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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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wären wir ein wieder vereintes Liebespaar in einer billigen aturischen Tragödie. Doch dann bremste sie sich im letzten Augenblick, und ihr dunkles Haar fiel nach vorn. Sie war so hübsch wie eh und je und hatte jetzt bloß noch einen großen blauen Fleck auf der Wange.
    »Oh nein«, sagte ich und hob vor Mitgefühl eine Hand vors Gesicht. »War ich das, als ich dich fallen ließ? Das tut mir wirklich sehr Leid.«
    Sie sah mich ungläubig an und lachte. »Du entschuldigst dich dafür, dass du mich aus einer Flammenhölle gerettet hast?«
    »Nur dafür, dass ich ohnmächtig geworden bin und dich fallen ließ. Das war wirklich dumm von mir: Ich hatte vergessen, die Luft anzuhalten, und habe irgendwelche Dämpfe eingeatmet. Hast du noch weitere Verletzungen davongetragen?«
    »Nur an Stellen, die ich dir in der Öffentlichkeit nicht zeigen kann«, sagte sie, verzog ein wenig das Gesicht und bewegte die Hüften auf eine Weise, die ich sehr verwirrend fand.
    »Nichts allzu Schlimmes, hoffe ich.«
    »Nun ja. Beim mein nächsten Mal erwarte ich, dass du das besser machst. Wenn ein Mädchen gerettet wird, möchte es insgesamt sanfter behandelt werden.«
    »Na gut. Dann betrachten wir das als Übung.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen uns, und Felas Lächeln schwand ein wenig. Sie hob eine Hand in meine Richtung, zögerte und ließ sie wieder sinken. »Aber mal im Ernst, Kvothe.Ich … Das war der schlimmste Augenblick in meinem ganzen Leben. Überall war Feuer …«
    Sie senkte den Blick. »Ich war mir sicher, dass ich sterben würde. Ich war mir absolut sicher. Und dann stand ich da so starr wie … wie ein verängstigtes Kaninchen.« Sie hob den Blick wieder, blinzelte Tränen fort, und dann war ihr Lächeln wieder da, strahlend wie eh und je. »Und dann kamst du und liefst durch das Feuer. Das war das Unglaublichste, was ich je gesehen habe. Das war wie … Hast du mal Daeonica gesehen?«
    Ich nickte und lächelte.
    »Du sahst aus wie Tarsus, als er aus der Hölle ausbricht. Als du durch das Feuer kamst, wusste ich, jetzt wird alles gut.« Sie trat einen kleinen Schritt auf mich zu und legte mir eine Hand auf den Arm. Ich spürte ihre Wärme durch mein Hemd hindurch. »Sonst wäre ich dort umgekommen –«. Sie verstummte verlegen. »Ich wiederhole mich.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber so war das gar nicht. Ich habe dich gesehen. Du hast nach einem Ausweg gesucht.«
    »Nein. Ich stand einfach nur da. Wie eins von diesen dummen Mädchen aus den Geschichten, die mir meine Mutter früher immer vorgelesen hat. Ich habe sie immer gehasst, diese Mädchen. Ich habe immer gefragt: ›Warum schubst sie denn die böse Hexe nicht aus dem Fenster? Warum mischt sie denn dem Oger kein Gift ins Essen?‹« Jetzt blickte Fela zu Boden, und ihr herabfallendes Haar verbarg ihr Gesicht. Ihre Stimme wurde leiser und leiser, bis es nur noch ein Flüstern war. »›Warum sitzt sie nur da und wartet darauf, gerettet zu werden? Warum rettet sie sich nicht selbst?‹«
    Mit einer Geste, die beschwichtigend gemeint war, nahm ich ihre Hand, und da fiel mir etwas auf. Ihre Hand war nicht das zarte, zerbrechliche Ding, das ich erwartet hatte. Vielmehr war sie kräftig und schwielig, die Hand einer Bildhauerin, die stundenlang mit Hammer und Meißel arbeiten konnte.
    »Das ist nicht die Hand einer hilflosen Jungfer«, sagte ich.
    Sie sah mich mit Tränen in den Augen an und stieß ein erstauntes Lachen aus, das halb wie ein Schluchzen klang. »Ich … Wie bitte?«
    Mir wurde bewusst, was ich da gesagt hatte, und ich wurde rot, fuhr aber fort. »Das ist nicht die Hand irgendeiner verhuschten Prinzessin, die einfach nur dasitzt und Spitze klöppelt und darauf wartet, dass irgendein Prinz sie rettet. Das ist die Hand einer Frau, die an einem Seil, das sie aus ihrem eigenen Haar geflochten hat, in die Freiheit klettern würde, oder die einen Oger, der sie gefangen hält, nachts im Schlaf erschlägt.« Ich sah ihr in die Augen. »Und das ist auch die Hand einer Frau, die es allein aus dem Feuer heraus geschafft hätte, wenn ich nicht da gewesen wäre. Sie hätte sich vielleicht verbrannt, aber sie hätte es geschafft.«
    Ich hob ihre Hand an meine Lippen und küsste sie. Es schien mir in diesem Moment eine passende Geste zu sein. »Aber dennoch bin ich froh, dass ich zur Stelle war und helfen konnte«, sagte ich und lächelte. »Also … wie Tarsus?«
    Ihr Lächeln blendete mich. »Wie Tarsus, Oren Velciter und ein Märchenprinz

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