiderte ich, erstaunt, dass er nach mir suchte. Und noch weit mehr erstaunte mich, dass er so ungehobelt war, mich zu stören, während ich mich privat mit einer jungen Frau unterhielt.
    »Dann sind wir ja jetzt alle vereint.« Sovoy lächelte mich an, ging zu Denna und legte ihr ganz beiläufig den Arm um die Taille. Dann sah er sie an und zog neckisch die Stirn in Falten. »Ich suche den ganzen Saal ab, um dir dabei zu helfen, deinen Sänger zu finden, und währenddessen seid ihr beiden hier oben längst die dicksten Freunde.«
    »Wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen«, sagte Denna und legte eine Hand auf seine, die auf ihrer Hüfte ruhte. »Ich wusste doch, dass du wiederkommst, und sei es nur, um etwas zu trinken.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf einen freien Tisch in der Nähe, auf dem nur zwei Gläser Wein standen.
    Dann machten sie gemeinsam kehrt und gingen Arm in Arm zurück an ihren Tisch. Denna blickte sich zu mir um und machte mit den Augenbrauen eine Andeutung. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte.
    Sovoy lud mich mit einem Wink ein, mich zu ihnen zu gesellen, und zog mir auch einen Stuhl herbei. »Ich konnte erst gar nicht glauben, dass du das warst«, sagte er zu mir. »Ich meinte, deine Stimme zu erkennen, aber …« Er zeigte auf den zweiten Rang. »Man ist hier oben als Liebespaar recht ungestört, aber der Blick auf die Bühne lässt doch einiges zu wünschen übrig. Ich wusste gar nicht, dass du Laute spielst.« Er legte Denna einen seiner langen Arme um die Schultern und zeigte sein reizendes Lächeln, das seine blauen Augen erstrahlen ließ.
    »Ach, nur hin und wieder«, erwiderte ich und ließ mich auf dem Stuhl nieder.
    »Was für ein Glück für dich, dass ich entschieden habe, dass wir beide heute Abend ins Eolian gehen«, sagte Sovoy. »Sonst hättest du dich nur von Echos und Grillen begleiten lassen können.«
    »Dann stehe ich in deiner Schuld«, sagte ich und nickte ehrerbietig.
    »Du könntest dich revanchieren, indem du Simmon zum Partner nimmst, wenn wir das nächste Mal Corners spielen«, sagte er. »Dann müsste nicht immer ich für Verluste aufkommen, wenn der leichtsinnige Blödmann mit weiter nichts als einem Pärchen gegen die großen Trümpfe losgeht.«
    »Abgemacht«, sagte ich. »Auch wenn’s schwer fällt.« Ich wandte mich an Denna. »Was ist mit dir? Ich schulde dir einen großen Gefallen. Wie kann ich mich bei dir revanchieren? Ich erfülle dir jeden Wunsch – so weit es im Rahmen meiner Fähigkeiten liegt.«
    »Im Rahmen deiner Fähigkeiten«, wiederholte sie neckisch. »Was kannst du denn noch – außer so schön zu singen und zu spielen, dass es Tehlu und seine Engel zu Tränen rühren würde?«
    »Ich glaube, ich könnte alles«, sagte ich leichthin, »wenn du es von mir verlangen würdest.«
    Sie lachte.
    »Es ist aber gefährlich, einer Frau so etwas zu sagen«, schaltete sich Sovoy ein. »Besonders dieser Frau hier. Sie ist in der Lage und schickt dich los, ein Blatt von dem singenden Baum am anderen Ende der Welt zu holen.«
    Denna lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sah mich mit ihrem Katzenblick an. »Ein Blatt von dem singenden Baum«, sagte sie nachdenklich. »Das ist gar keine schlechte Idee. Würdest du das tun?«
    »Ja, das würde ich«, sagte ich und stellte erstaunt fest, dass ich es auch so meinte.
    Sie schien es zu erwägen, schüttelte dann aber schelmisch den Kopf. »Ich möchte dich nicht so weit fortschicken. Ich hebe mir den Gefallen für ein andermal auf.«
    Ich seufzte. »Dann stehe ich also weiterhin in deiner Schuld.«
    »Oh nein!«, rief sie. »Eine weitere Last auf Saviens Herzen …«
    »Mir ist das Herz so schwer, weil ich fürchte, dass ich nie deinen Namen erfahren werde. Ich könnte dich in Gedanken auch weiterhinFelurian nennen«, sagte ich. »Aber das könnte zu verhängnisvollen Verwirrungen führen.«
    Sie musterte mich. »Felurian? Das könnte mir gefallen, wenn ich nicht wüsste, dass du ein Lügner bist.«
    »Ein Lügner?«, erwiderte ich empört. »Mein erster Gedanke, als ich dich sah, war ›Felurian! Was habe ich getan? Dass ich mich dort drunten umschmeicheln ließ,

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