Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
aber noch nicht erlebt, dass er deswegen durchgegangen wäre.«
    »Wie wurde er ausgebildet? Klassisch oder im Stil der Edema Ruh?«
    »Klassisch.«
    »Gut. Euch bleibt noch eine Minute, dieses Geschäft abzuschließen. Er ist ein schönes Tier, aber ich zahle keine zwanzig Talente für ihn«, sagte ich in unerschütterlichem Ton, aber ohne Hoffnung im Herzen. Er war eine Pracht und schon seiner Farbe wegen mindestens zwanzig Talente wert. Trotzdem musste ich versuchen, den Mann auf wenigstens neunzehn herunterzuhandeln. Dann blieb mir immerhin genug Geld für Kost und Logis in Trebon.
    »Also gut«, sagte Kaerva. »Sechzehn.«
    Einzig meine jahrelange Bühnenerfahrung verhinderte, dass ich vor Erstaunen den Mund aufriss. »Fünfzehn«, sagte ich und gab mich gereizt. »Und zwar inklusive Sattel- und Zaumzeug und einem Sack Hafer.« Ich holte Münzen aus meinem Beutel, so als wäre das Geschäft bereits abgeschlossen.
    Und kaum zu glauben, aber Kaerva nickte und schickte eine Stallburschen los, die Dinge zu holen.
    Ich zählte Kaerva die Münzen in die Hand, und einer seiner Gehilfen sattelte derweil den großen schwarzen Hengst. Der Kealde wich meinem Blick aus, das fiel mir auf.
    Wenn ich mich nicht so gut mit Pferden ausgekannt hätte, hätte ich geglaubt, dass ich hier hereingelegt wurde. Vielleicht war das Pferd gestohlen. Oder der Mann brauchte dringend Geld.
    Was auch immer dahinter steckte, es kümmerte mich nicht. Ich hatte ein wenig Glück verdient. Und das Beste dabei war, dass ich das Pferd mit Gewinn verkaufen konnte, wenn ich erst einmal in Trebon war. Und ich musste es ohnehin so schnell wie möglich wieder verkaufen, selbst wenn ich dabei Verlust machte. Stall, Futter und Pflege kosteten mich bei einem solchen Pferd mindestens einen Penny pro Tag. Ich konnte es mir gar nicht leisten, ihn zu behalten.
    Ich stopfte meinen Reisesack in eine Satteltasche, überprüfte Sattelgurt und Steigbügel und schwang mich dann auf Keth-Selhans Rücken. Er tänzelte ein wenig, wollte lospreschen. Da waren wir nun zu zweit. Ich zog an den Zügeln, und wir setzten uns in Bewegung.  

    Die meisten Probleme mit Pferden haben mit den Pferden selbst gar nichts zu tun, sondern rühren von der Ignoranz der Reiter her. Die Leute lassen ihre Pferde nicht richtig beschlagen, füttern sie schlecht, satteln sie nicht richtig und beklagen sich dann, man hätte ihnen einen halb lahmen, launenhaften Klepper mit eingesunkenem Rücken angedreht.
    Ich kannte mich mit Pferden aus. Meine Eltern hatten mir beigebracht, auf ihnen zu reiten und sie zu pflegen. Und obwohl ich hauptsächlich Erfahrungen mit robusteren Rassen gesammelt hatte, die eher zum Zug- als zum Reitpferd taugten, wusste ich doch, wie ich eine große Strecke möglichst schnell zurücklegen konnte.
    Wenn sie es eilig haben, neigen die meisten Leute dazu, ihr Reittier in kurzer Zeit zu sehr zu strapazieren. Sie rasen sofort im Galopp los und haben es dann binnen einer Stunde mit einem lahmen oder halb toten Tier zu tun. Der reine Schwachsinn. Nur ein absoluter Blödmann geht so mit einem Pferd um.
    Aber ehrlich gesagt, hätte ich Keth-Selhan auch zu Tode geritten, wenn mich das zur rechten Zeit nach Trebon gebracht hätte. Es gibt Situationen, da bin auch ich bereit, mich wie ein Scheißkerl zu verhalten. Ich hätte ein Dutzend Pferde tot geritten, wenn es mir geholfen hätte, mehr über die Chandrian und darüber zu erfahren, warum sie meine Eltern umgebracht hatten.
    Doch letztlich war das sinnlos. Ein totes Pferd brachte mich nicht nach Trebon. Ein lebendiges schon.
    Also begann ich sachte im Schritt, um Keth-Selhan aufzuwärmen. Er wollte schneller laufen, witterte wahrscheinlich meine Ungeduld, und das wäre auch in Ordnung gewesen, wenn wir nur ein paar Meilen vor uns gehabt hätten. Ich brauchte ihn aber für die nächsten fünfzig, womöglich gar siebzig Meilen, und da hieß es Geduld wahren. Ich musste ihn ein oder zwei Mal bremsen, bis er von sich aus beim Schritt blieb.
    Nach einer Meile ließ ich ihn ein wenig traben. Er lief sehr regelmäßig, selbst für einen Khershaner, aber im Trab wird man so oder so durchgerüttelt, und es zerrte an der frischen Naht an meiner Seite. Nach einer weiteren Meile ließ ich ihn kantern. Und erst als wir Imre schon drei oder vier Meilen hinter uns gelasssen hatten und auf einen geraden, ebenen Straßenabschnitt kamen, ging ich mit ihm in den Galopp.
    Als er schließlich die Chance bekam, so schnell zu laufen, wie er wollte,

Weitere Kostenlose Bücher