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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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angebunden.
    »Das habt Ihr bereits zum Ausdruck gebracht, Mylord«, erwiderte er. »Das ist mein Preis. Und Ihr werdet gleich sehen, dass er gerechtfertigt ist.«
    Der Junge eilte aus dem Stall und führte einen absoluten Prachthengst mit sich. Er war sehr groß, mindestens achtzehn Handbreit, hatte ein stolzes Haupt und war von vorne bis hinten pechschwarz. »Er läuft für sein Leben gern«, sagte Kaerva voller Zuneigung. Dann strich er mit der Hand über den glatten, schwarzen Hals des Tieres. »Und schaut Euch diese Farbe an. Am ganzen Leib kein einziges helles Haar. Auch darum ist er seine zwanzig Talente wert.«
    »Die Farbe ist mir egal«, gab ich zurück, suchte nach Anzeichen für Verletzungen oder ein hohes Alter, konnte aber nichts entdecken. Er hatte ein glänzendes Fell und war jung und stark. »Ich muss mich nur schnell fortbewegen.«
    »Das verstehe ich«, erwiderte Kaerva. »Ich aber kann diese Farbe nicht einfach übersehen. Wenn ich noch ein oder zwei Spannen warte, wird mir irgend ein junger Lord nur für das prachtvolle Aussehen diese Summe zahlen.«
    Das war nicht unwahrscheinlich. »Hat er einen Namen?«, fragte ich und näherte mich ganz langsam dem schwarzen Hengst, ließ ihn an meinen Händen schnuppern und sich an mich gewöhnen. Das Feilschen lässt sich abkürzen, nicht aber das Anfreunden mit einem Pferd. Und es wäre sehr dumm, nicht darauf zu achten, welchen ersten Eindruck man auf einen feurigen jungen Kershaner macht.
    »Noch keinen festen«, erwiderte Kaerva.
    »Wie heißt du, mein Junge?«, fragte ich in sanftem Ton, damit er sich auch an den Klang meiner Stimme gewöhnen konnte. Er schnupperte vorsichtig an meiner Hand und passte mit seinem großen, klug blickenden Auge genau auf. Er wich nicht zurück, war aber auch nicht entspannt. Ich sprach weiter zu ihm, während ich ihm näher kam, und hoffte, dass der Klang meiner Stimme ihn beruhigen würde. »Du hast einen schönen Namen verdient. Eine schreckliche Vorstellung, dass dir irgend ein reicher Schnösel einen scheußlichen Namen wie Mitternacht oder so anheften könnte.«
    Ich legte ihm eine Hand auf den Hals. Er zuckte, wich aber nicht zurück. Ich musste mich seines Temperaments ebenso versichern wie seiner Ausdauer. Ich konnte es nicht riskieren, auf ein Pferd zu steigen, das sich dann als scheu erwies. »Jemand anderes würde dir vielleicht irgendeinen unschönen Namen mit Pech oder Kohle geben. Und der Himmel möge verhüten, dass du als Blackie endest. Das wäre wirklich kein passender Name für einen Rappenprinzen wie dich.«
    Mein Vater hatte immer so zu neuen Pferden gesprochen, in einer beschwichtigenden Litanei. Und während ich seinen Hals streichelte, sprach ich weiter, ohne überhaupt darauf zu achten, was ich sagte. Wörter spielen für Pferde keine Rolle, es geht einzig und allein um den Ton der Stimme. »Du bist etwas ganz Besonderes. Du solltest einen stolzen Namen tragen, damit die Leute nicht auf die Idee kommen, du wärest ein gewöhnliches Pferd. War dein voriger Besitzer ein Kealde?«, fragte ich. »Ve vanaloi. Tu keriam keta. Palan te?«
    Ich spürte, dass er sich beim Klang der ihm vertrauten Sprache ein wenig entspannte. Ich ging auf seine andere Seite, inspizierte ihn dabei weiter und ließ ihn sich an mich gewöhnen. »Tu Ketha?«, fragte ich. Bist du Kohle? »Tu mahne?« Bist du ein Schatten ?
    Ich wollte eigentlich »Abenddämmerung« sagen, aber mir fiel die Siaru-Vokabel dafür nicht ein. Doch statt innezuhalten, redete ich einfach weiter drauflos und inspizierte derweil die Hufe, um zu sehen, ob sie irgendwelche Beschädigungen aufwiesen. »Tu Keth-Selhan?« Bist du der Anfang der Nacht ?
    Der schwarze Hengst senkte den Kopf und berührte mich mit dem Maul. »Der gefällt dir, was?«, sagte ich mit einem leisen Lachen, da ich wusste, was wirklich geschehen war: Er hatte die getrockneten Äpfel gewittert, die ich in einer Tasche meines Umhangs bei mir trug. Doch das Entscheidende war, dass er nun ein Gefühl für mich bekommen hatte. Wenn er sich bei mir so wohl fühlte, dass er mich mit dem Maul anstupste, um mich um Futter zu bitten, dann konnten wir auch einen harten Tagesritt miteinander überstehen.
    »Keth-Selhan scheint mir ein passender Name zu sein«, sagte ich und wandte mich wieder an den Pferdehändler. »Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen muss?«
    Kaerva schaute beunruhigt drein. »Er scheut manchmal ein wenig auf der rechten Seite.«
    »Ein wenig?«
    »Nur ein wenig. Ich habe

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