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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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würde, dich auch noch aufzunehmen, würde die ganze Sache noch weiter eskalieren. Ich musste ihnen schon das kleine Geschenk verschweigen, das ich dir gestern gemacht habe.«
    »Dann bin ich jetzt also deine Mätresse?« Ich grinste.
    Threpe kicherte. »Wollen wir diese Analogie mal nicht zu weit treiben. Nein, ich werde vielmehr dein Ehestifter sein. Ich werde dir helfen, einen passenden Schirmherrn zu finden. Ich kenne hier im Umkreis von fünfzig Meilen jeden von edlem Geblüt und mit ausreichendem Vermögen, und daher dürfte das nicht allzu schwierig sein.«
    »Das wäre mir wirklich eine große Hilfe«, sagte ich in ernstem Ton. »Ich kenne hier in Imre nämlich so gut wie niemanden.« Dann kam mir ein Gedanke. »Apropos. Ich bin hier gestern Abend einer jungen Dame begegnet und habe leider nicht viel über sie erfahren. Wenn du dich hier in der Stadt auskennst …«, sagte ich voller Hoffnung.
    Er sah mich vielsagend an. »Ah, ich verstehe.«
    »Nein, nein, nein«, widersprach ich. »Es geht um das Mädchen, das mit mir gesungen hat. Meine Aloine. Ich würde ihr gern meine Aufwartung machen und mich bei ihr bedanken.«
    Threpe guckte, als glaube er mir zwar nicht, würde aber nicht darauf beharren. »Nun denn, warum nicht. Wie heißt sie denn?«
    »Dianne.« Er sah mich an, als wartete er auf noch etwas. »Mehr weiß ich nicht.«
    Er schnaubte. »Und wie sieht sie aus?«
    Ich spürte eine leichte Röte in meine Wangen steigen. »Sie hat dunkelbraunes Haar bis etwa hier.« Ich hielt mir eine Hand knapp unter die Schulter. »Jung, heller Teint.« Threpe sah mich erwartungsvoll an. »Hübsch.«
    »So so.« Er rieb sich die Lippen und überlegte. »Hat sie ihr Abzeichen schon?«
    »Das weiß ich nicht. Könnte sein.«
    »Wohnt sie hier in der Stadt?«
    Wiederum tat ich mein Unwissen mit einem Achselzucken kund und kam mir immer törichter dabei vor.
    Threpe lachte. »Also, ein bisschen mehr bräuchte ich schon.« Er blickte über meine Schulter. »Warte mal, da ist Deoch. Wenn irgend jemand dieses Mädchen kennt, dann er.« Er hob eine Hand. »Deoch!«
    »Es ist wirklich nicht so wichtig«, sagte ich schnell, doch Threpe überhörte das und winkte den breitschultrigen Mann an unseren Tisch.
    Deoch schlenderte herbei und lehnte sich an einen Tisch. »Was kann ich für euch tun?«
    »Unser junger Sänger hätte gern ein paar Auskünfte über eine Dame, der er gestern Abend hier begegnet ist.«
    »Das wundert mich nicht. Es waren ja einige Prachtweiber da. Ein oder zwei haben sich auch nach dir erkundigt.« Er zwinkerte mir zu. »Welche hat es dir denn angetan?«
    »Das ist es nicht«, widersprach ich. »Es geht um das Mädchen, das gestern Abend mit mir gesungen hat. Sie hat eine so schöne Stimme, und ich würde sie gern wieder sehen, um wieder gemeinsam mit ihr zu singen.«
    »Ich kann mir schon vorstellen, was für ein Lied ihr da anstimmen würdet.« Er grinste breit.
    Ich wurde erst recht rot und versuchte erneut zu widersprechen.
    »Ganz ruhig, von mir erfährt niemand etwas. Ich erzähle es nicht mal Stanchion, denn dann könnte ich es auch gleich der ganzen Stadt erzählen. Wenn der einen gebechert hat, ist er ein schlimmeres Klatschmaul als jedes Schulmädchen.« Er sah mich erwartungsvoll an.
    »Sie ist schlank und hat kaffeebraune Augen«, sagte ich, ehe mir bewusst wurde, wie das klang. Dann fuhr ich schnell fort, bevor Threpe und Deoch sich darüber lustig machen konnten: »Und sie heißt Dianne.«
    »Ah.« Deoch nickte bedächtig, und sein Lächeln wirkte nun ein wenig schief. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Ist sie von hier?«, fragte Threpe. »Ich glaube nicht, dass ich sie kenne.«
    »Du würdest dich an sie erinnern«, sagte Deoch. »Aber nein, ich glaube nicht, dass sie hier in der Stadt lebt. Man sieht sie nur hin und wieder. Sie ist viel auf Reisen, heute hier und morgen dort.«
    Er kratzte sich am Hinterkopf und sah mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck an. »Ich weiß nicht, wo du sie finden könntest. Aber pass auf, Junge. Die könnte dir leicht das Herz stehlen. Von ihrem Charme werden die Männer dahingerafft wie Ähren von einer Sichel.«
    Ich zuckte die Achseln, so als könnte mir nichts ferner liegen, und war froh, als Threpe das Thema wechselte und auf ein Gerücht zu sprechen kam, das über einen örtlichen Stadtrat im Umlauf war. Ich hörte den beiden noch eine Weile zu und lachte über ihre Anekdoten. Als ich mein Glas dann ausgetrunken hatte, verabschiedete ich mich

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