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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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schweifen. »Du hast hier Teccam und die Heroborica .« Ich überflog die Titel, suchte nach etwas, das Informationen über die Amyr oder die Chandrian enthalten mochte, aber nichts davon sah viel versprechend aus. »Und da ist ja auch Das Paarungsverhalten des gemeinen Draccus . Das hatte ich gerade halb durch, als ich rausgeschmissen wurde.«
    »Das ist die neueste Ausgabe«, erwiderte sie stolz. »Mit neuen Stichen und einem Kapitel über die Faen-Moite.«
    Ich strich mit dem Finger über den Rücken des Buchs. »Eine schöne Sammlung.«
    »Nun«, sagte sie. »Wenn du mir versprichst, dass du die Bücher nur mit sauberen Händen anfasst, darfst du gern ab und zu kommen und darin lesen. Und wenn du deine Laute mitbringst und etwas für mich spielst, leihe ich dir vielleicht sogar das eine oder andere Buch, wenn du versprichst, es pünktlich zurückzubringen.« Sie warf mir ein reizendes Lächeln zu. »Wir Verbannten sollten zusammenhalten.«
    Den ganzen Weg zurück zur Universität fragte ich mich, ob Devi nun mit mir flirtete, oder ob sie nur freundlich zu mir war. Am Ende der drei Meilen war ich bei dieser Frage nicht nennenswert vorangekommen. Ich erwähne das, um etwas klar zu machen: Ich war ein sehr kluger Kopf, ein angehender Held mit einem Alar wie aus Ramston-Stahl. Doch in erster Linie war ich ein fünfzehnjähriger Junge. Und wenn es um Frauen ging, war ich hilflos wie ein Lämmlein, das sich im Wald verlaufen hat.

    Ich fand Kilvin in seinem Büro in der Werkstatt. Er ritzte gerade für eine weitere Hängelampe Runen in eine Glashalbkugel. Ich klopfte an die offenstehende Tür.
    Er hob den Blick. »E’lir Kvothe, du siehst wieder besser aus.«
    Ich brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, dass er die Zeit drei Spannen zuvor meinte, als er mir auf Wilems Drängen hin Arbeitsverbot im Handwerkszentrum erteilt hatte. »Danke, Sir. Es geht mir auch besser.« Ich zückte meinen Geldbeutel. »Und ich möchte meine Schulden bei Euch begleichen.«
    Kilvin grunzte. »Du schuldest mir gar nichts.« Er widmete sich wieder seinem Werkstück.
    »Dann eben meine Schulden bei der Werkstatt«, beharrte ich. »Ich habe Eure Gutmütigkeit jetzt genug ausgenutzt. Wie viel schulde ich für das Material, das ich während meiner Lehre bei Manet verbraucht habe?«
    Kilvin arbeitete weiter. »Ein Talent, sieben Jots und drei Pennys.«
    Die Genauigkeit der Aussage verblüffte mich, denn er hatte nicht in seinen Büchern nachgesehen. Mir wurde schwindelig bei dem Gedanken, was der bärenhafte Mann alles im Kopf behielt. Ich nahm den Betrag aus meinem Beutel und legte die Münzen auf eine freie Stelle der Werkbank.
    Kilvin sah sie an. »E’lir Kvothe, ich gehe davon aus, dass du das Geld auf ehrlichem Wege erworben hast.«
    Sein Ton war so ernst, dass ich lächeln musste. »Ich habe es gestern Abend als Sänger und Lautenspieler in Imre verdient.«
    »Wird das Musizieren dort drüben so gut bezahlt?«
    Ich zuckte lässig die Achseln, immer noch lächelnd. »Ich weiß nicht, ob ich jeden Abend so viel damit verdienen werde. Es war ja schließlich mein erstes Mal.«
    Kilvin schnaubte und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Elxa Dals Hochmut färbt auf dich ab.« Er ritzte säuberlich einen Strich ins Glas. »Gehe ich recht in der Annahme, dass du nun nicht mehr abends bei mir arbeiten wirst?«
    Vor Entsetzen verschlug es mir den Atem. »Ich – ich würde doch nie –. Ich bin gekommen, um mit Euch darüber zu sprechen, dass –«. Dass ich wieder in der Werkstatt arbeiten will . Es war mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen, die Arbeit für Kilvin zu beenden.
    »Aber offenbar verdienst du mit deiner Musik ja mehr als mit der Arbeit hier.« Kilvin sah mit einem vielsagenden Blick zu den Münzen auf der Werkbank hinüber.
    »Aber ich will hier arbeiten!«, stieß ich bestürzt hervor.
    Kilvin lächelte. »Gut. Ich hätte dich wirklich nicht gerne ans andere Ufer verloren. Musik ist etwas Schönes, aber Metall hält ewig.« Zur Betonung schlug er mit zwei Fingern auf die Werkbank. Dann machte er mit der anderen Hand eine Geste, als wolle er mich fortscheuchen. »Geh jetzt. Und komm nicht zu spät zur Arbeit, sonst lasse ich dich noch ein weiteres Trimester lang Flaschen polieren und Erze mahlen.«
    Ich ging hinaus und dachte darüber nach, was Kilvin gesagt hatte. Es war das erste Mal, dass ich einer seiner Aussagen nicht von ganzem Herzen zustimmte. Metall rostet , dachte ich, Musik hält ewig .
    Die Zeit würde einem

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