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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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meine Sympathielampe für den Handbetrieb. »Oho«, sagte sie neugierig, schaltete die Lampe an und richtete das Licht an die Wand. »Das ist interessant.«
    Ich verzog das Gesicht. »Alles, bis auf das«, sagte ich. »Ich habe Kilvin versprochen, dass ich diese Lampe nicht aus der Hand gebe. Ich habe ihm mein Wort darauf gegeben.«
    Sie sah mich mit freimütigem Blick an. »Aber du weißt doch: In der Not frisst der Teufel Fliegen.«
    »Ich habe ihm mein Wort gegeben«, beharrte ich. Ich löste das Abzeichen des Eolian von meinem Umhang und legte es neben Rhetorik und Logik auf den Tisch. »Das hier ist auch nicht eben leicht zu ergattern.«
    Devi ließ den Blick über die Laute, das Buch und das Abzeichen schweifen und atmete dann tief durch. »Kvothe, ich sehe, dass dir diese Sache wichtig ist, aber das geht einfach nicht. Für eine solche Summe bist du einfach nicht gut. Du bist ja kaum für die vier Talente gut, die du mir bereits schuldest.«
    Das tat weh, vor allem, weil ich wusste, dass es stimmte.
    Devi überlegte noch einmal kurz und schüttelte dann entschieden den Kopf.
    »Nein, allein schon die Zinsen … In zwei Monaten würdest du mir über fünfunddreißig Talente schulden.«
    »Oder etwas von entsprechendem Wert«, sagte ich.
    Sie lächelte mich an. »Und was besitzt du, das fünfunddreißig Talente wert wäre?«
    »Zugang zur Bibliothek.«
    Devi erstarrte. Ihr leicht gönnerhaftes Lächeln gefror. »Du lügst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß mit Sicherheit, dass es eine Möglichkeit gibt, da hineinzukommen. Ich habe diesen Zugang noch nicht gefunden, aber ich werde ihn finden.«
    »Das klingt aber sehr hypothetisch«, erwiderte sie skeptisch. Doch in ihrem Blick lag etwas, das mehr war als nur ein Wunsch. Es ähnelte eher einem unstillbaren Hunger oder leidenschaftlichem Verlangen. Ich spürte, dass sie mit der gleichen Unbedingtheit in die Bibliothek wollte wie ich. Vielleicht sogar dringender.
    »Das habe ich zu bieten«, sagte ich. »Wenn ich dir das Geld zurückzahlen kann, werde ich es tun. Und wenn nicht, dann gilt: Wenn ich einen Zugang zur Bibliothek finde, werde ich ihn mit dir teilen.«
    Devi sah an die Decke, so als würde sie im Kopf nachrechnen. »Mit diesen Dingen als Pfand und dem möglichen Zugang zur Bibliothek kann ich dir zwölf Talente leihen.«
    Ich erhob mich und schwang mir meinen Reisesack über die Schulter. »Es tut mir Leid, aber wir verhandeln hier nicht«, sagte ich. »Ich informiere dich lediglich über die Bedingungen für dieses Darlehen.« Ich lächelte entschuldigend. »Entweder zwanzig Talente oder gar nichts. Entschuldige bitte, das hätte ich gleich zu Anfang klarstellen sollen.«

Kapitel 71
    Die sonderbare Anziehung

    D rei Minuten später stand ich vor dem Eingang des nächsten Mietstalls. Ein gut gekleideter Kealde lächelte mir zu und kam, um mich zu begrüßen. »Guten Tag, Sir«, sagte er und gab mir die Hand. »Mein Name ist Kaerva. Darf ich fragen –«
    »Ich brauche ein Pferd«, sagte ich und schüttelte ihm rasch die Hand. »Gesund, ausgeruht und gut genährt. Ein Pferd, das heute noch sechs Stunden harten Ritt verkraftet.«
    »Gewiss, gewiss«, sagte Kaerva, rieb sich die Hände und nickte. »Mit dem Willen Gottes ist alles möglich. Ich würde Euch herzlich gerne …«
    »Hört zu«, unterbrach ich ihn. »Ich bin in Eile, also lasst uns bitte gleich zur Sache kommen. Ich werde kein Desinteresse vortäuschen, und Ihr werdet meine Zeit nicht damit vergeuden, mir irgendwelche Klepper und Schindmähren vorzuführen. Wenn ich in zehn Minuten kein Pferd gekauft habe, gehe ich woanders eins kaufen.« Ich sah ihm in die Augen »Lhinsatva?«
    Der Kealde war entgeistert. »Sir, den Kauf eines Pferdes sollte man nicht überstürzen. Kein Mensch würde sich je in zehn Minuten eine Ehefrau aussuchen, und unterwegs, auf den Straßen, ist ein Pferd wichtiger als eine Ehefrau.« Er lächelte verschämt. »Selbst Gott hat –«
    Ich schnitt ihm erneut das Wort ab. »Gott kauft heute kein Pferd. Ich kaufe eins.«
    Der dünne Kealde hielt inne, um seine Gedanken zu ordnen. »Also gut«, sagte er leise, mehr zu sich selbst als zu mir. » Lhin, dann kommt bitte mit und schaut Euch an, was wir haben.«
    Er führte mich um den Stall herum zu einem Pferch. Dort zeigte er auf ein Pferd in der Nähe des Zauns. »Diese gescheckte Stute dort ist ein so solides Tier, wie Ihr Euch nur eins erhoffen könnt. Sie trägt Euch …«
    Ich beachtete ihn nicht weiter und

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