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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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immer noch in seinem Geldbeutel. Er kniff die Augen zusammen.
    »Wenn das stimmt, ist es wirklich ausgesprochen nett von dir, dass du dich auf mein Niveau hinab begibst, nur um mir mit dieser Feilscherei ein wenig Freude zu bereiten.« Ich grinste ihn an. »Wir Ruh feilschen ja für unser Leben gern.« Bei den Umstehenden gab es leises Gelächter. Es waren mittlerweile etliche Dutzend.
    »Darum geht’s doch gar nicht«, erwiderte Ambrose.
    Meine Miene verwandelte sich in eine Maske der Besorgnis. »Oh, das tut mir aber Leid, Mylord. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du derart auf den Hund gekommen bist …« Ich ging auf ihn zu und hielt ihm mein Plättchen hin. »Hier, ich überlasse es dir für einen halben Penny. Hin und wieder habe ich auch meine mildtätigen Momente.« Ich stand nun direkt vor ihm. »Bitte, ich bestehe darauf. Ich freue mich immer, wenn ich einem Bedürftigen helfen kann.«
    Ambrose funkelte mich wütend an. »Ersticken sollst du daran«, zischte er. »Und denk immer dran, wenn du deine Bohnen frisst oder im Fluss deine Wäsche wäschst: Wir sprechen uns noch. Und zwar an dem Tag, an dem du hier mit leeren Händen den Abgang machst.« Er machte kehrt und ging, ein Bild gekränkten Stolzes.
    Es gab einigen Beifall von den Umstehenden. Ich verneigte mich in alle Himmelsrichtungen.
    »Wie würdest du das werten?«, fragte Wil Sim.
    »Zwei zu drei für Kvothe.« Sim sah mich an. »Nicht gerade eine deiner Spitzenleistungen.«
    »Ich habe heute Nacht nicht viel Schlaf gekriegt«, erwiderte ich.
    »Jedes Mal, wenn du so etwas machst, sorgst du doch dafür, dass er sich nur um so fürchterlicher an dir rächen wird«, sagte Wil.
    »Wir können uns allenfalls gegenseitig anschnauzen«, erwiderte ich. »Dafür haben die Meister gesorgt. Alles, was darüber hinaus ginge, würde dazu führen, dass wir wegen ungebührlichen Verhaltens aus dem Arkanum ausgeschlossen würden. Was glaubt ihr denn, warum ich ihm das Leben noch nicht zur Hölle gemacht habe?«
    »Weil du zu faul dazu bist?«, meinte Wilem.
    »Meine Faulheit ist einer meiner vorzüglichsten Charakterzüge«, erwiderte ich leichthin. »Wenn ich nicht so faul wäre, würde ich mir womöglich die Arbeit machen, Edamete tass zu übersetzen, und wäre schwer gekränkt, wenn ich erführe, dass es Edema-Ausfluss bedeutet.« Ich hob erneut die Hand, Mittelfinger und Daumen ausgestreckt. »Doch statt dessen gehe ich davon aus, dass es eine wörtliche Übersetzung des Namens der Krankheit ist – Nemserria –, und setze so unsere Freundschaft keinen unnötigen Belastungen aus.«
    Ich verkaufte meinen Termin schließlich an einen verzweifelten Re’lar aus dem Handwerkszentrum namens Jaxim. Ich feilschte ausdauernd und trieb den Preis schließlich bis auf sechs Jots und einen später näher zu bezeichnenden Gefallen.
    Die Prüfungen verliefen erwartungsgemäß relativ gut, besonders wenn man in Rechnung stellt, dass ich die Bibliothek immer noch nicht wieder nutzen durfte. Hemme hegte immer noch einen Groll gegen mich. Lorren gab sich sehr kühl. Elodin hatte den Kopf auf die Tischplatte gelegt und schien zu schlafen. Meine Studiengebühren wurden auf sechs Talente festgesetzt, was mich in eine interessante Lage versetzte …

    Die lange Straße nach Imre war fast völlig ausgestorben. Die Sonne schien durch die Baumwipfel, und der Wind trug schon eine Ahnung der baldigen Herbstkälte mit sich. Ich ging zuerst ins Eolian , um meine Laute abzuholen. Stanchion hatte am Vorabend darauf bestanden, dass ich sie dort ließ, damit ich sie, betrunken, wie ich war, auf dem langen Heimweg nicht beschädigte.
    Als ich dort ankam, lehnte Deoch am Eingang und ließ gerade eine Münze über seine Fingerknöchel laufen. Er lächelte, als er mich sah. »Hallo! Ich dachte schon, ihr drei wärt heute Nacht im Fluss gelandet, so wie ihr wanktet.«
    »Wir sind in unterschiedliche Richtungen gewankt«, erklärte ich. »Das hat es wieder ausgeglichen.«
    Deoch lachte. »Wir haben deine Freundin hier.«
    Ich gab mir alle Mühe, nicht rot zu werden, und fragte mich, woher er wusste, dass ich gehofft hatte, Denna hier zu treffen. »Ich weiß nicht, ob man sie als meine Freundin bezeichnen kann.« Sovoy war schließlich mein Freund.
    Er zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei. Stanchion hat sie jedenfalls hinter den Tresen gestellt. Hol sie dir besser schnell, bevor er vertraulich wird und anfängt, an ihr herumzufummeln.«
    Wut loderte in mir auf, und es gelang mir gerade noch,

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