Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
ganzen Schwindel abblasen und noch mal von vorne anfangen …«
    Ambrose steuerte mit einigen gut gekleideten Freunden in unsere Richtung. Sie ließen den Blick über die Menge schweifen und suchten nach erhobenen Händen. Ambrose war nur noch gut vier Meter von mir entfernt, als er den Blick wieder senkte und sah, dass es meine Hand war, auf die er zuging.
    Er blieb abrupt stehen, sah mich finster an und lachte dann bellend auf. »Du armer Junge. Hast alle Zeit der Welt und keine Möglichkeit, sie sinnvoll zu nutzen. Hat Lorren dich immer noch nicht wieder reingelassen?«
    »Hammer und Horn«, murmelte Wilem müde hinter mir.
    Ambrose lächelte mich an. »Ich mache dir einen Vorschlag. Ich gebe dir für deinen Termin einen halben Penny und ein altes Hemd von mir. Dann hast du wenigstens was anzuziehen, während du dasHemd da im Fluss wäschst.« Ein paar seiner Freunde kicherten und musterten mich von oben bis unten.
    Ich gab mich weiter ungerührt, denn ich wollte ihm keine Genugtuung liefern. Aber in Wirklichkeit war ich mir nur allzu bewusst, dass ich lediglich zwei Hemden besaß, die, nachdem ich sie ein halbes Jahr lang ununterbrochen getragen hatte, nun auch allmählich aus dem Leim gingen. Hinzu kam, dass ich meine Sachen tatsächlich im Fluss wusch, weil ich für die Wäscherei naturgemäß kein Geld übrig hatte.
    »Nein, danke«, sagte ich. »Deine Hemdenzipfel sind mir ein bisschen zu verfärbt.« Ich zupfte unten vorn an meinem Hemd, um klarzumachen, was ich meinte. Ein paar Studenten lachten.
    »Verstehe ich nicht«, hörte ich Sim leise zu Wil sagen.
    »Er will damit andeuten, dass Ambrose …« Er hielt inne und überlegte »…  Edamete tass hat, eine Krankheit, die man sich bei Nutten holt. Da kriegt man dann einen Ausfluss, der –«
    »Ach so, schon klar«, beeilte sich Sim zu sagen. »Jetzt verstehe ich. Igitt. Und außerdem trägt Ambrose grün.«
    Ambrose zwang sich derweil, gemeinsam mit den anderen über meinen Scherz zu lachen. »Tja, das habe ich wohl verdient«, sagte er. »Also gut.« Er zog seinen Geldbeutel hervor und schüttelte ihn. »Wie viel willst du?«
    »Fünf Talente«, sagte ich.
    Er starrte mich an. Das war ein unverschämt hoher Preis. Einige der Umstehenden stießen einander an. Sie hofften offenbar, dass es mir gelingen würde, Ambrose das Mehrfache dessen abzuluchsen, was mein Termin eigentlich wert war.
    »Ach so, entschuldige«, sagte ich. »Soll ich dir das umrechnen?« Es war allgemein bekannt, dass Ambrose im vorigen Trimester durch die Arithmetikprüfung gerasselt war.
    »Fünf ist doch absurd«, sagte er. »Du kannst froh sein, wenn du ein Talent dafür bekommst.«
    Ich zuckte lässig mit den Achseln. »Einigen wir uns auf vier.«
    »Ein Talent und keinen Penny mehr«, entgegnete er. »Ich bin doch kein Vollidiot.«
    Ich holte tief Luft, atmete aber wieder aus, ohne etwas gesagtzu haben. »Ich kann dich vermutlich nicht auf … eins vier hochhandeln, oder?«, fragte ich, angewidert, wie wehleidig meine Stimme klang.
    Ambrose zeigte ein Haifischgrinsen. »Ich sag dir was«, erwiderte er großmütig. »Ich gebe dir eins drei dafür. Hin und wieder habe ich ja auch meine mildtätigen Momente.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte ich demütig. »Sehr großzügig von Euch.« Ich spürte die Enttäuschung der Umstehenden, dass ich mich so leicht erweichen ließ.
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte Ambrose selbstgefällig. »Es freut mich doch, wenn ich einem Bedürftigen helfen kann.«
    »In vintischer Münze sind das zwei Nobel, sechs Bits, zwei Pennys und vier Scherflein.«
    »Ich kann das selbst umrechnen«, schnauzte er. »Ich habe im Gefolge meines Vaters die ganze Welt bereist, schon als ich ein kleiner Junge war. Ich weiß mit Geld umzugehen.«
    »Natürlich.« Ich gab mich eingeschüchtert. »Wie dumm von mir.« Ich sah ihn neugierig an. »Dann warst du auch schon in Modeg?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte er geistesabwesend, während er weiter in seinem Geldbeutel herumwühlte und die unterschiedlichsten Münzen hervorzog. »Ich war sogar schon am Hof von Cershaen. Zwei Mal.«
    »Stimmt es eigentlich, dass der modeganische Adel es als verachtenswert empfindet, wenn ein Hochgeborener feilscht?«, fragte ich ganz unschuldig. »Ich habe gehört, dass man es dort als sicheres Zeichen dafür ansieht, dass derjenige entweder in Wirklichkeit von geringer Geburt ist oder sich in großen finanziellen Schwierigkeiten befindet …«
    Ambrose sah mich an, eine Hand

Weitere Kostenlose Bücher